Samstag, 18.8.2018
Budapest – Velencer See, 72 km, ingesamt 2022 km
Wir verlassen unser Domizil und werden zum Abschied noch mit Äpfeln und getrockneten Apfelstückchen für Peter beschenkt. Dann fahren wir 13 km ins Zentrum herein, vorbei am im Bau befindlichen neuen Stadion von Budapest, natürlich nach Puscás benannt.
Dann fahren wir mindestens genauso lange in südlicher Richtung aus dem Zentrum wieder heraus. Radfahren ist in Ungarn bislang nicht so üblich: Überörtliche Radwege sind Mangelware. In Budapest gibt es zwar immer wieder gekennzeichnete Radwege, diese enden aber oft unvermittelt an einer mehrspurigen Kreuzung oder auf einer Autostraße. Dann und wann gibt es auch Beschilderungen in Richtung des einen oder anderen Zieles, aber nur sporadisch und nicht ansatzweise durchgehend. Der Donauradweg bzw. die Eurovelo-Route 6 ist da eine Ausnahme. Den verlassen wir im Süden von Budapest. Ich habe im Internet von anderen Reisenden einen Track am Balaton vorbei Richung Maribor gefunden. Leider ist der Track recht grob, und wir landen auf mehrspurigen Autostraßen ohne Seitenstreifen. Der Großteil der Strecke führt die „Bundesstraße“ 7 entlang, kein Seitenstreifen, aber viel Verkehr. Dummerweise scheint es bis zum Velencer See kaum Alternativen zu geben. Irgendwann schlagen wir uns doch aufs Land, landen in umzäunten Betriebsgeländen und anschließend auf Feldwegen der untersten Kategorie, nur noch getoppt von der Matschlochstrecke entlang der Bahnliene. Danach fährt man auch gerne wieder Bundesstraße. Der Velencer See ist der drittgrößte See Ungarns, flach und warm und zur Zeit völlig überlaufen von Urlaubern. Ein Strandbad reiht sich an das nächste. Den angepeilten Campingplatz in Velence finden wir nicht, aber es scheint eine Reihe davon zu geben. Wir fahren am Südufer entlang, da gibt es sogar einen Radweg. Auf dem ersten Platz werden wir abgewiesen „alles voll“. Auf dem zweiten will man uns ebenfalls nicht herein lassen, aber ich schiebe Peter vor und vermittle, das wir ganz bestimmt nicht weiter können. Dann bauen wir unser Zelt auf der großen Wiese direkt am See auf, wo eigentlich genügend Platz ist. Hintergrund für den Rummel könnte das lange Wochenende sein: Es ist Samstag, und am Montag, dem 20.8., ist ungarischer Nationalfeiertag.
Und es ist uns ganz entgangen, das wir heute die 2000 km vollgemacht haben.
Sonntag, 19.8.2018
Velencer See – Székesfehérvár, 27 km, insgesamt 2049 km
Bis zum Plattensee wären es ca. 70 km. Catrin ist das angesichts der gestrigen Erfahrungen und des immer noch heißen Wetters zu viel. Nur einen Katzensprung entfernt liegt Székesfehérvár, da soll auch ein Campingplatz sein. Die Route führt am See entlang noch auf dem Radweg, anschließend auf straßenbegleitenden Radwegen. Schon deutlich besser als gestern. Wir rollen ins Zentrum und landen in einem mittelalterlichen Markt. Vom 10.8. bis zum 20.8.2018 finden hier die diesjährigen „Königstage“ statt, eine 10-tägige Reihe von diversen Veranstaltungen http://turizmus.szekesfehervar.hu/catalog/index/39/lang/de. Székesfehérvár war lange Jahre die Krönungsstadt der ungarischen Könige. Die Stadt ist mit gut 100.000 Einwohner relativ groß. Wir bummeln von einem Stand zum anderen und finden die Band mit Dudelsack, Trommel, Mandoline und Schalmei ziemlich gut.
Nachmittags rollen wir auf den Campingplatz, der sich in einer großen Sportanlage befindet und bis auf drei Wohnmobile völlig leer ist. Es hat free Wifi, free Strom, Schatten und kostet umgerechnet nur ca. 10€. Am frühen Abend wandern wir wieder zum Stadtfest, Peter plantscht im Brunnen, wir essen Kürtöskalács, „Chimney cake“ bzw. „Baumstriezel“, so eine Art einlagiger Baumkuchen, der hier live über Kohleglut gebacken wird. Haben wir schon in Budapest öfter gesehen. Schmeckt wie Riesencrepes in Zimtzucker eingewickelt.
Wir lauschen dem Konzert auf der großen Bühne (so eine Art moderner ungarischer Barde, Band mit Violine, Cello, E-Bass, Schlagzeug) und zwei jungen Damen am Straßenrand, die mit ihren Cellos moderne Hits interpretieren. Auf Häuserfassaden wird Videokunst gebeamt – die Geschichte des ungarischen Königs Andreas II. und nebenan abstrakte Bildmuster.
Weil uns die Atmosphäre gefällt, morgen der Abschluss der Königstage sein soll mit abendlichen Feuerwerk, wir befürchten, dass die Campingplätze am Balaton grade dieses lange Wochenende überlaufen sein könnten und wir hier einen netten Zeltplatz haben, beschließen wir, noch einen Tag länger hierzubleiben.
Montag, 20.8.2018
Székesfehérvár
Heute machen wir nichts. Jedenfalls nichts besonderes (Martins Meinung!). Wir machen quasi einen Tag Urlaub. Erst mal ausschlafen – ok, bis kurz vor acht. Vormittags sind wir erst auf einem Edel-Spielplatz mit Trinkbrunnen, Klo, mehrsprachigen Erklärungstafeln zur lokalen Geschichte und Getränkeautomat.
Mittags sind wir im örtlichen Freibad – zwischendurch mal wieder ein kurzer, aber kräftiger Regenschauer. Den hatten wir schon länger nicht mehr. Nachmittags sehen wir uns die „Königsparade“ an. Die 5 m hohen Figuren stellen ungarische Monarchen da, 18 davon werden mit Musik und Tanz durch die Straßen gerollt. Wirkt etwas wie Karneval im August.
Dann bummeln wir durch die Altstadt mit dem Straßenfest und schauen den Volkstanzgruppen auf der Hauptbühne zu. Die haben alle Livemusik dabei (vorwiegend Geigen und Kontrabass) und singen gern auch beim Tanzen. Bier und andere feine Getränke gibt es reichlich und günstig. Das Feuerwerk sehen wir nur von Ferne zwischen den Bäumen des Campingplatzes.
Dienstag, 21.8.2018
Székesfehérvár – Balatonfüzfö, 56 km, insgesamt 2105 km
Wir brechen relativ früh auf, um den Großteil der Strecke vor der Mittagshitze zurückzulegen. Das klappt ganz gut, wir fahren über wenig befahrene Nebenstraßen durch kleine Dörfer und eine leicht wellige Landschaft recht zügig voran, bis wir bei Balatonkarattya auf das östliche Ufer vom Balaton treffen. Siehe da, dort gibt es sogar einen Balaton-Radfahrweg, der um den See führt.
Der See ist nicht so leicht zugänglich – das Ufer scheint ausschließlich Privatgrund zu sein. Die Strandbäder sind umfriedet und kosten Eintritt. In Balatonfüzfö kommen wir an einen kleinen Campingplatz mit einem Bootsanleger, hier kann man zwar ins Wasser, aber es gibt keinen flachen Strand für Peter. Deswegen verbringen wir den Nachmittag im nahe gelegenen Strandbad. Peter übt eifrig Schwimmen und Tauchen und buddelt im Sand.
Wir bleiben bis nach 19 Uhr. Dann müssen wir uns aber beeilen, damit wir noch bei Tageslicht kochen können, denn ab 20 Uhr ist es inzwischen immer schon ziemlich duster. Und siehe da: Das Essen gibt es heute abend bei Stirnlampenbeleuchtung.
Themen des heutigen Tages beim Radfahren: Die Urknalltheorie, die Entstehung des Weltalls und der Galaxien, unser Sonnensystem, das Werden von Einzellern, Amöben und Geißeltierchen bis hin zu den Dinosauriern. Zu den Rittern und Indianern kamen die Männer dann nicht mehr, denn dann waren wir schon am Campingplatz.