Aaaadria

Freitag, 7.9.2018
Triest – Grado, 47 km, insgesamt 2781 km
Erster Halt bereits 2 km nach dem Campingplatz bei einer kleinen Ansammlung von Geschäften – ein Laden für Sportbekleidung, ein Fahrradgeschäft, ein Lebensmittelladen und ein Cafe. Super Kombination. Da ich heute morgen festgestellt habe, dass sich die Sohle von meinen Sandalen löst und diese generell ziemlich aufgelöst aussehen (trotz Notklebung mit Uhu vom Herrn mit dem Wohnmobil neben uns in Maribor), kaufen wir spontan ein neues Paar Sandalen und lassen die alten gleich im Laden. Im Radladen bekommen wir zwei Paar Bremsklötze für Catrins Magura, weil die schon ziemlich runtergebremst sind. Und im Lebensmittelladen versorgen wir uns für den Tag. Die nächsten 18 Kilometer geht es mehr oder weniger stetig bergab – von 377 hm wieder bis zur Küste. Zwischenzeitlich nieselt es leicht bis mäßig. Wir kommen durch das Dorf Prosecco, dem Namensgeber des Weines, das bis 2009 die Bezeichung einer Rebsorte und seit 2010 eine Herkunftsbezeichnung ist.

 

Wir trinken hier allerdings keinen. Nach einer Pause an einem Straßencafe ist Catrins Hinterrad wieder platt. Diesmal ist der Verursacher ein Glassplitter, den wir wahrscheinlich schon vor einigen Tagen aufgesammelt haben. Ich wechsle den Schlauch. Der Mantel sieht mittlerweile ziemlich mitgenommen aus und muss bald erneuert werden. Passenderweise macht der Regen eine Pause. Wir fahren weiter die Landstraße bis kurz vor Grado zum Campingplatz „Al Bosco“. Unterwegs kommen wir an zwei anderen Camps vorbei, die mit imposanter Einfahrt und Beflaggung teuer aussehen. Passenderweise hört der Regen auf und die Sonne erscheint. Peter findet Spielkameraden bei einer Familie aus Bayern, die mit 4 Söhnen hier sind. Das Meer ist hier eine eher schlammige Angelegenheit, aber im Strand davor kann man Burgen bauen! Abends bei Vino und Mücken an der Freiluftbar. Man spricht deutsch, mit deutlich österreichischem Einschlag.

 

Samstag, 8.9.2018
Grado – Lignano, 50 km, insgesamt 2831 km
Grado soll lt. Reiseführer ein malerisches Ficherdörfchen sein – habe ich wahrscheinlich falsch verstanden, der Tourismus boomt und ich glaube nicht, dass hier jemand mit Fischen sein Geld verdienen will. Nett aussehen tut es jedenfalls.

 

Interessant ist die Kirche, nix mehr mit Barock, sondern schlichte Basilika mit Mosaikfußboden und Freskenresten.

 

Über einen langen Damm geht es aufs Festland. In Aquileia schauen wir uns die ziemlich alte Basilika an: Erhalten sind große Teile des Mosaikfußbodens aus dem 4. Jhd. Zu sehen ist auch der Boden eines römischen Hauses aus dem 1. Jhd. Und auf den Turm kann man auch. Der ist vergleichsweise neu – 11. Jhd.

 

Dann fahren wir durch eine ziemlich flache Landschaft zügig nach Marano Lagunare, wo wir ein Schiff nach Lignano nehmen wollen. Lt. Internet fährt das Boot zu jeder graden Stunde. Wir erreichen die Anlegestelle passend um 15:45. Allerdings informiert ein Schild, dass die nächste Abfahrt erst um 18:00 Uhr ist. Also genügend Zeit für ein, zwei Friulano (ist das gleiche wie Tokajer, ein fruchtiger Weißwein, trocken ausgebaut gar nicht schlecht).

Auf dem Boot nähern wir uns Lignano, dicht bebaut mit Hotels, Appartements, Restaurants und Läden. Wir landen in einem touristischem Hot Spot. Noch 3 km, dann sind wir auf dem Camping Sabbiadoro, ein großes Teil mit Kinderanimation und sauberen Sanitäranlagen. Egal, es ist 19:00 Uhr und wir wollen nicht mehr weiter.

Sonntag, 9.9.2018
Lignano – Caorle, 59 km, insgesamt 2890 km
Wir machen uns auf den Weg ins Luftlinie 15 km entfernte Caorle. Leider liegt die Lagunenlandschaft dazwischen, sodass es kilometermäßig doch länger wird. Wir folgen grob der Eurovelo 8 zunächst durch das Mündungsgebiet des Tagliamento bis Latisana. Zwischendurch kommen wir an einer Schwenkbrücke vorbei, die gerade für Schiffe geöffnet ist. Am aushängenden Plan sehen wir dass sie aber in 15 Minuten für Radfahrer und Fußgänger aufschwenkt. Diese paar Minuten warten wir gern ab, um über den Kanal zu kommen.

 

In San Michele kurze Eis- und Kaffeepause. Dann geht es weiter durch das Lagunengebiet. Die Landschaft präsentiert sich platt wie ein Pfannkuchen. Nach den Bergen in Slowenien sind wir anderes gewöhnt. Der Anblick gestaltet sich relativ eintönig. So machen wir nur ein paar Trinkpausen und kommen am frühen Nachmittag in Caorle am Campingplatz an. Prima: er liegt direkt am Meer und hat Strandzugang. Und die Liegen brauchen wir auch nicht bezahlen. Wir genießen den Restnachmittag mit faulem Strandleben. Peter pladdert im Wasser und wühlt im Sand. Die Eltern liegen entspannt auf der Liege und lesen.
Abends Pizza in einem für einen Touristenort guten Ristorante mit aufmerksamem Personal.

 

 

Montag, 10.9.2018
Caorle – Punta Sabbioni, 48 km, insgesamt 2938 km
Wir fahren die Landzunge entlang. Nach zwei km stoppt uns ein Wasserlauf, glücklicherweise geht eine Fähre hinüber.

 

Vor Lido di Jesolo trinken wir einen Cappuccino an einem malerischen Fleckchen, Fischerboote, Pinien.

 

Anschließend wird es etwas gruselig – kilometerweit ziehen sich Hotels, Restaurants, Appartments, Bars und Touristenläden mit Aufblastieren dahin. Jetzt in der Nachsaison nur dünn belebt, verstärkt es den seltsamen Eindruck. Kennt jemand Loriots „Schau mal, Mutti, ein Esel“? Irgendwann lassen wir auch diesen Urlaubsort hinter uns und wir fahren auf der Lagunenseite eine wenig befahrene Straße direkt am Wasser entlang bis Punta Sabbioni – hier ist die Halbinsel zu Ende und es geht nur noch mit dem Boot weiter, vorzugsweise nebenan nach Venedig.

 

Wir quartieren uns auf dem kleinen Campingplatz Al Batéo in der Nähe des Fähranlegers ein und verbringen den Nachmittag mit Wäschewaschen, Radpflege und anderen unwichtigen Dingen mehr. Ich fahre in den 5 km entfernten Supermarkt und kaufe ein. Morgen haben sich unsere Töchter Carolin und Johanna für einen Kurzbesuch angekündigt. Wir werden die nächsten Tage hier bleiben und uns Venedig ansehen.

Triest

Montag, 3.9.2018
Ljubljana – Postojna, 58 km , gesamt 2644 km
Es nieselt morgens, das haben wir eigentlich anders geplant. Die ersten 20 km geht es noch entlang von straßenbegleitenden Radwegen – nun ja, was hier so Radweg genannt wird, streckenweise war es ein geschotteter Seitenstreifen auf der linken Straßenseite. In Vrhnika (Oberleibach ist einfacher auszusprechen) platzt eine Grundschule und ein Strom von Erstklässlern gemeinsam mit den stolzen Eltern ergießt sich vor uns auf dem Bürgersteig. Schultüten gibt’s hier nicht und auch der Ranzen scheint am ersten Schultag zu Hause zu bleiben. Stattdessen sind alle Kinder vorbildlich mit Warnwesten ausgestattet und die Eltern schleppen Kartons mit Schulbüchern (so sieht es zumindest aus) aus der Schule raus. Wir setzen uns in ein Cafe neben weitere „Einschulungsfamilien“, anschließend hat der Regen Pause, hurra! Wir fahren in die Berge mit entsprechenden Steigungen und betrachten die dunklen Wolken mit gemischten Gefühlen.

 

 

In Planina folgen wir einem Schild zu einer Tropfsteinhöhle. Keine Parkplätze für Touristen, keine breite Zufahrt – schließlich finden wir einen gähnenden Höhleneingang, aus dem ein Flüsslein rauscht.

 

 

Mit Taschenlampen bewaffnet ziehen wir durch eine beeindruckend große Höhle los. Leider wird unser Forscherdrang nach ein paar Dutzend Metern von einem verschlossenen Gitter gebremst. Die Höhle kann nur mit einem Führer besichtigt werden. Wie wir später lesen, handelt es sich um einen großen See unter Wasser, hier braucht man nicht nur einen Führer, sondern auch ein Boot. Wir picknicken im Höhleneingang und entgehen dem wieder einsetzenden Regen. Peter ist die Höhle unheimlich, er sieht Höhlenbären in der Dunkelheit. Irgendwann müssen wir doch weiter, über die nächste Anhöhe. Als wir in Postojna ankommen, sind wir so durchnässt, das wir uns von der Touristeninfo das nächstbeste Hotelzimmer vermitteln lassen. Schade eigentlich, wir verpassen den Campingplatz, auf dessen Gelände eine kleine Tropfsteinhöhle sein soll.

 

Dienstag, 4.9.2018
Postojna
Morgens Nebel, mal ein ganz ungewohntes Wetter. Wir laufen zur Tropfsteinhöhle und sind wie letztes Jahr beeindruckt: Auf Schienen fährt ein Bähnchen 2 km in den Berg hinein, wir queren mehrere Höhlen, von denen jede einzelne in Deutschland eine Touristenattraktion wäre.

 

Dann geht es auf einen 1,5 km langen Rundgang durch prächtige Höhlen mit wunderbaren Tropfsteinformationen. Wir kennen die Höhle schon vom letztjährigen Sommerurlaub, sie ist aber auch beim zweiten Besuch beeindruckend.

 

Am Nachmittag gehen wir ins „Karst-Museum“. Eine gut gemachte Ausstellung über die Entstehung des Kalksteingebirges, den Höhlen und dem Leben darin und darüber.
Seit Mittag hat sich die Sonne durchgesetzt. Wir sitzen abends auf dem zentralen Platz in Postojna und genießen die Abwesenheit von Regen.

Mittwoch, 5.9.2018
Postojna – Osp, 61 km, insgesamt 2705 km
Nachdem der Morgennebel sich gehoben hat, kommt ein wunderschöner Tag mit Sonne. Wir folgen heute dem Track, der in der Karte (OSM) als Eurovelo 9 markiert ist. Meist kleine Nebenstraßen, aber auch Schotterwege und ein schmaler Waldweg. Dementsprechend mehr auf und ab.

 

Wir kommen durch Betanja nach Skocjan mit der Doline, durch die die Reka fließt. Die Höhle haben wir uns letztes Jahr im Urlaub angesehen. Jetzt stehen wir oben am Rand der Doline bei Sonnenschein, zwischen Schmetterlingen und wildem Thymian.

 

 

 

 

In einem Gebäude sind Fotos von der Höhle ausgestellt, in einer restaurierten Scheune ist eine Austellung über die Getreideernte in früheren Jahren. Kaum Touristen, alles sehr beschaulich. Auf dem weiteren Weg kommen wir über ein Hochplateau und haben schließlich einen weiten Blick aus hundert Metern Höhe bis zur Küste und dem Meer. Adria in Sicht! Über das Tal schwingt sich im kühnen Bogen die Autobahn.

 

Mit halsbrecherischem Gefälle geht es ins Tal hinab, die letzten 6 km bis zum Campingplatz müssen wir kaum noch in die Pedale treten. Stattdessen sorgen wir uns um unsere Bremsen. Der Campingplatz in Osp ist eine Wiese neben einer Bar, deren Betreiber ein Deutschsprachiger ist. Wir zelten mit Panoramablick auf den Steilhang. Das Zelt vermittelt nach 5 Nächten in geschlossenen Zimmern ein Gefühl wie zu Hause. Endlich wieder im Zelt schlafen!

 

 

 

 

Donnerstag, 6.9.2018

Osp – Camping Pian del Grisa bei Triest, 29 km, insgesamt 2734 km
Erstes Ziel ist Noghere, wo ein Decathlon ist – meine Regenjacke hat sich als wenig tauglich erwiesen und ich hätte gerne Ersatz. Nach 2 km überqueren wir die Grenze nach Italien – auch hier keine Pauken und Trompeten, sondern nur ein verschmiertes Grenzschild. Das erste Auto, das uns entgegenkommt, hat ein Hamburger Kennzeichen.

 

Den Decathlon finden wir in einem riesigen Einkaufszentrum, dessen Zugang anscheinend ausschließlich durch eine große Tiefgarage führt.

 

Ob die neue Jacke ihren Zweck erfüllt, werden wir erst beim nächsten Regen erfahren. Heute ist das Wetter sonnig und ein paar Grad wärmer als die letzten Tage in Slowenien. Weiter durch rauschenden Verkehr bis Triest hinein. Im Zentrum sind die Straßen rechtwinklig angelegt, gesäumt von mehrstöckigen Palazzi, mal mehr, mal weniger hübsch.

 

 

Wo laut Plan eine Touristeninfo sein soll, ist nur ein leeres, im Umbau befindliches Gebäude. Dann suchen wir das Eisenbahnmuseum im ehemaligen Bahnhof. Das ist leider seit Sommer 2017 geschlossen wegen Renovierung. Renovierungsbedürftig sieht das Gebäude auch aus, aktiv daran gearbeitet wird aber wohl eher nicht. Ok, dann gehen wir halt ins Meeresmuseum. Dort finden wir heraus, das es leider nur von 9 bis 13 Uhr geöffnet hat, und da sind wir zu spät dran. Letzter Versuch: Aquarium. Das hat tatsächlich geöffnet und präsentiert die Meeresfauna aus dem Golf von Triest. Am Nachmittag machen wir uns auf den Weg zum Campingplatz. Es sollen nur wenige Kilometer sein, allerdings liegt der Campingplatz oben auf den Triest umschließenden Hängen. Das Sträßchen steigt steil an, wir können auch schiebend die Räder mit Gepäck kaum hinaufwuchten. Eine Dame spricht uns an und sagt, dass es die nächsten 2 km steil bergauf geht. Anscheinend wirken wir entsprechend hilfsbedürftig, sie bietet uns an, unser Gepäck hinaufzufahren. Das Angebot nehmen wir dankend an. Dann schiebe ich mein Rad mit Peters Rad angekoppelt ohne Gepäck den Berg hinauf, was anstrengend genug ist. Catrin, Peter und Gepäck werden zum Campingplatz hochgefahren. Auf dem Rückweg sammelt die Dame mich wieder ein, Catrin schiebt den Rest hinauf und ich beginne erneut den Anstieg mit Catrins Rad.

 

Peter bleibt unterdessen beim Gepäck am Campingplatz. Schließlich sind wir oben mit Rädern und Gepäck. Ich verifiziere: Nach einer Strecke von ca. 1,8 km zeigt das Navi 344 Höhenmeter – das sind im Durchschnitt 19% Steigung. Oben steht ein Schild und warnt vor 23% Gefälle. Großen Dank an die spontane Hilfsbereitschaft!

 

Als Andenken habe ich mir eine dicke Blase am Fuß gelaufen. Sandalen sind halt keine Bergschuhe.

Ljubljana

Freitag, 31.8.2018
Litija – Ljubljana, 38 km, gesamt 2586 km
Die Wolken hängen tief, aber kein Regen mehr. Wir frühstücken in aller Ruhe und bekommen Kaffee und Kakao vom Haus. Der treue Collie kommt mit einer zerkauten Frisbee an und will spielen. Peter überwindet laaangsam seine Furcht vor Hunden, wirft tatsächlich immer wieder das Hundespielzeug und traut sich schließlich sogar, den Hund zu streicheln. Super, Camping mit Therapiehund.

 

 

Zum Abschied bekommen wir noch ein paar frisch gepflückte Zwetschgen und machen uns auf den Weg. Der Wetterbericht für die nächsten Tage verkündet viel Regen, deswegen quartieren wir uns in Ljubljana für die nächsten drei Tage im Hostel Ava ein. Wir bekommen ein kleines Gammelzimmerchen, aber es kostet nicht viel und ist mitten im Zentrum. Nachdem wir das Zimmer bezogen haben, setzt wieder Regen ein. Ärgerlicherweise regnet es durchs geschlossene Dachfenster rein – wir bekommen ein anderes Zimmer, das sogar ein wenig größer ist (12 statt 9 qm, yeah). Später bummeln wir durch das Zentrum – wirkt freundlich, viele junge Leute, Bars, Restaurants, kleine Lädchen, hübsche Fassaden.

 

 

Wir landen auf einem Gourmet-Markt mit Musik und vielen interessanten Essständen, Preisniveau wie auf dem Frankfurter Opernplatzfest. Zu Peters Freude lädt ein Zulieferer einen Haufen Eiswürfel aus Styropor-Lieferboxen an einer Straßenecke ab. Lädt zum Spielen ein.

 

Restauranttipp: Im Durchgang unmittelbar neben dem Hostel Ava ist ein supergünstiges Restaurant „Tartuf“, qualitativ so lala, aber den Preis wert. Leider nur von Montags bis Freitags geöffnet. Trubarjeva cesta 5.

Samstag, 1.9.2018
Ljubljana
Es ist trüb und regnerisch. Vormittags machen wir eine Stadtführung von „free walking tours“ mit, die uns schon in Budapest gut gefallen hat. Sie endet in einem Platzregen, den wir im Zugang zu einer Tiefgarage abwarten. Die Zeit nutzen wir, um uns vom freundlichen Guide (der plötzlich auch wunderbar Deutsch spricht) Tipps für Unternehmungen mit Kind und Restauranttipps geben zu lassen. Danach mit Peter ins „Illusionsmuseum“ mit optischen Täuschungen, Zusammensetzspielen, Spiegelungen und mehr. Peter ist begeistert.

 

 

 

 

Am späten Nachmittag nehmen wir an einer Weinprobe teil, in einem schönen Weinkeller werden einer international sehr gemischten Gruppe slowenische Weine präsentiert. Mich begeistert keiner der Weine, für auf der Schale gekelterten Weißwein („orange whine“) oder Cviček, einem Cuvee aus Weiß- und Rotwein kann ich mich nicht so erwärmen. Auch der dargebotene „Renski Rizling“ – Rhein-Riesling, zur Unterscheidung vom Welschriesling – hat ein starkes Petrol-Aroma und schmeckt mir persönlich aus Weinbergen vom Rhein deutlich besser. Der Blaufränkische („Modra Frankinja“) war anständig, aber nicht so gut wie schon am Neusiedler See getrunken. Ein Malvasier („Malvazija“, trockener Weißwein) war bei der Verkostung leider nicht dabei, davon habe ich schon ansprechende Weine hier getrunken.

 

 

Nach der Weinprobe zeigen sich ein paar blaue Flecken am Himmel und die Innenstadt füllt sich mit Menschen.

 

 

Restauranttip: Druga Violina („zweite Geige“), Stari trg 21. Slowenische Küche. Preiswert, Essen ok, Bedienung (in unserem Fall) etwas sperrig. Ein soziales Projekt, in dem auch Behinderte arbeiten.

Sonntag, 2.9.2018
Ljubljana
Vormittags gehen wir im Dom in die Messe. Die Predigt war bestimmt gut, auf Slowenisch für uns leider nicht verständlich.

 

Danach mit der Standseilbahn auf die Burg. Die ist im Laufe der Jahrhunderte vielfach umgebaut und restauriert worden, so dass von der Originalsubstanz, egal welcher Bauepoche, nicht mehr viel übrig ist.

 

Danach noch ins „Experimente-Museum“. Große Seifenblasen ziehen, Experimente mit Schall, Reaktionsgeschwindigkeitstest und vieles andere mehr. Wir bekommen eine deutschsprachige Erklärung aller Experimente. Ein freundlicher Mitarbeiter versucht Peter, auf Deutsch einiges zu erklären. Peter freut sich: Nur ein Tag mit Museum ist ein guter Tag. Wir beschließen den Tag in einer Cafe/Bar am Flussufer und hoffen auf trockenes Wetter am Montag.

 

sLOVEnien

Montag, 27.8.2018
Veržej-Banovci – Maribor, 61 km, gesamt 2407 km
Beim Aufstehen schauen wir in die Sonne. Herrlich! Das Wetter ist wieder besser. Trotz durchgehend Sonne wird es aber heute nicht allzu heiß. Zum Glück, denn heute fahren wir unsere erste Bergetappe (Martin: Eher Hügeletappe). Die Straßen schlängeln sich durch sanfte Hügel (Alpenausläufer). Wir fahren auf (puh) und ab (toll) durch die wunderschöne, sattgrüne Landschaft, garniert mit ein paar kleineren Seen. Ein hübsch rausgeputztes Dorf reiht sich an das nächste. Welch Augenweide nach den vielen verfallenen Häusern in Ungarn. Hier wurde alles hübsch renoviert, bis hin zur kleinsten Kapelle am Straßenrand.
Eine Landstraße ist für den Verkehr gesperrt. Da wir aber den Umweg (natürlich mit viel Auf und Ab) nicht nehmen möchten, fahren wir diese Straße trotzdem weiter und bekommen 5 km später den Grund präsentiert: Die halbe Straßenseite fehlt, da das Erdreich unter ihr abgerutscht ist. Mit den Rädern kommen wir aber zum Glück locker auf der anderen Seite an dem Loch vorbei.

 

Beim Reinrollen nach Maribor kommen wir als erstes an einem Aldi (der hier, wie in Österreich, Hofer heißt). Wir kaufen für das Abendessen ein und machen uns auf die Suche nach dem Campingplatz. Wir haben uns ein Restaurant direkt am Drauufer ausgesucht, das auf der Internetseite mit Campingmöglichkeit wirbt. Es entpuppt sich als absolut idyllisches Anwesen, das allerdings eher Wohnmobile aufnimmt. Egal – wir schlagen unser Zelt direkt am Drauufer auf und genießen den Abend mit traumhaftem Blick auf den Fluss. Neben uns zwei deutsche und ein holländisches Wohnmobil.

 

 

 

 

 

Dienstag, 28.8.2018
Maribor, 10 km, gesamt 2417 km
Der Zeltplatz ist wunderschön und Maribor haben wir auch noch nicht gesehen. Also bleiben wir den Tag in Maribor. Schauen uns die Stadt an. Nette Altstadt, wenig los.

 

Das Aquarium und Terrarium wirbt. Wir gehen hin, da Peter ja immer gern Tiere schaut. Insgesamt ist das aber eine sehr lahme Veranstaltung. Klein, alt und ziemlich miefig. Wir sind enttäuscht. Da haben wir doch mehr erwartet. Da reißt uns der älteste Weinstock der Welt mit seinen 400 Jahren doch mehr vom Hocker.

 

Anonsten Eis essen, Limonade trinken und den Nachmittag am Zeltplatz „Urlaub machen“. Abends gesellt sich noch ein deutsches Pärchen mit seinem Wohnmobil neben uns. Sie wohnen seit einigen Jahren auf Mallorca und bereisen einen großen Teil des Jahres mit ihrem Wohnmobil Europa. Sie laden uns auf einen Wein ein, schenken uns ihre übrig gebliebenen Cevapcici, die wir gern auf dem gleichfalls geliehenen Grill grillen, und erzählen uns sehr unterhaltsam von ihren Reisen. Wir sitzen bis spät in den Abend am Ufer der Drau und wickeln uns in immer mehr Decken. Der Mond ist zwar nicht mehr ganz voll, trotzdem scheint er so hell, dass er Schatten wirft.

MIttwoch, 29.8.2018
Maribor – Celje, 63 km, gesamt 2480
Wir brechen für den späten Abend gestern vergleichsweise früh auf. Ein paar Hügel und Berge warten auf uns. Im groben folgen wir der Eurovelo 9, der „Bernsteinroute“ von der Ostsee zur Adria. Beschildert ist sie allerdings nicht. Die ersten 20 km sind noch wunderbar flach. Dann ändert sich die Landschaft langsam und es wird hügeliger. Die Hänge herauf ziehen sich Häuser und kleine Ortschaften. Schöne Landschaft! Leider ist jetzt nun nix mehr mit Radwegen. Wir teilen uns die Straße mit Autos, Motorradfahrern und LKW. Die nächsten 20 km geht es beständig bergauf. Meist nur sanft, aber auch einige knackige Steigungen werden per Straßenschild angesagt. Mehrmals 10%, zweimal 14% und zweimal sogar 18%. Puh, das ist schon echt steil, wenn man seine 50 kg Gepäck und das Kind und den Tagesproviant den Berg hochzerren muss. Doch irgendwann sind wir oben und werden mit über 10 km sanft abfallender Straße belohnt. Die Landschaft heute ist berauschend schön. In den Ohren rauscht es auch vor lauter Anstrengung. So ist das Rauschen der Motoren um uns herum nicht ganz so schlimm.

 

Nachdem wir schon in Maribor am Ufer der Drau einen so wunderschönen Zeltplatz hatten, landen wir nun 6 km vor Celje auf einem kleinen Campingplatz, wunderschön inmitten von Feldern gelegen. Im Ranking unserer Lieblingszeltplätze landet dieser Platz direkt ziemlich weit oben. Kühlschrank, Bar mit einem slowenischen Radiosender mit toller Musik und nette Holländer im Wohnwagen nebenan, mit denen wir über Europapolitik diskutieren können. Deren Tochter wohnt übrigens in Sulzbach bei Frankfurt, klein ist die Welt.

 

 

Donnerstag, 30.8.2018
Celje – Litija, 68 km, gesamt 2548 km
Wir fahren vormittags nach Celje, die drittgrößte Stadt Sloweniens. Eigentlich wollen wir nur kurz durchs Zentrum bummeln, gehen Peter zuliebe aber ins Stadtmuseum. Das entpuppt sich als Glücksgriff. Es gibt eine Austellung über Celje ab 1900 bis heute und ein wunderbar gestaltetes Kindermuseum mit Spielzeug, Krimskrams, Malecke, „Bankschalter“ zum Spielen und kindgerechten Erklärungen von Jahreszeiten, Sonnensystem und anderem mehr.

 

Auch die Innenstadt wirkt einladend und freundlich und herrlich normal. Viel Tourismus scheint hier nicht zu sein.

 

 

Die höchst sehenswerte Burg betrachten wir nur von unten.

Wir fahren Mittags weiter die Savinja entlang aus der Stadt heraus. Die Straße mit viel Verkehr und ohne Seitenstreifen verlassen wir nach einiger Zeit und wechseln auf die andere Flußseite, wo es nur kleine Sträßchen entlang geht, dafür aber gut rauf und runter. Premiere heute: Bei km 2502 hat Catrin einen Platten. Klassischer Schlangenbiss, trotz gut gefülltem Reifen.

 

Beim Flicken kommen zwei Reiseradler aus Wien vorbei, die wir schon in Maribor getroffen haben. Ab Globoko wird die Strecke arg unwegsam und es gibt heftige Steigungen auf Schotterwegen. Diesen Weg würden wir normalerweise nur wandernd und maximal mit Tagesrucksack und nicht mit Gepräck für ein halbes Jahr auf dem Fahrrad zurücklegen. Bei Zidani Most wechseln wir den Fluss und fahren die Save hinauf, erst auf einer weniger befahrenen Straße, ab Podkraj Bundesstraße mit viel Verkehr. Das Flusstal ist wunderschön, steile Hänge auf beiden Seiten und das rauschende Flüsschen dazwischen.

 

Schade (oder gottseidank?), der wunderbare Fluss ist touristisch nicht erschlossen. Kaum Dörfer, nicht ein einziges Cafe irgendwo. Kaffeepause machen wir an einer Tankstelle an der Bundesstraße. Wir erreichen kurz vor Litija einen Bauernhof mit Zeltwiese, auf dem wir heute die einzigen Camper sind. Enten paradieren über die Wiese, von einem Collie bewacht.

 

Abends zieht es sich bedrohlich zu, Blitze zucken durch die tiefhängenden, dunklen Wolken. Ein beeindruckendes Schauspiel, jedenfalls solange es weit genug weg ist. Irgendwann setzt auch hier Regen ein und wir verziehen uns in unser heimeliges Zelt. Zum Glück bleibt das Gewitter in den anderen Tälern und kommt nicht zu uns.

 

Balaton bis Slowenien

Mittwoch, 22.8.2018
Balatonfüzfö – Aszófö, 33 km + 5 km, ingesamt 2143 km
Einkauf im Aldi: Hurra, da liegen ja endlich die ersten Lebkuchen. Bald ist Weihnachten!

 

Balatonfüred: Ein Flair wie in Grömitz an der Ostsee. Lange Promenade mit toller Bepflanzung. Yachthafen und viele Ausflugsbötchen, die um unsere Gunst buhlen. Ein Werbeblättchen auf Deutsch – oder das, was der Übersetzer für Deutsch gehalten hat. An der Promenade viele Weinstände. Martin probiert ein paar durch.

 

 

 

Der Campingplatz für die nächste Nacht liegt am Eingang der Halbinsel Tihany, die durch wunderbare Natur bestechen soll. Als wir jedoch in Natura das Höhenprofil dieser Halbinsel sehen, planen wir spontan um, gehen lieber in das Strandbad in der Nähe des Campingplatzes und genießen von dort aus die schöne Sicht auf Tihany. Am Ufer entdeckt Peter eine Wasserschlange.
Wir nächtigen wieder auf einem netten kleinen Campingplatz, auf dem zunächst nur zwei andere Zelte stehen. Bis zum Abend gesellen sich noch drei weitere Zelte dazu.

 

Donnerstag, 23.8.2018
Aszófö – Vonyarcvashegy, 62 km, insgesamt 2205 km
Morgens auf dem Campingplatz noch von den zwei jungen Frauen, die mit Motorrad mit Beiwagen unterwegs sind, Werbung für ihren eigenen Campingplatz in Ungarn bekommen. Sehr nett und herzlich, leider liegt der Platz im Nordosten Ungarns, also entgegengesetzt der Richtung, in der wir unterwegs sind. Die Frauen entpuppten sich als Niederländerin und US-Amerikanerin auf einem Motorrad mit amerikanischem Nummernschild. Sie sind zunächst in Amerika die Panamerikana gefahren, bevor sie mit dem Schiff nach Rotterdam übergesetzt sind. Nun fahren sie also in Europa herum.
Wir brechen recht früh auf. Während der Tour merken wir, dass auch am Balaton die Kultur nicht zu kurz kommt. Folgende Museen werben heute auf unserem Weg:
– Museum der ungarischen Militärfahrzeuge
– Foltermuseum
– Erotikmuseum
– Afrikamuseum
– Cadillacmuseum
In das Museum der ungarischen Militärfahrzeuge wären wir ja wirklich gegangen, da es so praktisch direkt am Weg lag. Aber wir waren heute so früh unterwegs, dass es noch nicht geöffnet hatte.
Heute führt die Tour nicht nur flach am Balaton entlang. Der Weg wird auch manchmal mehr ins Landesinnere gelegt, so dass es immer wieder mal hoch und runter geht. Auf diese Weise sehen wir einige ungarische Dörfer mit urigen Läden. Obst, Gemüse und auch Gaskartuschen werden in guter Qualität und für kleines Geld verkauft.

 

Wir umrunden den Badacsony (mit 438m der höchste Berg am Balaton). Hier wird offensichtlich viel Wein angebaut und eine Weinschenke reiht sich an die nächste. Alles sehr einladend. Wir steuern eine Weinschenke an und gönnen uns in der Mittagshitze einen Wein bzw. Weinschorle.

 

Am frühen Nachmittag kommen wir am Campingplatz an, der direkt am See liegt und einen eigenen Strand hat. Kaum sitzen wir am Strand, nieselt es ein paar Tropfen. Am gegenüberliegenden Seeufer scheint ein mächtiges Gewitter zu toben. Wir hören den Donner grollen und sehen Regenfahnen runtergehen. Doch außer den paar Tropfen bekommen wir von dem Unwetter nichts ab. Vorteil dieser Wetterlage: der Strand leert sich und wir haben ihn weitgehend für uns allein.
Peter „hilft“ einer älteren deutschen Frau beim Enten- und Schwänefüttern mit Brot und unterhält sich angeregt mit ihr. Außerdem sehen wir schon wieder eine Wasserschlange.

 

 

Freitag, 24.8.2018
Vonyarcvashegy – Alsópáhok, 15 km + 5 km, insgesamt 2225 km
Heute nur eine kurze Etappe. Wir bummeln durch Keszthely mit einer Ballung von seltsamen Museen und einer Vernebelungs-/Verdunstungsanlage quer über den zentralen Platz der Stadt. Hier gibt es einen echten Radweg, der Richtung Neusiedler See führt – leider die falsche Richtung für uns. Wir folgen dem Weg nur bis Hévíz und fahren zu einem kleinen Campingplatz in Alsópáhok, den kürzlich ein belgisches Ehepaar in den besten Jahren übernommen hat und liebevoll betreut. Nachmittags in die Therme von Hévíz. Das ist ein aus einer vulkanischen Quelle gespeister See, der um- und überbaut ist von Bäderarchitektur. Das Wasser ist mit 32 Grad superwarm und die meisten lassen sich mit Schwimmnudeln oder sonstigen Aufblastieren einfach nur wohlig treiben.

 

 

 

 

Samstag, 25.8.2018
Alsópáhok – Lenti, 75 km, insgesamt 2300 km
Wir verlassen den Campingplatz mit dem freundlichen Belgier halbwegs früh, weil wir heute eine etwas längere Strecke vor uns haben. Die nächste Campingmöglicheit Richtung Westen ist erst in Lenti. Die erste Hälfte der Strecke auf der „Landesstraße“ 75, und zwar recht hügelig. Es geht munter bergauf und wieder bergab. Natürlich ohne Seitenstreifen, aber auch wenig Verkehr am Samstagvormittag. Wir freuen uns über den bedeckten Himmel. Pause in Bak, einem auf dem ersten Blick völlig unspektakulären Dörfchen (den zweiten Blick haben wir nicht geworfen), in einer von außen wenig einladenden Gaststätte mit einer supernetten, Deutsch sprechenden Bedienung drin und den niedrigsten Preisen, die wir bislang im Urlaub irgendwo gesehen haben – 0,5 l Bier für umgerechnet 1,25€, auch wenn wir es um diese Tageszeit bei Cappuccino und Kuchen belassen. Weiter über kleinere Nebenstraßen durch viel Gegend und Landschaft und ziemlich verschlafene Dörfer. Wir fotografieren einen als Denkmal aufgestellten Trecker, damit wir wenigstens ein Foto von heute haben.

 

 

Wir halten später nochmal in einer sehr ungarischen Dorfkneipe und gelangen schließlich nach Lenti. Die Kleinstadt ist eher unansehlich, hat aber eine Therme mit superbekannten tollem Heilwasser, das gegen Rheuma, Gicht und bestimmt noch allerlei andere Leiden hilft. Außerdem kreuzen sich auf dem Gelände der Therme irgendwelche wichtigen Erdstrahlen, die ebenfalls für super Wohlbefinden sorgen. Der Campingplatz ist dementsprechend belegt von Senioren in Wohnmobilen mit meist österreichischen oder deutschen Nummernschildern. Zelten ist verbunden mit Zwangseintritt in die Therme, also gehen wir da noch hin. Das Außengelände ist recht leer, weil es bedeckt und nicht so superwarm ist wie in den letzten Tagen. Das „Erlebnisbad“ kostet extra, die Außenrutsche ist gesperrt, der Strömungskanal nicht eingeschaltet, das Becken in der Halle leer wegen Reparaturen. In die Heilwasserbecken mit badewannenwarmen, 36 Grad heißem Wasser darf Peter nicht rein, Zutritt erst ab 14 Jahren. Eine freundliche Österreicherin klärte uns auf, dass das für kleine Kinder noch nichts wäre, weil sonst die Organe aufhören zu wachsen. Und der Schönheitssalon war auch geschlossen, das hat uns aber nicht weiter gestört. Aber sonst war es ein gaaaanz tolles Bad! Allein schon wegen der sich kreuzenden Erdstrahlen!
Abends gehen wir in ein Restaurant im Städtchen und essen Zander, Schnitzel, Salate, Beilagen zusammen inklusive Wein und Bier für ungerechnet ca. 18€. Hach, Ungarn gefällt uns.

Bevor wir Ungarn verlassen, noch ein Foto von einer Standardsüßigkeit hier: Man kann sie in wirklich jedem Laden kaufen, liegt in der Kühltheke und ist mit Schokolade überzogener, mit Orange aromatisierter Hüttenkäse. Gar nicht so übel.

 

 

Sonntag 26.8.2018
Lenti – Veržej-Banovci, 43 km + 3 km, insg. 2346 km
Nachts beginnt es zu regnen und es regnet auch morgens noch wenig, aber stetig. Wir nutzen die Gelegenheit zum Ausschlafen, lesen lange und hören IPod, packen langsam unsere Sachen ein und schließlich, als der Regen nahezu aufhört, auch das nasse Zelt. Der Campingplatz kostet mit umgerechnet 30€ mehr als unsere restliche Barschaft in Forint hergibt. Deswegen zahlen wir mit Karte und haben Forint übrig. Die versuchen wir in eine Art Kiosk loszuwerden, der am Sonntag geöffnet hat. Allerdings sind auch hier die Sachen so günstig, dass wir immer noch genügend Forint behalten müssen. Nach wenigen Kilometern fahren wir über die slowenische Grenze – auch hier ist die Grenze ist nicht mehr, was sie mal war, Europa sei dank.

 

Hurra, das fünfte Land auf unserer Reise:

 

Es ist kühl heute, nach wochenlanger Sommerhitze ist es heute bedeckt und nur 17 Grad warm. Wir haben warme Sachen an und Peter verlangt nach seinen Handschuhen. Der Nieselregen hört irgendwann auf. In Slowenien irgendwo im Niemandsland stranden wir im Restaurant „Malibu“, wo wir zu unserer Überraschung eine hervorragende Pizza bekommen.

 

Die Preise sind zwar nicht mehr so niedrig wie in Ungarn, aber immer noch besser als zu Hause. Und wieder in Euro! Über größere und kleinere Straßen fahren wir Richtung Westen, teils leider mit Gegenwind, sodass wir trotz der ebenen Strecke langsamer sind als sonst. Auf halber Strecke bis Maribor gibt es in Veržej-Banovci schon wieder eine Therme mit Hotel und Campingmöglichkeit. Diesmal ohne Zwangseintritt in die Therme.

 

 

Budapest bis Plattensee

Samstag, 18.8.2018
Budapest – Velencer See, 72 km, ingesamt 2022 km
Wir verlassen unser Domizil und werden zum Abschied noch mit Äpfeln und getrockneten Apfelstückchen für Peter beschenkt. Dann fahren wir 13 km ins Zentrum herein, vorbei am im Bau befindlichen neuen Stadion von Budapest, natürlich nach Puscás benannt.

 

Dann fahren wir mindestens genauso lange in südlicher Richtung aus dem Zentrum wieder heraus. Radfahren ist in Ungarn bislang nicht so üblich: Überörtliche Radwege sind Mangelware. In Budapest gibt es zwar immer wieder gekennzeichnete Radwege, diese enden aber oft unvermittelt an einer mehrspurigen Kreuzung oder auf einer Autostraße. Dann und wann gibt es auch Beschilderungen in Richtung des einen oder anderen Zieles, aber nur sporadisch und nicht ansatzweise durchgehend. Der Donauradweg bzw. die Eurovelo-Route 6 ist da eine Ausnahme. Den verlassen wir im Süden von Budapest. Ich habe im Internet von anderen Reisenden einen Track am Balaton vorbei Richung Maribor gefunden. Leider ist der Track recht grob, und wir landen auf mehrspurigen Autostraßen ohne Seitenstreifen. Der Großteil der Strecke führt die „Bundesstraße“ 7 entlang, kein Seitenstreifen, aber viel Verkehr. Dummerweise scheint es bis zum Velencer See kaum Alternativen zu geben. Irgendwann schlagen wir uns doch aufs Land, landen in umzäunten Betriebsgeländen und anschließend auf Feldwegen der untersten Kategorie, nur noch getoppt von der Matschlochstrecke entlang der Bahnliene. Danach fährt man auch gerne wieder Bundesstraße. Der Velencer See ist der drittgrößte See Ungarns, flach und warm und zur Zeit völlig überlaufen von Urlaubern. Ein Strandbad reiht sich an das nächste. Den angepeilten Campingplatz in Velence finden wir nicht, aber es scheint eine Reihe davon zu geben. Wir fahren am Südufer entlang, da gibt es sogar einen Radweg. Auf dem ersten Platz werden wir abgewiesen „alles voll“. Auf dem zweiten will man uns ebenfalls nicht herein lassen, aber ich schiebe Peter vor und vermittle, das wir ganz bestimmt nicht weiter können. Dann bauen wir unser Zelt auf der großen Wiese direkt am See auf, wo eigentlich genügend Platz ist. Hintergrund für den Rummel könnte das lange Wochenende sein: Es ist Samstag, und am Montag, dem 20.8., ist ungarischer Nationalfeiertag.
Und es ist uns ganz entgangen, das wir heute die 2000 km vollgemacht haben.

 

 

Sonntag, 19.8.2018
Velencer See – Székesfehérvár, 27 km, insgesamt 2049 km
Bis zum Plattensee wären es ca. 70 km. Catrin ist das angesichts der gestrigen Erfahrungen und des immer noch heißen Wetters zu viel. Nur einen Katzensprung entfernt liegt Székesfehérvár, da soll auch ein Campingplatz sein. Die Route führt am See entlang noch auf dem Radweg, anschließend auf straßenbegleitenden Radwegen. Schon deutlich besser als gestern. Wir rollen ins Zentrum und landen in einem mittelalterlichen Markt. Vom 10.8. bis zum 20.8.2018 finden hier die diesjährigen „Königstage“ statt, eine 10-tägige Reihe von diversen Veranstaltungen http://turizmus.szekesfehervar.hu/catalog/index/39/lang/de. Székesfehérvár war lange Jahre die Krönungsstadt der ungarischen Könige. Die Stadt ist mit gut 100.000 Einwohner relativ groß. Wir bummeln von einem Stand zum anderen und finden die Band mit Dudelsack, Trommel, Mandoline und Schalmei ziemlich gut.

 

Nachmittags rollen wir auf den Campingplatz, der sich in einer großen Sportanlage befindet und bis auf drei Wohnmobile völlig leer ist. Es hat free Wifi, free Strom, Schatten und kostet umgerechnet nur ca. 10€. Am frühen Abend wandern wir wieder zum Stadtfest, Peter plantscht im Brunnen, wir essen Kürtöskalács, „Chimney cake“ bzw. „Baumstriezel“, so eine Art einlagiger Baumkuchen, der hier live über Kohleglut gebacken wird. Haben wir schon in Budapest öfter gesehen. Schmeckt wie Riesencrepes in Zimtzucker eingewickelt.

 

 

 

 

 

Wir lauschen dem Konzert auf der großen Bühne (so eine Art moderner ungarischer Barde, Band mit Violine, Cello, E-Bass, Schlagzeug) und zwei jungen Damen am Straßenrand, die mit ihren Cellos moderne Hits interpretieren. Auf Häuserfassaden wird Videokunst gebeamt – die Geschichte des ungarischen Königs Andreas II. und nebenan abstrakte Bildmuster.
Weil uns die Atmosphäre gefällt, morgen der Abschluss der Königstage sein soll mit abendlichen Feuerwerk, wir befürchten, dass die Campingplätze am Balaton grade dieses lange Wochenende überlaufen sein könnten und wir hier einen netten Zeltplatz haben, beschließen wir, noch einen Tag länger hierzubleiben.

 

 

Montag, 20.8.2018
Székesfehérvár
Heute machen wir nichts. Jedenfalls nichts besonderes (Martins Meinung!). Wir machen quasi einen Tag Urlaub. Erst mal ausschlafen – ok, bis kurz vor acht. Vormittags sind wir erst auf einem Edel-Spielplatz mit Trinkbrunnen, Klo, mehrsprachigen Erklärungstafeln zur lokalen Geschichte und Getränkeautomat.

 

Mittags sind wir im örtlichen Freibad – zwischendurch mal wieder ein kurzer, aber kräftiger Regenschauer. Den hatten wir schon länger nicht mehr. Nachmittags sehen wir uns die „Königsparade“ an. Die 5 m hohen Figuren stellen ungarische Monarchen da, 18 davon werden mit Musik und Tanz durch die Straßen gerollt. Wirkt etwas wie Karneval im August.

 

 

 

Dann bummeln wir durch die Altstadt mit dem Straßenfest und schauen den Volkstanzgruppen auf der Hauptbühne zu. Die haben alle Livemusik dabei (vorwiegend Geigen und Kontrabass) und singen gern auch beim Tanzen. Bier und andere feine Getränke gibt es reichlich und günstig. Das Feuerwerk sehen wir nur von Ferne zwischen den Bäumen des Campingplatzes.

Dienstag, 21.8.2018
Székesfehérvár – Balatonfüzfö, 56 km, insgesamt 2105 km
Wir brechen relativ früh auf, um den Großteil der Strecke vor der Mittagshitze zurückzulegen. Das klappt ganz gut, wir fahren über wenig befahrene Nebenstraßen durch kleine Dörfer und eine leicht wellige Landschaft recht zügig voran, bis wir bei Balatonkarattya auf das östliche Ufer vom Balaton treffen. Siehe da, dort gibt es sogar einen Balaton-Radfahrweg, der um den See führt.

 

Der See ist nicht so leicht zugänglich – das Ufer scheint ausschließlich Privatgrund zu sein. Die Strandbäder sind umfriedet und kosten Eintritt. In Balatonfüzfö kommen wir an einen kleinen Campingplatz mit einem Bootsanleger, hier kann man zwar ins Wasser, aber es gibt keinen flachen Strand für Peter. Deswegen verbringen wir den Nachmittag im nahe gelegenen Strandbad. Peter übt eifrig Schwimmen und Tauchen und buddelt im Sand.

 

Wir bleiben bis nach 19 Uhr. Dann müssen wir uns aber beeilen, damit wir noch bei Tageslicht kochen können, denn ab 20 Uhr ist es inzwischen immer schon ziemlich duster. Und siehe da: Das Essen gibt es heute abend bei Stirnlampenbeleuchtung.
Themen des heutigen Tages beim Radfahren: Die Urknalltheorie, die Entstehung des Weltalls und der Galaxien, unser Sonnensystem, das Werden von Einzellern, Amöben und Geißeltierchen bis hin zu den Dinosauriern. Zu den Rittern und Indianern kamen die Männer dann nicht mehr, denn dann waren wir schon am Campingplatz.

 

Budapest

Montag, 13.8.2018
Esztergom – Vác, 51 km – gesamt 1890 km
Morgens Esztergom und seine Basilika besichtigt. Dies ist die größte Kirche in Ungarn und soll wohl auch das „ungarische Rom“ genannt werden. Ja, groß ist das Teil. Künstlerisch wertvoll wohl eher weniger. Aber prima, dass es für die Kinder ein deutschsprachiges Quiz gibt, um die Basilika zu erkunden. Gemeinsam suchen wir die Engel mit den Instrumenten, die Delfine und den Engel, der Josefs Werkzeug trägt.

Ein weiteres Highlight ist das Besteigen der Kuppel. Hoch über der Donau können wir weit ins Land schauen und auch den heute kommenden Weg erahnen.
Heute fahren wir nämlich im Donauknie. Hier macht die Donau nach einigen Schlenkern einen Bogen Richtung Süden, um dann durch Budapest zu fließen. Die Landschaft sehr malerisch. Die Ebene, die wir in den letzten Tagen durchfuhren wird durch Hügel und Berge aufgelockert. Teilweise sehen wir die Felsen durch die Wälder hindurch.
Der Radweg wechselt hinter Esztergom wieder auf die linke Donauseite. Gemütlich rollen wir auf die Fähre, die passenderweise gerade da ist und lassen uns rüberfahren. Erst am anderen Ufer realisieren wir dass diese Fähre nur einmal stündlich fährt und wir durch Zufall genau zum Abfahrtszeitpunkt am Anleger ankamen. Toll! Glück gehabt!

Nach Visegrád möchten wir auch mit der Fähre übersetzen. Vorgewarnt schauen wir nach, wann diese Fähre fährt. Aha – in einer dreiviertel Stunde wäre es wieder so weit. Der Blick auf die Karte verrät: es sind noch 16 km bis dorthin. Ein Klacks, wir fahren los und mit einem für unsere Verhältnisse hohen Tempo erreichen wir auch diese Fähre ziemlich pünktlich zum Zeitpunkt des Ablegens. In Visegrád erst einmal ein kühles Getränk nach dieser flotten Tour. Und dann erst mal genau in den Reiseführer geschaut: Um die Hochburg zu erreichen, müsste man einen recht steilen Weg 5 km steil bergauf fahren.

 

Das ist uns jetzt aber doch zu anstrengend. Also nehmen wir uns den Königspalast und den Salomonturm vor. Am Königspalast die Ernüchterung: Heute ist Montag – also geschlossen und keine Besichtigung. Nun denn, dann wenigstens noch den Salomonturm (von außen, da Montag) angeschaut und wieder zum Fähranleger zurück. Den Rest der Tagesetappe nach Vác wollen wir auch auf dem linken Ufer machen.
Mit Vác erreichen wir den wahrscheinlich östlichsten Punkt unserer Tour. Wird auch Zeit, dass wir mal wieder mehr nach Westen fahren. Die Nächte beginnen schon erstaunlich früh und um 21 Uhr ist es stockdunkel. Etwas länger Tageslicht fänden wir eigentlich besser.
Wir zelten im Garten eines Hostels für kleines Geld. Alles sehr einfach. Die Damen am „Empfang“ sehen anscheinend nicht so oft Radler mit Zelt und benötigen geraume Zeit für den „Check in“. Wir bleiben diese Nacht die einzigen im Garten. Peter freut sich, mit den Katzen dort spielen zu können.

 

Dienstag, 14.8.2018
Vàc – Budapest, 60 km, gesamt 1950 km
Wir rollen durchs Städtchen mit dem etwas seltsamen Dom (haben sie dort die Türme vergessen?) und setzen mit der Fähre aufs rechte Ufer über.

 

Heute fährt Peter mal wieder selbst, und prompt zahlen wir die Fähre für drei Räder. Auf den letzten Fähren hat Peters Rad wohl nicht für voll gezählt. Zunächst noch recht ländlich nähern wir uns zusehends dem städtischen Ballungsraum vor Budapest. Wir kommen durch Szentendre, voll touristisch erschlossen, nette Gässchen, haufenweise Restaurants und Touristenshops. Am Ufer des Donau-Seitenarms pausieren wir an einer Strandbar, die seltsamerweise das komplette Peter Fox-Album „Stadtaffe“ runterdudelt. Wir sind ungefähr auf der Hälfte der Donau von der Quelle bis zur Mündung.

 

Weiter nach Budapest herein quetschen wir uns mit den beladenen Rädern durch Menschenmassen, die zum Sziget-Festival wollen. Vom 8. bis zum 15.8. spielen auf der Donauinsel Musiker von Rang und Namen. Weiter nach Budapest herein beeindruckt uns zuerst der Burgberg, dann das Parlament auf der anderen Seite.

 

 

Wir halten erstmal in einem Cafe und bewundern unsere eigene Leistung, es bis Budapest geschafft zu haben. Anschließend queren wir auf die Seite von Pest und fahren ca. 13 eher unerquickliche km eine der Haupteinfallstraßen entlang in die Außenbezirke bis zum Haus eines Bekannten, der uns großzügigerweise und dankenswerterweise Quartier hier gewährt. Am Haus erwartet uns der fließend ungarisch sprechende Vater und erklärt uns freundlichst alles Notwendige. Wir dürfen uns wie zu Hause fühlen und freuen uns sehr über Küche, Kühlschrank und Waschmaschine. Peter freut sich sehr, dass er die Spielsachen benutzen darf. Am Abend entladen sich die zwischenzeitlich aufgezogenen dunklen Wolken im Gewitter – und wir sind im trockenen Haus. Toll!

Mittwoch, 15.8.2018
Budapest
Mit der S-Bahn und der Metro fahren wir ins Stadtzentrum. Am Vörösmarty ter, dem Endpunkt der M1, soll um 10:30 Uhr eine „free walking tour“ angeboten werden. So eine Art der Stadtführung haben wir bereits letztes Jahr in Venedig mitgemacht und fanden es toll. Es sammeln sich schließlich ca. 150 Leute aus aller Herren Länder, die wohlorganisiert in 5 Gruppen aufgeteilt werden. Dann erfahren wir 2,5 Stunden lang Wissenswertes über Land und Leute, Sehenswürdigkeiten, Tipps zu Restaurants und einige Seitenhiebe auf die aktuelle politische Situation in Ungarn. Wir beginnen auf der Pester Seite und laufen bis auf den „Burgberg“ auf der Buda-Seite.

 

 

 

 

 

 

Peter macht geduldig mit – von der englischen Führung versteht er leider nichts. Die Tour auf den Burgberg kürzt er aber mit Catrin im Bus ab. Da der Bus absolut überfüllt ist, steht Peter direkt neben dem Fahrer und klebt quasi hinter der Windschutzscheibe. Toll – er hat den super Überblick über den Weg auf den Burgberg hoch. Oben stolpern wir direkt in die „Wachablösung“ am Präsidentenpalast. Wofür diese absurd durchchoreographierte Show sein soll, weiß kein Mensch (laut unserer Reiseführerin gibt es die auch erst seit ungefähr fünf Jahren). Aber Peter ist so begeistert davon, dass wir diese Präsentation später noch ein zweites Mal anschauen. Wir bummeln zurück, die Zeit verfliegt, nachmittags essen wir in einem urigen Restaurant im jüdischen Viertel. Die Synagoge ist die größte in Europa!

 

Wir machen uns wieder auf den Heimweg und erledigen unser Einkäufe in einem gigantischen Einkaufzentrum am Örs vezer tere, wo wir sowieso von der Metro in die „S-Bahn“ umsteigen.

Donnerstag, 16.8.2018
Budapest
Im Stadtzentrum schauen wir uns den Stefansdom von innen an. Er wurde Anfang des 20. Jahrhunderts fertiggestellt und drei Architekten haben an ihm gewirkt. Deswegen hat er eine neo-klassizistische Front, neo-renaissanceartige Türme und eine neo-barocke Innengestaltung mit viel Marmor und Gold.

 

Wir bewundern die mumifizierte rechte Hand von St. Stefan, der eigentlich erst wegen der Mumifizierung seiner Hand heiliggesprochen wurde – das war das notwendige Wunder.

 

 

 

Außerdem ist hier das Grab von Ferenc Puscás, dem 2006 gestorbenen Fußballspieler und so eine Art moderner Nationalheld. Von der Kuppel aus genießen wir den Blick über die Stadt. Anschließend bummeln wir bis zur Markthalle mit vielen Ständen. Wer kam eigentlich auf die Idee, mit sauer eingelegtem Gemüse Gesichter zu gestalten?

 

Dann fahren wir mit dem Linienschiffchen, das mit zum Budapester Nahverkehr gehört, bis zur Margaretheninsel und gehen dort ins Thermal-Freibad Palatinus. Da hat es Rutschen, Spaßbecken und große Becken mit waaarmen Wasser aus den in Ungarn allgegenwärtigen Thermalquellen. Bis heute dachten auch wir, dass es doch Quatsch ist, bei 31 Grad Außentemperatur in 36 Grad heißes Wasser zu steigen. Aber wir wurden eines besseren belehrt. Es war sehr erholsam. Obwohl das Bad heute ziemlich viele Besucher hatte, verteilte sich die Menschenmasse ganz gut auf das riesige Bad. Unbeeindruckt vom Trubel läuft ein Storch über die Wiese zwischen den Handtüchern und sucht Nahrhaftes.
Auf dem Rückweg bleiben wir noch in einem netten Pub im jüdischen Viertel hängen und es wird spät, bis wir zurückkommen.

Freitag, 17.8.2018
Budapest
Heute fahren wir mit der Metrolinie 1 – die ist selbst eine Sehenswürdigkeit, weil sie die erste U-Bahn in Europa war. Ok, die Londoner waren noch eher dran, aber erstens betrachten sich die Briten eh nicht als Teil von Europa, und zweitens fuhr die in Budapest auch von Beginn an elektrisch. Die Wägelchen rattern originalgetreu dahin und die meisten Stationen sind liebvoll antik restauriert.

 

Wir schauen uns den „Heldenplatz“ an mit Siegessäule und vielen, überlebensgroßen, grünspanüberzogenen Helden zu Pferd.

 

Anschießend fahren wir mit der Metro zur Felsenkirche. Dabei nutzen wir die recht neue Linie 4 und steigen in der spacigen Station Kálvin tér um.

 

Die Felsenkirche ist eine nach dem Vorbild von Lourdes in den Felsen gehauene Kirche, wurde im Kommunismus zubetoniert, ist mittlerweile aber wiederhergestellt. Der Audioguide erklärt uns, wie der heilige König Stephan das ungarische Reich unter den Schutz der Jungfrau Maria gestellt hat … oder so.

 

Wir bummeln zurück durch einige Straßen und Gassen im „jüdischen Viertel“ und entdecken abgefahrene Kneipen, Cafes, Restaurants und Krimskramsläden.
Budapest insgesamt hinterlässt bei uns den Eindruck eines bunten Durcheinanders von Prunkbauten, liebvoll restaurierten Fassaden, vielen Plätzen, Brunnen, überall Cafes und Restaurants, Bauten des sowjetischen Realismus, abbruchreife Gemäuer, Kirchen, Brücken und vielen Menschen. Insgesamt sehr sympatisch.

 

 

Bratislava

Mittwoch, 8.8.2018
Wien – Petronell-Carnuntum, 47 km – 1605 km gesamt
Heute wieder Radfahren! Der Weg aus Wien heraus führt uns an einigen Kilometern Bade- und Grillstrand an der Donau vorbei, dann auf einer Straße ohne Radstreifen durchs Zentraltanklager von Wien-Lobau, dann kilometerlang am Deich entlang.

Bei Orth wechseln wir auf einer winzigen Fähre die Donauseite und machen Badepause.

Catrin hat eine Abkürzung gefunden. Aber der Weg weiter direkt am Donauarm entlang ist nur bedingt radtauglich.

Zum Abschluss kommt zu allem Unglück noch ein starke Steigung in den Ort. Auf der nun folgenden Ebene weht uns der Wind aus Südost teilweise kräftig entgegen. Die vielen Windräder zeugen davon, dass hier wohl meistens Wind weht.


Bei Scharndorf gibt es ein Wasserbecken mitten in der Stadt – wohl eine Kombination aus Freibad, Löschteich und im Winter Eisbahn. Wir nutzen die Gelegenheit für eine Abkühlung.


Vor der Einfahrt nach Petronell-Carnuntum kommen wir am „Heidentor“ vorbei, der bekannteste römische Überrest in Östereich.

In Carnuntum sehen wir uns die Ausgrabungen und Rekonstruktionen der einstmals großen römischen Siedlung an, Carnuntum war einst die Hauptstadt der römischen Provinz Oberpannonien. Besonders gelungen ist die römische Therme, mit original Fußbodenheißung und Warmwasserbecken, beheizt durch den außenliegenden Holzofen. Allerdings wäre das im Winter noch beeindruckender gewesen, wer geht schon bei über 30 Grad Außentemperatur ins Caldarium.

Der Campingplatz ist eine kleine Zeltwiese neben der Tennishalle, sehr heimelig. Und die „Schmankerl Stube“ bietet sogar eine passierliche Auswahl von lokalen Weinen an. Der „gelbe Muskatellar“ ist besonders fein, ich kannte die Rebe bislang nicht.

Donnerstag, 9.8.2018
Petronell-Carnuntum – Čunovo 50 km, 1655 km gesamt
Beim Frühstück bestaunen wir den Vater der französischen Familie, der ein Tandem zusammenbaut, dessen Einzelteile in mehreren Hartschalenkoffern transportiert worden sind. Nach dem Aufbruch noch mehr römische Reste: Das militärische Amphitheater und das Museum in Bad Deutsch-Altenburg über den Alltag der Legionäre (das Museum fanden wir nach einem Umweg über einen Hügel – puh).

Dann immer den Donaudamm entlang nach Osten. Der Gegenwind ist wie ein heißer Fön. An der Grenze zur Slowakei sprießt das Gras zwischen den verlassenen Grenzanlagen, EU sei dank. Am Radweg steht ein Grenzstein.

Wenig später erreichen wir Bratislava und bummeln durch die Stadt. Die Eisdiele hat die Eissorte Mohn-Kirsche, toll! Schöne Häuser, viele Touristen. Es ist heiß, an mehreren Stellen sind Torbögen aufgestellt, in denen Wassernebel zur Kühlung versprüht wird.

Weiter über den Donaudamm, immer schön den Wind von vorne. Endlich erreichen wir den Campingplatz in Cunovo. Das scheint das Kanusport-Zentrum der Slowakei zu sein. Es gibt ein Hotel, Appartements, mehrere Kanu-Slalom-Parcours, und tatsächlich auch einen Zeltplatz. Mit abgesteckten Parzellen auf einer ausgedörrten Wiese in praller Sonne sieht er eher weniger einladend aus. Der Donau-See nebenan ist aber toll, wir schwimmen und schauen den Kanuten zu. Abends ein Bier in der „Bar“ des Hotels – 0,5 l für 1,65€ sind eine positive Überraschung.

 

Wien, nur du allein

Montag, 6.8.2018
Wien
Die Nacht war relativ laut, kein Wunder bei einem Campingplatz an einer Art Autobahnkreuz mit Bahnlinie nebenan. Wir lassen die Räder stehen und fahren mit der U-Bahn in die Stadt. Zuerst in den Stefansdom und auf den Turm hinauf.

Dann Bummel durch die Innenstadt, an spanischer Hofreitschule und Hofburg vorbei bis zum naturhistorischen Museum. Da haben wir den Rest des Tages verbracht. Ein toller Bau.

Auch Peter ist begeistert und fragt uns Löcher in den Bauch. Wir arbeiten uns durch die Mineralogie, vorbei an der Entstehung des Lebens, der Ur- und Frühgeschichte bis zu den Dinosauriern.

Weiter mit der Entstehung des Menschen. Hier begegnet uns das Original der Venus von Willendorf wieder. Schließlich durch die Zoologie mit endlos vielen präparierten Tieren in historischen Vitrinen. Und alles in den prächtigen Räumen des Wiener Historismus (oder so). Am Spätnachmittag sind wir platt und fahren zum Brauereigasthof Fischerbräu (danke Robert für den Tipp).

Von der Bahnstation Spittelau haben wir einen schönen Blick auf das nach Hundertwassers Plänen gestaltete Heizkraftwerk.

Dienstag, 7.8.2018
Wien
Erst zum Hundertwasserhaus, das erste und bekannteste der von Hundertwasser entworfenen Häuser.

In Plochingen am Neckar sind wir auch schon an einem vorbeigekommen. Dann nach Schönbrunn. Die Hofburg kennen wir schon, Schloss Schönbrunn noch nicht.

Dort herrscht ein Touristengewühl wie in Neuschwanstein. Einlass nach Ticketerwerb wäre drei Stunden später gewesen. Da gehen wir lieber in den Zoo nebenan, das Schloss können wir uns noch danach ansehen. Der Tierpark Schönbrunn ist einer der ältesten Zoos der Welt, mit 20€ Eintritt pro Erwachsenem vielleicht auch einer der teuersten. Der Zoo ist toll, Peter hüpft unermüdlich von einem Gehege zum nächsten, und auch wir sind von den Erklärungen zum Eisbären und der Fütterung der Ameisenbären fasziniert. Wir bewundern die lumenizierende Meerwalnuss (das ist eine Rippenqualle, falls es jemand nicht sofort weiß). Die Blumenkohlquallen versetzen Peter in meditative Stimmung.

Es ist heiß, auch das Panzernashorn sucht Abkühlung im Wasserstrahl.

Als wir endlich genug haben, ist es auch für das Schloss zu spät. Macht nichts, so haben wir noch ein Ziel für den nächsten Aufenthalt in Wien. Auf dem Rückweg ist die U-Bahn proppevoll, darunter auffällig viele zurechtgemachte Mädchen. Am Stadion steigt alles aus – Ed Sheeran spielt heute live in Wien! Wir hören Klangfetzen bis zum Campingplatz.

 

Wien wartet auf dich

Samstag, 4,8.2018
Krems – Tulln, 51 km – gesamt1510 km
Der Radweg zieht sich etwas langweilig auf dem Donaudamm hin. Und heiß ist es! Mitten im Nirgendwo steht die „Bärenhütte“ mit anständiger Bewirtung, und hier ballen sich die Radfahrer. Das Skihüttenflair steht im Kontrast zum Atomkraftwerk direkt dahinter. Ok, das Kraftwerk ist nie in Betrieb gegangen, das kann man von außen aber nicht sehen.

Am Anfang von Tulln führt der Weg durch eine Art Gartenschau-Gelände, aber alles leicht verwahrlost. Sieht trotzdem schön aus. Oder grade deswegen. Wir erreichen den Campingplatz in Tulln am frühen Nachmittag. Rekordpreis der letzten 4 Wochen, knapp 30€. Aber ein Badesee direkt nebenan, an dem sich am Samstag die halbe Einwohnerschaft tummelt. Lauwarmes Wasser, toller Spielplatz, Wasserrutsche. Fein!

Sonntag, 5.8.2018
Tulln – Wien, 48 km – gesamt 1558 km
Immer noch Donaudamm. Touristisches Highlight vor Wien ist Kloster Neuburg. Wir folgen der vorbildlichen Beschilderung für Radfahrer direkt bis in eine Tiefgarage mir Radfahrplätzen. Aber alles wirkt tot und unbelebt – wir folgen der Wegweisung durch Parkhauskatakomben bis zum Eingang. Kaum Touristen, keine indischen Reisegruppen, nur ein paar andere verirrte Seelen. Die „große“ Führung gibt es nur einmal täglich, dafür müssten wir noch recht lange warten. Wir schauen uns deswegen nur die prächtige Stiftskirche an.

 

 

 

 

In der Vinothek gibt es lauter Leckereien für viel Geld. Auch da sind wir nahezu allein. Keine Ahnung, warum das eine der Top-Sehenswürdigkeiten Österreichs sein soll. Stift Melk hat da irgendwie deutlich mehr hergemacht. Nach Wien fahren wir längs über die Donauinsel herein, ein einziger großer Freizeit- und Badebereich. Zum Campingplatz „am Kleefeld“ müssen wir den Weg unterm Autobahnkreuz finden. Dann sind wir in Wien! Nachmittags mit der U-Bahn ins Zentrum, kurzer erster Stadtbummel, abends Wiener Schnitzel beim Pürstner. In Linz haben wir schon die Linzer Torte verpasst, da wollen wir in Wien gleich mit dem Wiener Schnitzel beginnen.
Zum Nachtisch bekommt Peter ein Eis und einen Besuch auf dem Spielplatz im Stadtpark spendiert.