Freitag, 7.9.2018
Triest – Grado, 47 km, insgesamt 2781 km
Erster Halt bereits 2 km nach dem Campingplatz bei einer kleinen Ansammlung von Geschäften – ein Laden für Sportbekleidung, ein Fahrradgeschäft, ein Lebensmittelladen und ein Cafe. Super Kombination. Da ich heute morgen festgestellt habe, dass sich die Sohle von meinen Sandalen löst und diese generell ziemlich aufgelöst aussehen (trotz Notklebung mit Uhu vom Herrn mit dem Wohnmobil neben uns in Maribor), kaufen wir spontan ein neues Paar Sandalen und lassen die alten gleich im Laden. Im Radladen bekommen wir zwei Paar Bremsklötze für Catrins Magura, weil die schon ziemlich runtergebremst sind. Und im Lebensmittelladen versorgen wir uns für den Tag. Die nächsten 18 Kilometer geht es mehr oder weniger stetig bergab – von 377 hm wieder bis zur Küste. Zwischenzeitlich nieselt es leicht bis mäßig. Wir kommen durch das Dorf Prosecco, dem Namensgeber des Weines, das bis 2009 die Bezeichung einer Rebsorte und seit 2010 eine Herkunftsbezeichnung ist.
Wir trinken hier allerdings keinen. Nach einer Pause an einem Straßencafe ist Catrins Hinterrad wieder platt. Diesmal ist der Verursacher ein Glassplitter, den wir wahrscheinlich schon vor einigen Tagen aufgesammelt haben. Ich wechsle den Schlauch. Der Mantel sieht mittlerweile ziemlich mitgenommen aus und muss bald erneuert werden. Passenderweise macht der Regen eine Pause. Wir fahren weiter die Landstraße bis kurz vor Grado zum Campingplatz „Al Bosco“. Unterwegs kommen wir an zwei anderen Camps vorbei, die mit imposanter Einfahrt und Beflaggung teuer aussehen. Passenderweise hört der Regen auf und die Sonne erscheint. Peter findet Spielkameraden bei einer Familie aus Bayern, die mit 4 Söhnen hier sind. Das Meer ist hier eine eher schlammige Angelegenheit, aber im Strand davor kann man Burgen bauen! Abends bei Vino und Mücken an der Freiluftbar. Man spricht deutsch, mit deutlich österreichischem Einschlag.
Samstag, 8.9.2018
Grado – Lignano, 50 km, insgesamt 2831 km
Grado soll lt. Reiseführer ein malerisches Ficherdörfchen sein – habe ich wahrscheinlich falsch verstanden, der Tourismus boomt und ich glaube nicht, dass hier jemand mit Fischen sein Geld verdienen will. Nett aussehen tut es jedenfalls.
Interessant ist die Kirche, nix mehr mit Barock, sondern schlichte Basilika mit Mosaikfußboden und Freskenresten.
Über einen langen Damm geht es aufs Festland. In Aquileia schauen wir uns die ziemlich alte Basilika an: Erhalten sind große Teile des Mosaikfußbodens aus dem 4. Jhd. Zu sehen ist auch der Boden eines römischen Hauses aus dem 1. Jhd. Und auf den Turm kann man auch. Der ist vergleichsweise neu – 11. Jhd.
Dann fahren wir durch eine ziemlich flache Landschaft zügig nach Marano Lagunare, wo wir ein Schiff nach Lignano nehmen wollen. Lt. Internet fährt das Boot zu jeder graden Stunde. Wir erreichen die Anlegestelle passend um 15:45. Allerdings informiert ein Schild, dass die nächste Abfahrt erst um 18:00 Uhr ist. Also genügend Zeit für ein, zwei Friulano (ist das gleiche wie Tokajer, ein fruchtiger Weißwein, trocken ausgebaut gar nicht schlecht).
Auf dem Boot nähern wir uns Lignano, dicht bebaut mit Hotels, Appartements, Restaurants und Läden. Wir landen in einem touristischem Hot Spot. Noch 3 km, dann sind wir auf dem Camping Sabbiadoro, ein großes Teil mit Kinderanimation und sauberen Sanitäranlagen. Egal, es ist 19:00 Uhr und wir wollen nicht mehr weiter.
Sonntag, 9.9.2018
Lignano – Caorle, 59 km, insgesamt 2890 km
Wir machen uns auf den Weg ins Luftlinie 15 km entfernte Caorle. Leider liegt die Lagunenlandschaft dazwischen, sodass es kilometermäßig doch länger wird. Wir folgen grob der Eurovelo 8 zunächst durch das Mündungsgebiet des Tagliamento bis Latisana. Zwischendurch kommen wir an einer Schwenkbrücke vorbei, die gerade für Schiffe geöffnet ist. Am aushängenden Plan sehen wir dass sie aber in 15 Minuten für Radfahrer und Fußgänger aufschwenkt. Diese paar Minuten warten wir gern ab, um über den Kanal zu kommen.
In San Michele kurze Eis- und Kaffeepause. Dann geht es weiter durch das Lagunengebiet. Die Landschaft präsentiert sich platt wie ein Pfannkuchen. Nach den Bergen in Slowenien sind wir anderes gewöhnt. Der Anblick gestaltet sich relativ eintönig. So machen wir nur ein paar Trinkpausen und kommen am frühen Nachmittag in Caorle am Campingplatz an. Prima: er liegt direkt am Meer und hat Strandzugang. Und die Liegen brauchen wir auch nicht bezahlen. Wir genießen den Restnachmittag mit faulem Strandleben. Peter pladdert im Wasser und wühlt im Sand. Die Eltern liegen entspannt auf der Liege und lesen.
Abends Pizza in einem für einen Touristenort guten Ristorante mit aufmerksamem Personal.
Montag, 10.9.2018
Caorle – Punta Sabbioni, 48 km, insgesamt 2938 km
Wir fahren die Landzunge entlang. Nach zwei km stoppt uns ein Wasserlauf, glücklicherweise geht eine Fähre hinüber.
Vor Lido di Jesolo trinken wir einen Cappuccino an einem malerischen Fleckchen, Fischerboote, Pinien.
Anschließend wird es etwas gruselig – kilometerweit ziehen sich Hotels, Restaurants, Appartments, Bars und Touristenläden mit Aufblastieren dahin. Jetzt in der Nachsaison nur dünn belebt, verstärkt es den seltsamen Eindruck. Kennt jemand Loriots „Schau mal, Mutti, ein Esel“? Irgendwann lassen wir auch diesen Urlaubsort hinter uns und wir fahren auf der Lagunenseite eine wenig befahrene Straße direkt am Wasser entlang bis Punta Sabbioni – hier ist die Halbinsel zu Ende und es geht nur noch mit dem Boot weiter, vorzugsweise nebenan nach Venedig.
Wir quartieren uns auf dem kleinen Campingplatz Al Batéo in der Nähe des Fähranlegers ein und verbringen den Nachmittag mit Wäschewaschen, Radpflege und anderen unwichtigen Dingen mehr. Ich fahre in den 5 km entfernten Supermarkt und kaufe ein. Morgen haben sich unsere Töchter Carolin und Johanna für einen Kurzbesuch angekündigt. Wir werden die nächsten Tage hier bleiben und uns Venedig ansehen.