Rom

Samstag, 6.10.2018
Rom
In der Nacht beginnt es zu regnen.
Daher zögern wir morgens aufzustehen und gehen erst spät los. Heute soll es zunächst zum Petersdom gehen.
Wir laufen zur Bahn und finden den Bahnhof „Due Ponti“ versteckt hinter der Hauptverkehrsstraße. Es gibt keinen Fahrkartenschalter. Da stehen wir nun mit unserem dummen Gesicht. Nur mit Hilfe freundlicher Mitcamper, die unser Problem bemerken, schaffen wir es durch die Sperre auf den Bahnsteig. Sie helfen uns mit einer Fahrkarte aus, die sie schlauerweise schon an der Rezeption des Campingplatzes erstanden hatten.
Wir kaufen uns dann auf dem nächsten Bahnhof direkt ein Mehrtagesticket, damit wir nicht noch einmal so ein Problem haben.

Auf dem Petersplatz stehen wir Schlange. Zum Glück kommt inzwischen manchmal die Sonne raus und es regnet nur noch hin und wieder.
Auf Petersplatz nach Spuren aus Dan Brown’s „Illuminati“ geschaut – und gefunden (West Ponente). Wenig spektakulär, aber trotzdem interessant, dass es das Ding wirklich gibt.
Der Petersdom ist immer noch riesig. Wir schauen uns Michelangelos Maria an und natürlich den „Peter“ mit dem blankgerubbelten Fuß.

In die Kuppel sind wir nicht mehr gestiegen, da uns ein akuter Hungeranfall plagte.
Wir fuhren zum Kolosseum und fanden dort tatsächlich Martins Lieblingspizzeria „Luzzi“ vom letzten Rombesuch wieder. Die ist immer noch lecker und immer noch günstig.
Nach dem Essen reihten wir uns in die Kolosseumsschlange ein. Bei der Sicherheitskontrolle entdecken sie Catrins Opinel-Messer und lassen sie nicht durch (am Petersdom haben sie das Messer glücklicherweise nicht entdeckt). Egal, dann kommen wir eben morgen wieder. Da dann erster Sonntag im Monat ist, ist dann der Eintritt auch frei.
Zur Lateranbasilika gelaufen. Dort das Messer auf ein Fenstersims gelegt und problemlos reingekommen. Die zweite Hälfte einer Messe mitbekommen. Der Kreuzgang hatte leider schon zu.

Auf dem Rückweg noch eine halbe Stunde Wartezeit, bis der Zug zum Campingplatz geht. Wir nutzten die Zeit für einen Besuch des Piazza del Popolo mit der Kirche Santa Maria del Popolo. Dort suchten wir die Chigikapelle, die ebenfalls eine Rolle in „Illuminati“ spielt. Nach 10 Minuten gehen die Lichter aus. Der Küster schließt die Kirche. Wir müssen sowieso gehen, um den Zug zu erreichen.

Im Dunkeln sieht unser Bahnhof „due Ponti“ noch gammeliger und ungemütlicher aus als am Tag. Über große Pfützen springend legen wir den Weg zum Campingplatz an der vielbefahrenen Straße (natürlich ohne Gehweg, dafür aber mit viel Müll und umgestürzten Bäumen) zurück. Fußgänger und Radfahrer sind hier einfach nicht vorgesehen.
Das Zelt und der Boden rundherum sind vom vielen Regen ziemlich durchweicht, alles im Vorzelt klamm. Zum Glück ist innen alles trocken geblieben. Wir kriechen mit leicht feuchten und sehr dreckigen Füßen in die Schlafsäcke.

Sonntag, 7.10.2018
Rom
Heute wollem wir gaaanz früh aufstehen, um vor den Menschenmassen am Kolosseum anzukommen. Leider hält uns der aufs Zelt prasselnde Regen etwas davon ab. Leicht verspätet kommen wir los. Doch als wir uns gegen 10 Uhr in die schon recht lange Schlange am Kolosseum einreihen, scheint die Sonne. Wir merken, dass wir gar nicht in der Schlange zum Kolosseum stehen, sondern dass die Schlange nur zu einem Kartenschalter führt. Da aber auch am Tag mit Gratiseintritt Karten vorgezeigt werden müssen, warten wir geduldig ab und lesen in den uns zur Verfügung stehenden Reiseführern (im E-Book Reader) alles über das Kolosseum und das Forum Romanum. Und als wir endlich im Besitz der Karten sind, ist der Eingang zum Forum auch nicht mehr weit, sodass wir uns erst an dieser Schlange anstellen. Just in diesem Moment kommt John, unser Nachbar vom Campingplatz vorbeigeradelt. Wir freuen uns über diesen Zufall.

Im Forum und auch auf dem Palatin liegen immer noch jede Menge alter Steine herum. Wir finden den Nabel der Welt und schauen von oben herab auf den Circus Maximus, wo heute wohl eine Landwirtschaftsmesse stattfindet.
Raus aus dem Forum Romanum erwartet uns schon die nächste Schlange, die ins Kolosseum hineinführt. Wir stellen uns mal ganz doof und reihen uns „versehentlich“ ziemlich weit vorne ein und kommen daher vergleichsweise schnell rein. Als die Karten kontrolliert werden, sagt die freundliche Frau, dass ich (Catrin) nicht reindarf. Als ich verdutzt schaue, lacht sie mich an, sagt, dass sie mich von gestern wiedererkannt hat (als ich wegen des Opinels weggschickt wurde) und winkt mich durch.

Auch das Kollosseum ist immer noch riesig. Erstaunlich, dass dort mehr Menschen reinpassten als in die Frankfurter Commerbankarena. Und durch unglaublich gutes Wegemanagement konnten die 50000 Menschen innerhalb weniger Minuten an ihre Plätze gelangen. Das klappt heute im Kolosseum nicht mehr. Wir haben an diesem Tag schon gute zwei Stunden Schlange gestanden.
Gruselig, sich vorzustellen, welche Szenen sich hier auf der Arena abspielten. Und gruselig die Vorstellung, welchen Spaß die Römer dabei gehabt hatten und mit welcher Lautstärke sie wohl die „Spiele“ begleiteten.

Nach dem Kolosseum besuchen wir Martins Lieblingspizzeria ein weiteres Mal. Dieses Mal müssen wir auch dort Schlange stehen, aber schon nach 20 Minuten bekommen wir vom aufmerksamen Chef einen Tisch zugewiesen und speisen köstlich.
Am späten Nachmittag kommen wir am Campingplatz an. Peter springt in den Pool.
Tagsüber gab’s noch einige Schauer, ansonsten schien die Sonne und es wird die nächsten zwei Tage auch schön bleiben. Wir räumen das Vorzelt aus, stellen die Taschen zum Trocknen in die Sonne und wischen das nasse Groundsheet ab. Nun lebt es sich doch schon viel angenehmer hier auf dem Campingplatz.
Abends kommt Rainer aus Essen an, der von Kempten aus nach Rom gefahren ist und auch noch Richtung Sizilien weiterfahren will. Aber wie alle anderen Radler, die wir bisher trafen hat er die Reschenpass-Route genommen. Mit der Donau-Ungarn-Slowenien-Strecke haben wir ein Alleinstellungsmerkmal bei allen Fernradlern, die wir treffen.

Montag, 8.10.2018
Rom
Vormittags nehmen wir an einer „Free Walking Tour“ Stadtführung teil. In Rom gibt es mehrere Organisationen, die „free walking tours“ anbieten. Die eine bestand ausdrücklich auf einer ausgedruckten Reservierungsbestätigung, die nächste wollte 2,50€ pro Person als Reservierungsgebühr (wir zahlen nachher sowieso mehr für die Führung, aber irgendwie scheint mir das dem Prinzip der free walking tour zu widersprechen), also nehmen wir den dritten Anbieter. Maria führt uns von der spanischen Treppe über die via del Corso vorbei an der aurelianischen Säule, dem Pantheon und der Piazza Navona bis vor die Engelsbrücke und schwärmt von ihrer Stadt Rom.

Am Nachmittag laufen wir zu Santa Maria della Vittoria, wo Catrin unsere Dan-Brown-Illuminati-Führung vervollständigt. Dort ist die Statue der Verzückung der hl. Theresa zu sehen, von Bernini natürlich. Dann noch den Trevi-Brunnen, vor dem sich wahre Menschenmassen drängeln.

Abends lädt uns John auf ein Bier am Campingplatz ein und wir tauschen Tour- und Routenerlebnisse aus.

Dienstag, 9.10.2018
Rom
Morgens verabschieden wir uns von John, der heute wieder nach Hause fliegt.
Für heute haben wir Karten für die Vatikanischen Museen gekauft, d.h. am Freitag online vorbestellt für den nächsten verfügbaren Zeitslot am Dienstag. Da wir erst den Zeitslot am Mittag gebuch haben, haben wir vormittags noch Zeit, durch Rom zu bummeln und die Fotos zu schießen, für die wir bis jetzt noch keine Zeit hatten. Sprich: Spanische Treppe, Aurelianische Säule, Piazza Navona. Ach, und weil man auf der Piazza Navona so schön Leute gucken kann, kaufen wir uns dort noch ein Eis und verweilen ein wenig.

Über die Engelsbrücke laufen wir zum Petersplatz. Nach einem schnellen Espresso im Stehen (ja wir sind lernfähig und wissen nun, dass auch in den teuersten Ecken der Espresso im Stehen nur 1 Euro kostet), gehen wir zum Eingang der Vatikanischen Museen, laufen an der Schlange vorbei, die keine Eintrittskarten hat und können mit unseren Online-Tickets direkt rein. Peter hopst fröhlich die Treppen hinauf und freut sich, dass wir endlich mal wieder ein Museum besuchen. Wir staunen über all die alten Steinskultpuren, die hier zu bewundern sind, suchen im Mosaik die fantastischsten Fabelwesen und die tollsten Kämpfe, gruseln uns vor den mumifizierten Leichen und sind fasziniert von den italienischen Karten, die 500 Jahre alt sind, auf denen wir aber trotzdem ganz genau unsere Tour durch Italien nachvollziehen können.

 

Als unsere Augen schon anfangen zu tränen und die Füße langsam anfangen zu brennen, kommen die Stanzen Raffaellos. Diese toll ausgemalten Privaträumlichkeiten von Papst Julius II. und Papst Leo X. wären allein schon ein Museum wert.

Und als wir dann nur noch schnell die moderne Abteilung der Museen durcheilen wollen, um flott zur Sixtinischen Kapelle zu kommen (langsam können wir aber wirklich nicht mehr), stolpern wir über Rodins „Der Denker“. Nanu – stehen und hängen hier auch noch modernere Kunstwerke herum, die wir tatsächlich kennen?

Unser Schritt wird langsamer und wir sehen noch Henry Matisse, Paul Klee, Lionel Feininger, Salvador Dali, Max Ernst, Francis Bacon, Max Pechstein und andere namhafte Künstler, vor deren Werken wir dann doch staunend verweilen. Peter ist beeindruckt vom Christophorus-Bild von Otto Dix. Als wir abends in der S-Bahn sitzen, muss ich ihm noch die Geschichte von Christophorus erzählen.

Foto Max Pappert 2010 aus www.stadtbesichtigungen.de

Und dann – endlich – nach weiteren endlos scheinenden Fluren, werden wir in die Sixtische Kapelle geschwemmt. Direkt am Eingang Ordner, die uns sofort weiter schieben. Die Kapelle ist voll! Wir quetschen uns durch die Menschenmassen und schauen staunend nach oben.

Der Raum summt und brummt vom Gemurmel der Menschenmassen. Irgendwann wird es den Ordnern zu laut und es wird lauthals über Lautsprecher ein Gebet angestimmt, um es wieder leiser werden zu lassen. Toller Trick! Den sollte ich auch mal in der Schule anwenden… Wir ergattern einen Sitzplatz an der Rückwand und können fußentlastend die Fresken bestaunen.
Nach der Sixtinischen Kapelle laufen wir noch durch endlos lange Gänge mit tausenderlei bunt gemischter Kunst zum Ausgangsbereich. Dort finden wir die Vatikanische Post und schicken von dort ein paar Postkarten an Familie und Kindergarten. Immerhin haben wir mit dem Vatikanstaat nach Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Slowenien und Italien nun unser siebtes Land auf unserer Tour erreicht!

Von den Vatikanischen Museen (leider hat es schon wieder leicht zu regnen angefangen, und wir haben keine Regenjacken dabei) fahren wir mit dem Bus nach Trastevere. Fein – es ist voll auf der Straße, der Bus schiebt sich quälend langsam vorwärts, wir haben Sitzplätze und die Füße und Beine danken es uns.
In Trastevere geht es beschaulicher zu als im Vatikan-Bezirk. Niedrigere und bunt angemalte Häuser, kleinere Gassen, einladende Bars, Trattorien und Restaurants. Wir steuern eines an und freuen uns auf ein schnelles Essen. Das Essen zieht sich ein wenig in die Länge, da just zu diesem Zeitpunkt ein Regenguss mit Gewitter über Rom niedergeht. Wir denken mit Bedauern wir an unsere Handtücher und frisch gewaschenen T-Shirts, die vor unserem Zelt hängen, freuen uns aber, dass wir selbst gerade im Trockenen sitzen.

Als der Regen vorbei ist, schauen wir uns noch St. Maria in Trastevere und St. Caecilia an. Auch der Besuch in St. Maria dauert wegen Regens länger als geplant. Als wir aus St. Caecilia rauskommen, ist es schon dunkel und wir machen uns auf den Weg zurück zum Campingplatz. Im Bus eine aufgeregt schnatternde 10. Klasse aus Deutschland, die gefühlt hundert Mal fragt, wo sie denn raus muss und wann denn nun endlich die Station „Termini“ kommt. Die zuständigen Lehrer scheinen lieber im Hotel geblieben zu sein.
Am Campingplatz noch kleines Abendessen, Bier und gute Gespräche mit Zeltnachbar Rainer.

 

One thought on “Rom

  1. Hallo ihr Rom-Pilgerer!
    Schön, dass ihr Rom erreicht habt.
    Auch wir waren – wie ihr – bei unserem letzten Rom-Trip auf den Spuren Dan Browns „Illuminati“ unterwegs. Ein faszinierendes Buch.
    Es sind aber auch faszinierende Berichte, die ihr uns Daheimgebliebenen liefert. Danke!
    Übrigens waren wir in Rom – auf Martins Empfehlung – auch in „Luzzi“ Pizza essen. Echt lecker!
    Ich wünsche euch noch eine gute Fahrt und trockenes, warmes Wetter.

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