Rückreise

Freitag abend/ Samstag, 10.11.2018
Palermo – Genua, 4 km, insgesamt 4982 km
Die Fähre „La Suprema“ ist ein echtes Trumm von Schiff, 211 m lang und 30 m breit.

 

Auf mehrere Decks werden die Autos, Lastwagen und viele Auflieger ohne Zugmaschine verladen. Noch auf dem Parkplatz werden wir von einer Schweizer Familie angesprochen, ob wir nicht vor 5 Wochen auf dem Campingplatz in Pompei gewesen sind? Sie haben Peter wiedererkannt. Sie sind mit dem Wohnwagen unterwegs und unterrichten ihre beiden Kinder unterdessen selbst – in der Schweiz ist das eher möglich als in Deutschland. In Süditalien haben sie ungefähr die gleichen Campingplätze angesteuert wie wir, kein Wunder, das waren die, die noch geöffet haben.
Auf dem Schiff beziehen wir auf dem 8. Deck unsere Kabine mit Fenster nach draußen. Anschließend beobachten wir das Verladen und das Ablegemanöver. Ziemlich pünktlich um 23:20 Uhr verlassen wir den Hafen und nehmen Kurs auf das offene Meer. Die Lichter von Palermo verschwinden langsam im Dunkeln.

Das Meer ist ruhig, auf dem Schiff ist kein Rollen oder Stampfen zu bemerken.
Morgens frühstücken wir aus unseren Vorräten und wollen anschließend einen Cappuccino trinken. Vor unserer Nase wird die Ausgabe geschlossen – Sicherheitsübung! Alle Passagiere werden auf Deck 7 versammelt und müssen den Ansagen auf italienisch und einem unverständlichen Englisch lauschen. Gleichzeitig dröhnen über die Fernsehschirme weitere Sicherheitshinweise in anderen Sprachen. Wir hoffen, der Kahn geht nicht unter, wir hätten im Notfall nämlich keine Ahnung, was zu tun wäre.
Als die Sicherheitsunterweisung beendet ist, lässt sich die Kaffeebar noch geraume Zeit bis zur Öffnung. Als wir dran sind, werden wir wieder weggeschickt: Den online vorgebuchten „Food-Pass“, den wir beim Einchecken schon gegen einen Zettel mit Barcode umgetauscht haben, müssen wir zunächst an der „Rezeption“ gegen einen anderen Zettel mit Barcode umtauschen. Das dauerte abermals etwas Zeit. Ca. 75 Minuten nach unserem ersten Versuch hatten wir dann unser Getränk in der Hand.
Der Rest des Tages verläuft ziemlich langweilig. Das Kino zeigt nur italienische Filme, die Schwimmbäder sind geschlossen, die Hälfte der Bars und Cafes auch. Die Fähre ist längst nicht ausgebucht, überall ist viel Platz. Aber es ist warm und sonnig! Wir sitzen lange an Deck und lesen.

Pünktlich gegen 19:00 Uhr laufen wir in den Hafen von Genua ein. Wir beobachten fasziniert, wie das große Schiff im Hafenbecken dreht und passgenau rückwärts am Fährterminal einparkt.

Dann beladen wir unsere Räder und kommen mit als erstes vom Schiff. Überall stehen große Pfützen, aber aktuell ist es trocken. Wir fahren ein paar Schleifen aus dem Hafengelände heraus und erreichen schnell unsere Unterkunft: Die „Seagull“ ist ein kleines Segelboot im Porto Antico, das als Schlafplatz an Touristen vermietet wird. Aufgrund der Beschreibung auf booking.com haben wir eher mit eine Art Hotelschiff gerechnet. Der sichtlich angetrunkene Bootseigner erwartet uns bereits und weist uns ein. Es ist eng und müffelt. Die Dusche ist im Hafengebäude. Etwas irritierend ist auch der (freundliche) Italiener, der an Bord Fernsehen schaut, raucht und Rotwein trinkt, als gehöre das Boot ihm. Ok, morgen sind wir wieder weg.

Anschließend essen wir in einem gänzlich untouristischen Restaurant zwischen gammeligen Palazzi hervorragend Fisch.
Nachts meinen wir, Schritte über das Deck trappen zu hören. Am nächsten Morgen tauchen aus einer zweiten Kabine im Bug tatsächlich zwei weitere Gäste auf, die genauso überrascht waren, uns zu sehen, wie wir sie.

Sonntag, 11.11.2018
Genua – Mailand, 9 km, insgesamt 4991 km
Wir packen unsere Sachen auf die Räder, lassen sie aber noch im sicherheitsüberwachten Hafengelände stehen und laufen zum nahen Aquarium. Das ist sehenswert – große Becken mit vielen Fischen, Delfine, Robben, Pinguine, ein „Streichelbecken“ mit Rochen und Flundern und hübsch illuminierte Quallen. Und drei Seekühe, die die im Becken schwimmenden Salatblätter, Staudensellerie und Fenchelknollen abweiden!

 

 


Mittags holen wir unsere Räder und fahren die kurze Strecke zum Bahnhof. Wir nehmen einen durchgehenden Regionale nach Mailand. Ein junger Schweizer verlädt ebenfalls sein Rad mit Packtaschen, er ist die letzten drei Wochen auf Sardinien Rad gefahren und jetzt auf dem Heimweg.

Mailand überrascht uns mit Hochhäusern wie Frankfurt. Wir fahren 7 km zur Jugendherberge „Piero Rotta“. Zum ersten und einzigen Mal auf der Tour eine Jugendherberge! Das ursprünglich von uns gebuchte Hostel hat uns freundlicherweise zuvor mitgeteilt, das wir nirgendwo die Räder sicher unterstellen können und uns daher eine kostenlose Stornierung ermöglicht. Und ansonsten finden wir auf diversen Buchungsportalen für Mailand nur recht teure oder recht zentrumsferne Unterkünfte. Die JH ist zwar nicht billig, aber wir können die Räder einschließen lassen. Bei der Ankunft werden wir gewarnt, unsere Räder ja nicht aus den Augen zu lassen, sie würden sofort entwendet werden.
Abends Pizzeria mit flotter Bedienung und gutem, preiswerten Hauswein.

Montag, 12.11.2018
Mailand – Eschborn, 19 km, insgesamt 5010 km
Zum Frühstück in der JH gibt es sogar Brötchen und Butter, fein. Wir fahren zum Dom, um wenigstens ein wenig von Mailand zu sehen. Auf nicht wenigen Straßen gibt es Radspuren und sogar separate Radwege, das ist Premiere in Italien. Der Dom ist ein gotisch/neogotischer Riesenbau, der bei Peter die Assoziation von Stalagmiten in einer Tropfsteinhöhle weckt. Eigentlich ist nicht viel los, aber zuerst muss man ewig Schlange stehen zum Ticketerwerb (das lässt sich durch in der Ecke versteckte Automaten umgehen), dann muss man eine schneckenlangsame Leibesvisitation über sich ergehen lassen.

Nach dem Dombesuch fahren wir zum Bahnhof. Dort haben wir 9 km auf dem Tageskilometerzähler und somit mit dem letzten Kilometer in Italien die 5000 km erreicht! Wir müssen zugeben, dass wir in Palermo mit unserem Radausflug nach Mondello durchaus auch das Ziel „5000 km“ im Blick hatten …
Im Bahnhof müssen wir durch ein „Gate“ auf den Bahnsteig, wo nur Reisende mit Fahrkarten durchgelassen werden. Nach einiger Zeit wird das Gleis für unseren Zug angezeigt. Und tatsächlich hat der Wagen 5 zwei Radhaken und Gepäckablagen. Viel Platz ist da allerdings nicht. Wir hängen die Räder auf, quetschen Peters Rad irgendwie dazwischen und unsere Satteltaschen in die verbliebenen Lücken. Passt!

Glücklich sitzen wir mit Rädern im EC52, der durchgehend in 7 Stunden 36 Minuten nach Frankfurt fährt. Als wir in Basel deutsches Zugpersonal bekommen, erkundet sich der Zugführer interessiert, wie wir denn an die Radreservierung gekommen sind und bestätigt nochmals, dass dieser Zug in Deutschland nicht mit Rädern buchbar ist.

Die Durchquerung der Schweiz erfolgt bei Sonnenschein. Die Landschaft mit teilweise schneebedeckten Gipfeln in der Ferne sieht ein bisschen wie Fototapete aus.
Pünktlich (!) rollt der Zug im Frankfurter Bahnhof ein. Überraschung – dort warten unsere beiden Töchter mit Rädern, um uns in Empfang zu nehmen und nach Hause zu begleiten. Auch eine Kollegin von Catrin ist gekommen.

Wir fahren die endgültig letzten 10 km nach Hause und werden von Luftballons an der Tür und Catrins Schwester überrascht, die einen kleinen Sektempfang vorbereitet hat.
Peter ist überglücklich, sein Zimmer und seine Spielsachen wieder zu sehen.

Tja, damit ist der Reiseblog zu Ende. Ich (Martin) werde noch einen letzten Beitrag „Reisestatistik“ schreiben, die Ausrüstungs-Seiten mit den Erfahrungen der letzten Monate ergänzen und unsere tatsächliche Route veröffentlichen.

One thought on “Rückreise

  1. Hallo Familie Taplick, es ist gut zu lesen, dass Ihr wieder sicher nach Hause gekommen sind. Es war ein großartiges Abenteuer für Euch und Ich denke, es ist eine schöne Erinnerung für die kommenden Jahre. Es war schön Euch kennenzulernen und die schönen Reiseberichte zu lesen. Grüße, John Visser

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