Von der Toskana nach Umbrien
Donnerstag, 27.9.2018
Figline Valdarno – Arezzo, 63 km, insgesamt 3477 km
Die Temperatur beim Aufwachen dürfte fast im einstelligen Bereich liegen. Es ist recht frisch und das Zelt steht auf dem gefühlt schattigsten Fleck des Campingplatzes. Zum Glück hat wenigstens der Wind aufgehört. Wir halten Ausschau nach einem sonnigen Plätzchen und landen auf einem Auto-Abstellplatz, wo wir unsere Decke ausbreiten, frühstücken und unsere Hände und Finger auftauen lassen.
Relativ spät fahren wir erst los. Unten im Ort zweigt ein Weg direkt am Arno entlang ab zum nächsten 6 km entfernt liegenden Ort. Toll – fast wie „Arno-Radweg“! Leider ist die Arno-Brücke gesperrt wegen einer Baustelle. Mit Duldung der freundlichen Bauarbeiter schieben wir unsere Räder durch die Baustelle, um einen mittellästigen Umweg zu vermeiden.
Danach schrauben wir uns die Berge hoch und runter. Teilweise auf abenteuerlichen steilen Schotterwegen, die als Mountainbike-Trails ausgeschildert sind. Da geht es bergab genauso langsam wie bergauf. Am späten Nachmittag erreichen wir Arezzo, besuchen den Supermarkt (da uns Google netterweise verraten hat, dass der nächste Campingplatz keinen Supermarkt hat) und kaufen außer Wein auch noch Sushi als Vorspeise und Schokolade als Nachspeise fürs Abendessen. Der Campingplatz liegt gnädigerweise fast flach an der Strecke, ist ruhig und einigermaßen leer.
Zum Glück ist es tagsüber sehr schön warm geworden, aber nicht zu heiß. Bei gut 20 Grad radelt es sich gut und im Schatten wird es schon fast frisch. Perfektes Radelwetter.
Auch der Abend ist vor dem Zelt temperaturmäßig besser auszuhalten.
Freitag, 28.9.2018
Arezzo – Lago Trasimeno, 60 km, insgesamt 3537 km
Wir fahren die ersten 30 km am Canale Maestro della Chiana entlang. Dabei darf man sich nicht einen Kanal vorstellen wie beispielsweise den Dortmund-Ems-Kanal. Sondern es ist ein dünnes Rinnsal, bei dem sich uns nicht erschloss, warum er geschaffen wurde. Aber toll ist, dass es hier ein erschlossenes Radwegenetz gibt und der Radweg (zwar Schotter, aber immerhin) komplett am Kanal entlang führt. Der Weg ist identisch mit der Eurovelo 7 bzw. Ciclopista del Sol.
Um uns herum Apfelplantagen so weit das Auge reicht. Wir genehmigen uns ein paar Kostproben. Beim nächsten Obstkauf müssen wir ja wissen, was uns schmeckt und was nicht.
Um zum Lago Trasimeno zu kommen, biegen wir irgendwann an einen anderen Kanal ab, wo es ebenfalls eine Radwegebeschilderung gibt. Catrins Vorderrad ist auf einmal ziemlich platt. Aber nach Aufpumpen funktioniert’s noch ganz gut. Wir haben nicht mehr viel Weg vor uns, daher sparen wir uns die Flickerei und fahren weiter. Und dann führt Martins Track durch den denkwürdigen Ort Cortona. Dieser Ort liegt dramatisch schön oben an einem unglaublich steilen Berghang. Die Stadtmauer stammt aus Etruskerzeiten noch Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung. Alles wunderschön und wirklich toll anzuschauen. Aber leider eben auf dem Berg – und das steil! Wir schieben keuchend 2 km unsere Räder den Steilhang hoch, um im Ort weiter steile Gässchen heraufzuschieben. Plötzlich ist alles voller Touristen, die uns mit offenen Mündern anstarren, wie wir mit unseren vollbepackten Rädern wohl hier raufgekommen sind. Das fragt sich Catrin allerdings in den Moment auch.
Vor der Abfahrt noch mal Fahrrad aufpumpen. Genauso steil wie es hochging, geht es nun auch wieder runter. Wie schon gestern bemerkt, geht das nicht nicht wesentlich schneller als das Hochfahren. Danach noch seicht durch das Tal Richtung Lago Trasimeno. Leider werden die Aufpump-Etappen immer kürzer. Wir erreichen den Campingplatz am See mit Mühe und Not, der Fahrer lebt, der Schlauch war tot. Zum Stellplatz (wunderschön direkt am See gelegen) schiebt Catrin das Rad. Da wir einigermaßen früh angekommen sind und das Wetter herrlich ist, nutzen wir die Zeit für allerlei nützliche Dinge: Einkaufen, Wäsche waschen (bei leichtem Wind trocknet sie rasend schnell), Reifen flicken (!), Tagebuch schreiben, bloggen, kochen, Peter etwas vorlesen, am See sitzen und den Wasservögeln zuschauen.
Samstag, 29.9.2018
Lago Trasimeno – Perugia, 45 km, insgesamt 3582 km
Wir folgen weiter dem Radweg (!) um den Lago Trasimeno, leider nur Schotterpiste. Irgendwann geht es notwendigerweise weg vom See über die Hügel. Wir stoßen einige Zeit später tatsächlich auf eine Radwegbeschilderung bis Perugia, der wir über Nebenstraßen mit toller Aussicht so lange folgen, bis wir zum Camping „Farmhouse“ einige Kilometer südlich von Perugia abbiegen.
Das ist ein B&B mit Zeltwiese, auf der wir die einzigen sind. Wir stellen unser Zelt in der windigsten Ecke auf und haben einen tollen Blick vom Hügel ins Umland. Martin fährt einkaufen. Der Conad (Lebensmittelladen) in der Nähe hat noch geschlossen: Siesta von 13 bis 17 Uhr. Da wundert es kaum, dass Italiens Wirtschaftswachstum etwas bescheiden ausfällt.