… die Ausrüstung

Rad mit FollowMe

Langsam sammelt sich unsere Ausrüstung zusammen. Idealerweise wären wir mit wettertauglicher, superleichter und superrobuster Ausrüstung unterwegs. Das wäre allerdings auch superteuer. Deswegen müssen wir den einen oder anderen Kompromiss schließen.

Räder

Klar, die Räder sind am wichtigsten. Wir nehmen einfach welche, die wir haben:

Catrin fährt mit einem Cube Touring CC, 28 Zoll, 3*9 Kettenschaltung (Schaltwerk XT, Umwerfer LX, Schalthebel Alivio, was Hersteller so alles zusammenmischen), Nabendynamo, Magura HS11 hydr. Felgenbremse.

Ich fahre mit einem Cube Reaction Mountainbike, gekauft 2008, 26 Zoll Räder, Shimano XT Gruppe, hydr. Scheibenbremsen. Ein Gepäckträger wird dranmontiert. Das vordere Schutzblech wird angeklipst.

… die Verschraubung der unteren Strebe des Gepäckträgers hat sich als etwas empfindlich gezeigt. Auch kollidierten die Befestigungsschrauben mit dem Follow-Me, was zu starkem Verschleiß (und zwischendurch Austausch) bei den Schrauben führte. Auf der linken Seite hat sich wärend der Tour das Innengewinde im Radrahmen abgeschliffen, so dass ich die Schraube mit Gewebeband sichern musste. Diese Konstruktion hat bis zum Schluss durchgehalten. Hier merkt man halt doch den Unterschied zwischen einem Montainbike und einem „echten“ Tourenrad.

Peter fährt auf seinem Kinderrädchen. Das hängen wir mit einem Follow-Me an mein Rad. Nachdem wir bei den großen Kindern zuerst die Trail-Gator Kopplungsstange ausprobiert haben, konnte uns schon damals das Follow-Me überzeugen. Ich hatte es allerdings nicht dermaßen schwergewichtig in Erinnerung. Wir haben im Sommer 2017 bereits einige Ausflüge mit dem Follow-Me gemacht und Peter ist begeistert.

Sein 16-Zoll-Rädchen ist allerdings recht klein. Auch kann er damit gar nicht so schnell treten, wie er gerne fahren möchte. Wir entscheiden für uns ein 20-Zoll „Puky Crusader 20-3 Alu light“. Das ist zwar noch knapp zu groß für ihn, aber dank des sehr tief einstellbaren Sattels kommt er damit bereits gut zurecht. Es hat eine 3-Gang Nexus Nabenschaltung, damit er auch bei „höherer“ Geschwindigkeit noch mittreten kann. Schwalbe Big Apple sorgen für Federungskomfort. Bei ersten Fahrversuchen erreichte er bereits imposante 20 km/h.

Etwas unsicher bin ich mir über mitzunehmende Ersatzteile und Werkzeug. Oft habe ich gelesen, dass Ersatzspeichen ein Muss sind – ich hatte in meinem bisherigen Leben als Radfahrer bislang einen einzigen Speichenbruch. Und wenn ich noch einen hätte, ich habe noch nie eine Speiche selbst ausgetauscht. Da wir keine Tour durch die Wüste oder die Arktis planen, sollte es mit Ersatzschläuchen, Flickzeug, Bremsbelägen, Kabelbindern und vielleicht ein paar Ersatzschrauben doch reichen? Und natürlich Kettenöl, ein paar Inbus- und Maulschlüssel, eine Zange … Luftpumpe nicht zu vergessen … hm, wird doch etwas mehr.

Eine Zange haben wir schließich nicht mitgenommen und sind auch gut ohne ausgekommen. Einen Schlauch habe ich nur ein einziges Mal gewechselt. Auch die Kabelbinder haben wir nicht gebraucht. Auf der Tour gekauft haben wir Gewebeband – zum Flicken von Rissen im Sattel, einem winzigen Loch nach einem Absturz einer Satteltasche und zum Abkleben von scheuernden Schrauben und Muttern am Lowrider. Ebenfalls nachgekauft haben wir Haargummis als universell einsetzbares Befestigungs- und Verschlussmaterial. Diente z.B. als Fixierung des Kontaktgebers für den Kilometerzähler an der Gabel.

Ebenfalls gewechselt haben wir nach ca. 2500 km Catrins Mäntel – erst hinten, später auch vorne, Catrins Magura-Bremsbeläge hinten und Martins Scheibenbrems-Beläge hinten und vorne.

Auf Martins Rad waren neue Kettenblätter, Ritzel, Kette und Schaltzug. Der Antrieb auf Catrins Rad war noch hinreichend neu. Nach der Tour habe ich auf beiden Rädern erneut den kompletten Antrieb ausgetauscht. Die erreichte Kettenlängung trage ich noch nach …

Zelt

Über das Zelt haben wir uns viele Gedanken gemacht. Es sollte groß, leicht, robust und bezahlbar sein – natürlich schließt sich das wieder einmal gegenseitig aus. Gekauft haben wir ein Wechsel Outpost 3 Travel Line. Es ist groß und robust, allerdings nicht besonders leicht. Ob es sich bewährt, werden wir im Laufe der Reise erfahren. Und berichten.

Zelt Wechsel Outpost 3

Zum Zelt sollte es auch eine Bodenplane geben – auf neudeutsch Footprint oder Groundsheet genannt. Die war zum Kaufzeitpunkt nicht lieferbar und mit irgendwas um die 75,- € auch nicht grade preiswert. Deswegen haben wir uns selbst eines gemacht: 4m * 1,20m Zeltplanenmaterial, Gurtband, Gummiband und O-Ringe bei www.extremtextil.de gekauft. Die Plane ausgelegt, Zelt darüber gestellt. Plane etwas zurecht geschnitten. An den Positionen der Häringe Schlaufen mit Gurtband an die Plane genäht und an jede Schlaufe einen O-Ring mit Gummiband geknotet. Mal schauen, wie lange das hält.

… es hielt und war extrem praktisch. Auch am Zelt hatten wir keinen Schaden. Es ist lediglich überraschend kräftig ausgebleicht.

Zum Schlafen Thermarest-Isomatten und Schlafsäcke. Unsere alten Schlafsäcke sind etwas in die Jahre gekommen und meiner ist ziemlich dünn. Catrin und ich haben uns neue Schlafsäcke gegönnt und den „Deuter Exosphere -4“ gewählt. Der scheint uns ein guter Kompromiss zwischen leicht und warm zu sein. Und es sollte Kunstfaser statt Daune sein, falls sie mal nass werden. Wir werden berichten. Wahrscheinlich liege ich immer nur auf dem Schlafsack drauf, weil er mir viel zu warm ist!

… in der Tat habe ich kaum im geschlossenen Schlafsack geschlafen. Es hätte also ruhig noch ein paar Grad kälter werden dürfen. Als sehr praktisch haben sich unsere seidenen Inlet-Schlafsäcke erwiesen, weil diese Schweiß und Schmutz vom Schlafsack abgehalten haben und bei warmen Wetter völlig ausreichend waren.

Packtaschen

Als wir in den 90er Jahren unsere ersten „guten“ wasserdichten Satteltaschen kaufen wollten, gab es anscheinend nur Ortlieb. Auch wenn die erste Generation der Backroller nicht mehr einsatzfähig ist (wer sich dran erinnert: Die Taschen wurden mittels eines Hakens am Gummiband am Gepäckträger gesichert, dieses Gummiband riss leider nach einigen Jahren), sind wir Ortlieb treu geblieben. Auch wenn es mittlerweile bestimmt auch andere Hersteller schaffen, wasserdichte Fahrradtaschen herzustellen.

Unsere Räder haben beide eine Federgabel, deswegen können wir keine herkömmlichen Lowrider am Vorderrad befestigen. Freunde haben uns jedoch ihren Spezial-Lowrider ausgeliehen: Er wird oben an der Bremsaufnahme befestigt und an den Gabelrohren mit Schlauchschellen. Den haben wir an Catrins Rad montiert. Er wirkt hinreichend stabil. Wir werden kein schweres Zeug in diesen Taschen verstauen. Mal schauen, wie sich das in den nächsten Wochen bewährt.

… es hat sich super bewährt. Zwei Rempler mit den vorderen Packtaschen hat der Lowrider klaglos verdaut. Einige Schrauben haben wir dick mit Gewebeband abgeklebt, um ein Durscheuern der Satteltaschen zu verhindern.

Strom und Stromverbraucher

Gerne würde ich einen Laptop mitnehmen, aber erstens ist so ein Ding schwer und zweitens stromhungrig. Ein Tablet scheint ein guter Kompromiss zu sein. Und es lässt sich als E-Book-Reader benutzen. Also habe ich mir Anfang des Jahres ein Samsung Tab S3 besorgt, mit Tastatur-Hülle. Ich hoffe nur, die Glasscheibe geht nicht kaputt.

Seit ca. 3 Jahren besitze ich ein Garmin Edge 800 als Navi, das muss auch mit.

Dazu noch unsere Handys. Und der Fotoapparat. Der macht halt qualitativ deutlich bessere Fotos, als es die kleine Handylinse zu leisten vermag.

Zum Laden unterwegs soll es ein Spannungswandler für den Fahrraddynamo sein: Lange war das E-Werk von Busch und Müller mein Favorit. Dazu noch eine halbwegs große Powerbank, die zum einen als Pufferakku unterwegs dient, aber auch ganz profan zwischendurch aufgeladen werden kann, wo eine Steckdose zur Verfügung steht. Die müsste dann pass-through-fähig sein. Zwischenzeitlich habe ich meine Meinung geändert: Wir können mit unserer relativ geringen Strampelleistung kaum genug Strom erzeugen, um unsere Geräte dauerhaft autark laden zu können. Aber das ist auch nicht notwendig: Wir werden immer wieder in Unterkünften oder Zeltplätzen übernachten, wo es Steckdosen gibt. Oder zwischendurch Steckdosen finden. Deswegen habe ich nach einer Powerbank gesucht, die sich möglichst schnell laden lässt. Dazu einen effizienten Spannungswandler für den Dynamo, um auch diese Stromquelle auszunutzen.

Gekauft habe ich nun nach Lektüre der hervorragenden Testserie „Steckdose Unterwegs“ der Fahrradzukunft und dem Test auf fahrradbeleuchtung-info.de den DynaLader Digital von Stollwerk Elektrotechnik. Der sieht robust aus und hat einen halbwegs großen Pufferakku von 24 Wh, um die Tagestretleistung zu sammeln. Damit können wir Handys oder das Navi laden. Notfalls auch während der Fahrt.

Dynalader Digital

Als Powerbank habe ich die RAV-Powerbank 26.800 mAh RP-PB058 mit USB C-Anschluss und passendem Netzteil gekauft. Die soll lt. Werbung innerhalb von 6h komplett aufladen. Das Ding wiegt halt 460g, reicht dafür aber auch für einige Handy- und Tablet-Ladungen. Ich hab’s mal getestet: Ich konnte damit 4 mal mein Handy mit 1.500 mAh und 2 mal das Tablet mit 6.000 mAh aufladen, also insg. 18.000 mAh. Die Komplettaufladung hat anschließend knapp 9h gedauert, bis auch die letzte Ladestands-LED nicht mehr blinkte.  Ok, ein Drittel Umwandlungsverlust ist normal, der Rest ist Übertreibung des Marketing.

Catrin hat sich einen E-Book-Reader gekauft, einen Tolino HD3. Hach, schön klein und leicht! Dagegen wirkt das Tablet fast unpraktisch schwer.

Peter hört sehr gerne Hörbücher und Was-ist-Was-CDs. Zu Hause hat er einen CD-Spieler, den können wir schlecht mitnehmen – und schon gar nicht einen Stapel CDs. Wir könnten auch das Smartphone als MP3-Player verwenden, aber damit wäre der Akku recht schnell leergesaugt. Moderene Smartphones können überhaupt alles, was andere Geräte auch können, brauchen aber seltsamerweise viel mehr Strom dafür. Also habe ich mich auf die Suche nach einem MP3-Player gemacht. Er sollte das Cover darstellen (Peter kann noch nicht lesen), mit Akkus in Standard-AAA-Größe betrieben werden können, durch SD-Karte erweiterbar sein und – wichtig – beim Einschalten an der Stelle weiterspielen, bei der er ausgeschaltet wurde. Ich musste feststellen, dass es so ein Wundergerät nicht gibt. Aber wir haben noch einen iPod Nano von der großen Tochter gefunden. Der hat keine Standard-Akkus, ist nicht erweiterbar und lässt sich unterwegs nicht vom Android-Tablet aus befüllen (ich habe jedenfalls keine Software dafür gefunden). Und spielt nur ein paar Stunden mit einer Akkuladung. Aber bevor ich ein neues Gerät mit unzureichenden Eigenschaften kaufe, kann ich auch ein vorhandenes nutzen 🙂 Also habe ich die letzten Wochen den iPod mit vielen Kinder-CD gefüllt. Peter kann ihn bedienen und ist glücklich.

… Fazit nach der Tour: Der Dynalader hat ausreichend Strom erzeugt, um abends sowohl das Navi als auch Peters iPod zu laden, und fürs Handy wäre wohl auch noch Strom übrig geblieben. Während der Fahrt haben wir nie unsere Geräte geladen, weil es erstens nicht notwendig war und zweitens die Micro-USB-B-Buchsen die dauerhaften Erschütterungen beim Radfahren wahrscheinlich nicht schadlos verkraftet hätten. Da wir letzlich kaum wild gecampt haben, hatten wir jedoch immer ausreichend Strom zur Verfügung. Die Powerbank war überdimensioniert, wir haben sie kaum gebraucht. In Italien nachgekauft haben wir einen Adapter vom dreipoligen, auf Campingplätzen üblichen Stecker auf Eurostecker. Diese Adapter gab es zwar oft leihweise auf Campingplätzen, aber nicht immer.

Klamotten

So wenig wie möglich, so viel wie nötig. Outdoor-Hose, kurze Hose, Trikots, Outdoor-Hemden. Ein Baumwoll- und ein Merino-T-Shirt. Ein Minimum an Unterwäsche. Eine Fleecejacke gegen Kälte. Eine Regenjacke gegen Wetter. Sandalen und ein Paar Turnschuhe. Outdoor-Handtücher (super Erfindung!), Badehose. Das müsste es so ungefähr sein. Unterwegs wird gewaschen und bei Verschleiß neu gekauft.

… Fazit nach der Tour: Martins zweite lange Hose war überflüssig. Die warme Fleecejacke habe ich fast nicht angezogen – aber damit einen kleinen Kissenbezug gefüllt und hatte damit ein bequemes Kopfkissen. Das hat sich sehr bewährt! Selbst die Regenhose haben wir gelegentlich angezogen, die hätte ich im Vorfeld für überflüssig gehalten.

Reiseapotheke mit Plaster, Wundsalbe, Sonnencreme, Anti-Mücken-Zeug, Kopfschmerztabletten.

… nachgekauft haben wir „Schrundensalbe“ für die Füße, um schmerzende Risse in der Hornhaut zu heilen. Wochenlang barfuß bzw. Sandalen forderten ihren Tribut. Und Anti-Mückenzeugs, weil es ab der Adria echt viele Mücken gab. Am besten ist der Wirkstoff Diethyltoluamid „Deet“.

Gekocht haben wir auf einem Gaskocher mit zwei Töpfen und Campinggeschirr. Der Kocher war für Schraubkartuschen, die sind allerdings in Südeuropa schlecht zu bekommen und wenn, dann sehr teuer. Vorausschauend hatten wir einen Schraubventiladapter für Stechkartuschen dabei und letztlich die ganze Tour nur Stechkartuschen gekauft. Am teuersten bei Obi und Decathlon, am billigsten im ungarischen Kramladen.

Unser bester Freund war Catrins Opinel. Man darf es halt nur nicht dabeihaben, wenn man in Rom durch die Sicherheitsschleusen vor den Touristenattraktionen geht 🙁

Ebenfalls dabei ist ein 10-Liter Wasserbeutel von Ortlieb mit Duschaufsatz – schwarz, notfalls kann man ihn in die Sonne legen und hat gleich warmes Duschwasser. Ich bin gespannt, ob wir den nach der Reise als überflüssig beurteilen werden.

… auch diesen haben wir genutzt und sogar damit geduscht. Allerdings nur die wenigen Male, wo wir wild gezeltet haben. Man hätte also auch darauf verzichten können.