Statistik

Zu jeder ordentlichen Reise gehört eine ordentliche Statistik!

  • Wir sind insgesamt 131 Tage unterwegs gewesen. Das sind 4 Monate und 8 Tage. Oder ca. 36% des Jahres 2018. Dabei haben wir ca. 5010 km zurückgelegt, inklusive aller Umwege.
  • Unsere längste Tagesetappe waren 84 km von Rom nach Anzio. Die kürzeste reine Radetappe waren 15 km von Vonyarcvashegy nach Alsópáhok in Ungarn.
  • Wir hatten 5 Platten: Zweimal Catrins Rad hinten, einmal vorne. Beide Mäntel haben wir im Laufe der Tour ausgetauscht, das wäre eigentlich schon vorher notwendig gewesen. Martins Rad hatte einen Platten vorne. Hinten mit dem neuen Schwalbe „Marathon Plus MTB Performance Smart Guard“ gab es keinen einzigen Platten. Peters Rad hinten (Schwalbe Big Apple 20 Zoll, niedlich!) hatte ebenfalls keinen Platten – wieso in Florenz sein aufgebocktes Vorderrad platt war, weiß ich bis heute nicht.
  • Unsere teuerste Unterkunft war die Pension in Albarella mit 100€ pro Nacht. Am billigsten war – abgesehen vom wilden Campen oder der Unterkunft bei Bekannten – der eigentlich geschlossene Camping am Monte Sant’Elia, der uns nichts gekostet hat. Die billigste Unterkunft gegen Geld war Campen im Biergarten Hofgut Bäldleschwaige für 7€ (mit Klo und Dusche!), die billigste feste Unterkunft war das geräumige Appartement in Lamezia Golfo für 24€.
    Der teuerste Campingplatz war „Camping in Town“ in Florenz mit 40,50€ pro Nacht für uns und unser Zelt.
  • Den besten Cafe/Cappuccino haben wir in Florenz im La Sostra dei Ciompi getrunken. Nach dem schlechtesten hatte Martin mehrere Stunden Magengrimmen, aber wir haben verdrängt, wo das war. Könnte am Campingplatz bei Paestum gewesen sein, da gab es jedenfalls eine ziemlich brandige Brühe.
  • Den billigsten Wein im Restaurant gab es in der Pizzeria Luzzi in Rom, 2,50€ für den halben Liter. Und der war völlig ok! Einen echt üblen Greco di Tufo haben wir als relativ teuren Flaschenwein im Restaurant in Neapel getrunken.
  • Unser günstigster Restaurantbesuch war in Lenti, Ungarn. Fisch, Fleisch, Beilagen, Wein, Bier, Softdrinks für ca. 18€. Menge und Qualität waren gut!
  • Die beste Pizza haben wir eindeutig in Neapel gegessen. Aber Pizza war überall in Italien gut.
  • Das billigste Bier gab es in Ungarn. In Bak haben wir es umgerechnet 1,25€ für den halben Liter gesehen. Sowohl in Ungarn als auch in Slowenien gab es eine Vielzahl von preiswerten Craft-Bieren. Am teuersten und zugleich am langweiligsten war das Bier in Italien, abgesehen von der unmittelbaren slowenischen Grenzregion. Dafür hatte Italien die besten und preiswertesten Weine. In der Bier-Wein-Kombinationswertung schnitt Österreich am besten ab.
  • Die flotteste Bedienung konnten wir im Heurigen in Krems bewundern. Noch während die Bedienung unsere Bestellung in ihrem per W-Lan angebundenen Gerät aufnahm, wurden bereits die zuerst bestellten Getränke an unseren Tisch gebracht. Leider kann ich mich nicht mehr an den Namen erinnern.
  • Der gammeligste Grenzübergang war bei Rédics zwischen Ungarn und Slowenien.
  • Die sinnloseste Aktion war unser 16-km-Spurt zur Donaufähre bei Visegrád, um anschließend festzustellen, dass der Königspalast und der Salomonturm am Montag geschlossen hat.
  • Das tollste Museum war das Ars Electronica Center in Linz. Darin hätten wir uns mehrere Tage aufhalten können. Angenehm auch, das die Eintrittskarte den ganzen Tag gültig ist, man kann zwischendurch das Museum verlassen und wiederkehren.
  • Martins überflüssigstes Gepäckstück war die zweite lange Hose. Er kann mich nicht erinnern, sie einmal getragen zu haben. Weiterhin nie genutzt haben wir ein paar Schaschlikspieße – die sollten als Erdnagel-Ersatz dazu dienen, das Zelt zwischen Pflasterfugen oder auf anderen steinharten Böden zu befestigen. Als wir ein einziges Mal den entsprechenden Bedarf hatten, konnten wir die Spieße genausowenig wie die Erdnägel oder Heringe in den Boden rammen.
  • Die unfreundlichsten Verkäufer haben wir in Palermo erlebt.
  • In Neapel herrschste der wildeste Straßenverkehr, kombiniert mit dem schlechtesten Straßenzustand. Obwohl wir uns auch dort auf dem Rad nicht unsicher gefühlt haben – die Italiener sind immer schön um uns drumherumgefahren.
  • Den höchsten Eintrittspreis haben wir im Aquarium in Genua bezahlt. Zwei Erwachsene, ein Kind für 70€. Das gammeligste Aquarium haben wir in Maribor besucht.
  • Unterwegs habe ich 2871 Fotos gemacht und Catrin dazu noch etliche mit ihrem Handy.

Fehlt noch was? Einfach nachfragen!

 

 

Rückreise

Freitag abend/ Samstag, 10.11.2018
Palermo – Genua, 4 km, insgesamt 4982 km
Die Fähre „La Suprema“ ist ein echtes Trumm von Schiff, 211 m lang und 30 m breit.

 

Auf mehrere Decks werden die Autos, Lastwagen und viele Auflieger ohne Zugmaschine verladen. Noch auf dem Parkplatz werden wir von einer Schweizer Familie angesprochen, ob wir nicht vor 5 Wochen auf dem Campingplatz in Pompei gewesen sind? Sie haben Peter wiedererkannt. Sie sind mit dem Wohnwagen unterwegs und unterrichten ihre beiden Kinder unterdessen selbst – in der Schweiz ist das eher möglich als in Deutschland. In Süditalien haben sie ungefähr die gleichen Campingplätze angesteuert wie wir, kein Wunder, das waren die, die noch geöffet haben.
Auf dem Schiff beziehen wir auf dem 8. Deck unsere Kabine mit Fenster nach draußen. Anschließend beobachten wir das Verladen und das Ablegemanöver. Ziemlich pünktlich um 23:20 Uhr verlassen wir den Hafen und nehmen Kurs auf das offene Meer. Die Lichter von Palermo verschwinden langsam im Dunkeln.

Das Meer ist ruhig, auf dem Schiff ist kein Rollen oder Stampfen zu bemerken.
Morgens frühstücken wir aus unseren Vorräten und wollen anschließend einen Cappuccino trinken. Vor unserer Nase wird die Ausgabe geschlossen – Sicherheitsübung! Alle Passagiere werden auf Deck 7 versammelt und müssen den Ansagen auf italienisch und einem unverständlichen Englisch lauschen. Gleichzeitig dröhnen über die Fernsehschirme weitere Sicherheitshinweise in anderen Sprachen. Wir hoffen, der Kahn geht nicht unter, wir hätten im Notfall nämlich keine Ahnung, was zu tun wäre.
Als die Sicherheitsunterweisung beendet ist, lässt sich die Kaffeebar noch geraume Zeit bis zur Öffnung. Als wir dran sind, werden wir wieder weggeschickt: Den online vorgebuchten „Food-Pass“, den wir beim Einchecken schon gegen einen Zettel mit Barcode umgetauscht haben, müssen wir zunächst an der „Rezeption“ gegen einen anderen Zettel mit Barcode umtauschen. Das dauerte abermals etwas Zeit. Ca. 75 Minuten nach unserem ersten Versuch hatten wir dann unser Getränk in der Hand.
Der Rest des Tages verläuft ziemlich langweilig. Das Kino zeigt nur italienische Filme, die Schwimmbäder sind geschlossen, die Hälfte der Bars und Cafes auch. Die Fähre ist längst nicht ausgebucht, überall ist viel Platz. Aber es ist warm und sonnig! Wir sitzen lange an Deck und lesen.

Pünktlich gegen 19:00 Uhr laufen wir in den Hafen von Genua ein. Wir beobachten fasziniert, wie das große Schiff im Hafenbecken dreht und passgenau rückwärts am Fährterminal einparkt.

Dann beladen wir unsere Räder und kommen mit als erstes vom Schiff. Überall stehen große Pfützen, aber aktuell ist es trocken. Wir fahren ein paar Schleifen aus dem Hafengelände heraus und erreichen schnell unsere Unterkunft: Die „Seagull“ ist ein kleines Segelboot im Porto Antico, das als Schlafplatz an Touristen vermietet wird. Aufgrund der Beschreibung auf booking.com haben wir eher mit eine Art Hotelschiff gerechnet. Der sichtlich angetrunkene Bootseigner erwartet uns bereits und weist uns ein. Es ist eng und müffelt. Die Dusche ist im Hafengebäude. Etwas irritierend ist auch der (freundliche) Italiener, der an Bord Fernsehen schaut, raucht und Rotwein trinkt, als gehöre das Boot ihm. Ok, morgen sind wir wieder weg.

Anschließend essen wir in einem gänzlich untouristischen Restaurant zwischen gammeligen Palazzi hervorragend Fisch.
Nachts meinen wir, Schritte über das Deck trappen zu hören. Am nächsten Morgen tauchen aus einer zweiten Kabine im Bug tatsächlich zwei weitere Gäste auf, die genauso überrascht waren, uns zu sehen, wie wir sie.

Sonntag, 11.11.2018
Genua – Mailand, 9 km, insgesamt 4991 km
Wir packen unsere Sachen auf die Räder, lassen sie aber noch im sicherheitsüberwachten Hafengelände stehen und laufen zum nahen Aquarium. Das ist sehenswert – große Becken mit vielen Fischen, Delfine, Robben, Pinguine, ein „Streichelbecken“ mit Rochen und Flundern und hübsch illuminierte Quallen. Und drei Seekühe, die die im Becken schwimmenden Salatblätter, Staudensellerie und Fenchelknollen abweiden!

 

 


Mittags holen wir unsere Räder und fahren die kurze Strecke zum Bahnhof. Wir nehmen einen durchgehenden Regionale nach Mailand. Ein junger Schweizer verlädt ebenfalls sein Rad mit Packtaschen, er ist die letzten drei Wochen auf Sardinien Rad gefahren und jetzt auf dem Heimweg.

Mailand überrascht uns mit Hochhäusern wie Frankfurt. Wir fahren 7 km zur Jugendherberge „Piero Rotta“. Zum ersten und einzigen Mal auf der Tour eine Jugendherberge! Das ursprünglich von uns gebuchte Hostel hat uns freundlicherweise zuvor mitgeteilt, das wir nirgendwo die Räder sicher unterstellen können und uns daher eine kostenlose Stornierung ermöglicht. Und ansonsten finden wir auf diversen Buchungsportalen für Mailand nur recht teure oder recht zentrumsferne Unterkünfte. Die JH ist zwar nicht billig, aber wir können die Räder einschließen lassen. Bei der Ankunft werden wir gewarnt, unsere Räder ja nicht aus den Augen zu lassen, sie würden sofort entwendet werden.
Abends Pizzeria mit flotter Bedienung und gutem, preiswerten Hauswein.

Montag, 12.11.2018
Mailand – Eschborn, 19 km, insgesamt 5010 km
Zum Frühstück in der JH gibt es sogar Brötchen und Butter, fein. Wir fahren zum Dom, um wenigstens ein wenig von Mailand zu sehen. Auf nicht wenigen Straßen gibt es Radspuren und sogar separate Radwege, das ist Premiere in Italien. Der Dom ist ein gotisch/neogotischer Riesenbau, der bei Peter die Assoziation von Stalagmiten in einer Tropfsteinhöhle weckt. Eigentlich ist nicht viel los, aber zuerst muss man ewig Schlange stehen zum Ticketerwerb (das lässt sich durch in der Ecke versteckte Automaten umgehen), dann muss man eine schneckenlangsame Leibesvisitation über sich ergehen lassen.

Nach dem Dombesuch fahren wir zum Bahnhof. Dort haben wir 9 km auf dem Tageskilometerzähler und somit mit dem letzten Kilometer in Italien die 5000 km erreicht! Wir müssen zugeben, dass wir in Palermo mit unserem Radausflug nach Mondello durchaus auch das Ziel „5000 km“ im Blick hatten …
Im Bahnhof müssen wir durch ein „Gate“ auf den Bahnsteig, wo nur Reisende mit Fahrkarten durchgelassen werden. Nach einiger Zeit wird das Gleis für unseren Zug angezeigt. Und tatsächlich hat der Wagen 5 zwei Radhaken und Gepäckablagen. Viel Platz ist da allerdings nicht. Wir hängen die Räder auf, quetschen Peters Rad irgendwie dazwischen und unsere Satteltaschen in die verbliebenen Lücken. Passt!

Glücklich sitzen wir mit Rädern im EC52, der durchgehend in 7 Stunden 36 Minuten nach Frankfurt fährt. Als wir in Basel deutsches Zugpersonal bekommen, erkundet sich der Zugführer interessiert, wie wir denn an die Radreservierung gekommen sind und bestätigt nochmals, dass dieser Zug in Deutschland nicht mit Rädern buchbar ist.

Die Durchquerung der Schweiz erfolgt bei Sonnenschein. Die Landschaft mit teilweise schneebedeckten Gipfeln in der Ferne sieht ein bisschen wie Fototapete aus.
Pünktlich (!) rollt der Zug im Frankfurter Bahnhof ein. Überraschung – dort warten unsere beiden Töchter mit Rädern, um uns in Empfang zu nehmen und nach Hause zu begleiten. Auch eine Kollegin von Catrin ist gekommen.

Wir fahren die endgültig letzten 10 km nach Hause und werden von Luftballons an der Tür und Catrins Schwester überrascht, die einen kleinen Sektempfang vorbereitet hat.
Peter ist überglücklich, sein Zimmer und seine Spielsachen wieder zu sehen.

Tja, damit ist der Reiseblog zu Ende. Ich (Martin) werde noch einen letzten Beitrag „Reisestatistik“ schreiben, die Ausrüstungs-Seiten mit den Erfahrungen der letzten Monate ergänzen und unsere tatsächliche Route veröffentlichen.

Palermo

Dienstag, 6.11.2018
San Nicola L’Arena – Palermo, 32 km, insgesamt 4944 km
Der Verkehr auf der SS113 wird stärker, je mehr wir uns Palermo nähern. Wir kommen wir durch den Ort Casteldaccia, der am Sonntag abend auch in den deutschen Nachichten erschien: Durch die Unwetter schwoll ein Bächlein mächtig an und ließ mehrere Menschen in einem Haus ertrinken. Wir sehen die Schlammreste auf der Straße und freuen uns, dass es jetzt sonnig ist.

Die Beine sind uns etwas schwer, die Vorstellung, dass heute die letzte Radetappe unserer Tour sein soll, stimmt uns gleichzeitig schwermütig und fröhlich. Wir fahren bis zum Ufer am Foro Italico und genießen den Blick auf Palermo, den Hafen und den danebenliegenden Monte Pellegrino.

 

Wir können unser Appartement „Antadia“ früh beziehen, dürfen die Räder in einem ungenutzten, verwahrlosten Raum im Erdgeschoss unterstellen und bekommen sogar den Schlüssel dazu.
Anschließend machen wir uns an die Erkundung der Stadt. Wir finden die Chiesa di San Cataldo mit drei arabisch wirkenden Kuppeln und direkt nebenan Santa Maria dell’Ammiraglio mit goldenen Mosaiken an Wänden und Kuppel.

Obwohl wir uns von Kultur und Kirchen gesättigt fühlen, überraschen uns diese beiden Kirchen sehr, sind sie doch komplett anders als alle anderen Kirchen, die wir auf unserer Tour gesehen haben.

Die Fontana Pretoria belustigt durch eine Reihe mehr oder weniger gut getroffene Tierköpfe.

Dann bummeln wir über den Straßenmarkt, auf dem vormittags wahrscheinlich mehr los ist.

Der Vergleich zwischen Palermo und Neapel drängt sich auf: Allerdings sind die Häuser in Palermo niedriger, die Straßen breiter, das Menschengewirr weniger dicht und der Verkehr weniger tosend und laut. Dafür sind mehr Menschen mit anscheinend nordafrikanischer Herkunft zu sehen.

Mittwoch, 7.11.2018
Palermo
Vormittags fahren wir nach Monreale, um uns den dortigen normannisch-arabisch-byzantinischen Dom anzusehen. Mit dem Bus – wir haben keine Lust, mit dem Fahrrad im Stadtverkehr von Palermo bergauf zu fahren. Der Dom beeindruckt mit seinen mosaikgeschmückten Wänden. Wir klettern ein paar Treppen hinauf, umrunden den Dom außen, haben einen wunderbaren Blick über Palermo bis zum Meer und können von oben in den Kreuzgang blicken.

 

Wieder zurück in Palermo schauen wir uns den „Normannenpalast“ mit der Cappella Palatina an. Innen wieder durchgehend goldfarbener Mosaikschmuck, an den Wänden und auf dem Boden arabisch wirkende geometrische Muster. Die geschnitzte Holzdecke erinnert an Stalaktiten in einer Tropfsteinhöhle. Den Eintritt erschwert uns die Gepäckdurchleuchtung, bei der Catrins Taschenmesser auffällt. Sie muss es erst draußen irgendwo unauffällig deponieren, bevor wir hineingelassen werden. Die übrigen Räume können wir unter der Woche nicht besichtigen, weil dort das sizilianische Regionalparlament tagt.

Am Nachmittag schauen wir uns die Kapuzinergruft an. Ein paar hundert Jahre wurden dort die Toten eher getrocknet als begraben und reihenweise auftrecht an den Wänden entlang aufgestellt. So konnte man seine Verblichenen noch lange besuchen. Der unterschiedliche Erhaltungszustand von Kleidung, Haut und Knochen wirkt etwas makaber. Bevor wir eintreten konnten, hat uns ein deutsches Touristenpärchen vom Besuch mit Peter abgeraten – der Anblick sei wirklich nichts für Kinder. Auch der Kapuzinermönch am Eingang äußert Bedenken. Peter dagegen findet die Begegnung mit den Toten durchaus interessant. An der „Attraktion“ der Gruft schleusen wir Peter allerdings vorbei – ein zweijähriges Mädchen, das im Jahre 1920 gestorben, einbalsamiert und überraschend lebensecht erhalten ist.

 

In Palermo erleben wir eine neue Art der Unfreundlichkeit, ähnlich, wie es in Berlin kultiviert wird. Beim Einkauf wird man recht zögerlich bedient, und im Café ist man eher Bittsteller als Gast. Wir hatten allerdings auch freundliche Bedienungen, z.B. die Dame, bei der wir zu Mittag „Cardoon“ gegessen haben, im Ausbackteig frittierte wilde Artischocke.

Donnerstag, 8.11.2018
Palermo
Vormittags sehen wir uns den Dom an. Von außen ein sizilianisch-typisches wildes Gemisch aus normannischen, arabischen und byzantinischen Stil, von innen eher langweilig.

 

In einer Seitenkapelle liegt Santa Rosalia, die Stadtheilige von Palermo. Der Staufer Friedrich der zweite liegt ebenfalls hier in seinem Sarkophag. Wir klettern aufs Dach und genießen den Ausblick über das sonnige Palermo. Anschließend bummeln wir die Haupteinkaufsmeile Via Maqueda und ihre Verlängerung entlang und landen mittags im eher kleinen Marktviertel Vucciria, wo wir Arancini essen – frittierte, gefüllte Reisbällchen.

Urlaubsmüde besuchen wir den botanischen Garten. Der ist ziemlich verwahrlost. Interessant sind die Mimosen, deren Blätter sich bei Berührung zusammenfalten, die grünen Papageien in den Bäumen und die riesigen Gummibäume mit ihrem gewaltigen Wurzelwerk.

 

Zurück im Appartement stellen wir fest, dass sich jemand unser Bier aus dem Gemeinschaftskühlschrank gegriffen hat. Ja, ja, Sizilien ist ein kriminelles Pflaster. Das war vielleicht das Schutzgeld für die Mafia.
Abends essen wir in einem Restaurant am Piazza Rivolutione Pizza, Pasta und – nicht ganz stilecht – Burger.

Freitag, 9.11.2018
Palermo/ Mondello, 34 km, insgesamt 4978 km
Den letzten Tag wollen wir am Strand verbringen und fahren mit den Rädern nach Mondello, einem kleinen Badeort ein paar Kilometer nordwestlich von Palermo mit einer beeindruckenden Seebrücke.

Es ist sonnig, leidlich warm und wir tun tatsächlich den ganzen Tag nichts außer lesen, im Sand buddeln und im Wasser plantschen.

Wir sind nicht die einzigen, es kommen immer wieder Leute für ein Sonnenbad oder ein paar Schwimmzüge. Getränke gibt es in der Bar gegenüber.

Am Nachmittag wieder zurück nach Palermo, dann kaufen wir ein paar Vorräte für die Fähre und essen nochmal am Piazza Rivolutione. Gegen 20:00 Uhr machen wir uns auf den Weg zur Fähre, die erst um 23:00 Uhr ablegen soll.
Ciao, Sicilia.

 

November auf Sizilien

Die Sonne scheint bei sehr angenehmen 20 bis 25 Grad. An den Straßenrändern in allen möglichen Farben blühende Büsche und Blumen: Oleander, Hibiskus, Wandelröschen, Schönmalve, Alyssum. Zwischendurch Gemüse- und Obstanbau. Besonders schön die allgegenwärtigen Orangenplantagen, aus denen es wunderbar orange hervorleuchtet. Schmetterlinge taumeln durch die Luft. Auch Bienen und Wespen sieht man hin und wieder. Die Grillen zirpen noch und Eidechsen flitzen über die sonnengewärmten Mauern. In den dicht gewachsenen, grünen Bäumen toben, zwitschern und pfeifen die Vögel als wäre es Nestbau- und Paarungszeit.
Ach, wenn es gerade nicht regnet oder stürmt, ist es wunderbar, im November auf Sizilien zu sein.

Endspurt die Nordküste entlang Richtung Palermo

Donnerstag, 01.11.2018
Catania/Messina – Spadafora, 45 km, insgesamt 4695 km
Bei Nieselregen machen wir uns auf den Weg zum Bahnhof. Die Fahrradabteile der italienischen Regionalbahnen sind immer ganz vorne oder ganz hinten. Entsprechend achten wir bei Zugeinfahrt in den Bahnhof darauf, ob vorne das Fahrradabteil ist. Ist es diesmal nicht. Also schieben wir flott die Räder nach hinten. Hmmh, dort gibt es nur ein abgeschlossenes Fahrrabteil. Da kommen wir nicht rein. Ratlos winken wir dem Zugbegleiter zu. Der winkt genervt zurück und bedeutet uns, die Räder irgendwo in den Zug zu wuchten. Das tun wir auch und versperren nun mit unserem Tross einen der Eingänge. Macht nix. Wir sind drin, sitzen trocken und werden nach Messina geschaukelt. Zwischendurch quetschen sich immer wieder mal Menschen durch unseren zugestellten Eingang. Na gut, wer’s sportlich mag. Der Zugbegleiter stellt uns auch dieses Mal pflichtbewusst kostenlose Fahrradkarten aus. Dieses Mal nur zwei: Das Fahrrad des Bambinos gilt noch nicht so richtig.
In Messina dräuen dunkle Wolken, doch es warten noch 35 km Weg auf uns, die wir nach einem kurzen Besuch einer Kaffeebar mutig angehen. Es gibt sogar einen richtigen Radweg neben der Fahrbahn. Auf diesem stehen allerdings riesige Pfützen. Für Regen sind die hiesigen Straßen nicht konzipiert. Außerdem endet der Weg sowieso wie die meisten gutgemeinten Radwege in Italien irgendwo im Nirgendwo.

Zum Glück ist es immer noch warm (ca. 22 Grad), der Regen entsprechend auch. Lt. Straßenschild sind es noch 253 km bis Palermo. Schade eigentlich, so kommen wir gar nicht mehr auf 5000 Radkilometer.


Einmal stellen wir uns unterwegs in einen Carport, ansonsten kommen wir halbwegs glimpflich und trocken in Spadafora in unserem Appartement „Casa Vacanze Spadafora“ an. Das ist eine komplette Wohnung, wir haben genügend Platz, unsere Klamotten zum Trocknen auszubreiten.
Heute ist Allerheiligen – in Italien ein hoher Feier- bzw. Gedenktag – und ab dem Mittag sind alle Straßen und Läden wie ausgestorben. Also können wir nichts kaufen. Das Bier am Abend fällt aus. Zum Glück findet sich noch ein Weinrest in den Satteltaschen.

Freitag, 02.11.2018
Spadafora – San Giorgio/ Gioiosa Marea, 64 km, insgesamt 4759 km
Wir stehen früh auf und kommen früh los. Zum Glück, da gerade der Markt auf der Uferstraße in Spadafora aufgebaut wird. Etwas später und wir hätten es wohl schwerer gehabt, uns dort durchzuwühlen.
Das Wetter soll auch heute noch durchwachsen sein. Entsprechend präsentiert sich heute der Himmel mit dramatischer Bewölkung. Etwas Regenbogen ist dabei und mit ganz viel Fantasie bekommen wir auch mal einen Sonnenstrahl ab.


Nach dem Umrunden einer Raffinerie durchqueren wir den hübschen Ort Milazzo. Danach wieder einmal kilometerweise ausgestorbene Strände. Bei der Kaffeepause kommt ein mächtiger Guss runter. Glück gehabt. Als es wieder trockener wird, fahren wir weiter. Es geht heute auf 200 m hoch. Die fahren wir mittlerweile erstaunlich locker. Oben angekommen kommen wir durch Tindari mit einem Kloster, in dem eine schwarze Madonna steht. Diese lassen wir links liegen, belohnen uns nach der Steigung aber in einer Bar mit fantastischen Panini, die mit Wurst, Schinken, Käse und Gemüse aus dem örtlichen Anbau belegt sind. Lecker! Während des Essens geht wieder ein kleiner Schauer nieder. Schön, dass wir wieder unter einem Dach sitzen.
Bei der Abfahrt fängt es richtig an zu regnen. Im Straßentunnel statten Peter und ich (Catrin) uns mit Regenhosen aus. Ein paar Brücken später müssen wir einen längeren Regenschauer abwarten. Peter findet es prima, da sich unter der Brücke eine riesige Pfütze befindet, in der es sich toll spielen lässt.

Einige hundert Meter nach dieser „Regenpause“ müssen wir frustriert feststellen, dass wir versehentlich in eine Sackgasse geraten sind. Wir müssen 1 km wieder bergauf auf die Hauptstraße fahren, um dann später den richtigen Abzweig zu nehmen.
Am frühen Nachmittag kommen wir im „Chris Appartement“ in San Giorgio an. Großer Wohnraum mit Küchenzeile, zwei Zimmer, viel zu schade, um nur eine Nacht zu verbringen. Das Beleuchtungskonzept ist beeindruckend, der Vermieter muss Elektriker sein.


Der um die Ecke liegende Conad-Supermarkt ist überraschend gut mit Bier ausgestattet. Spontan machen wir nach dem Abendessen eine Bierprobe bei toller Beleuchtung, abseits der üblichen Marken Moretti, Peroni und Nastro Azzurro. War erfolglos, schmeckten langweilig. In Italien trinkt man besser Wein.

 

Samstag, 3.11.2018
San Giorgio – Santo Stefano di Camastra, 70 km, insgesamt 4829 km
Wieder früh los, um das Licht der kurzen Tage auszunutzen. Der Sonnenaufgang ist auf Sizilien ca. 45 Minuten früher, der Sonnenuntergang ist nur wenig später als in Frankfurt. Der bange Blick zum Himmel – es hat viele Wolken, aber es ist trocken.

Wir fahren die SS113 entlang, die entlang der Nordküste Siziliens von Messina nach Palermo führt. Der Verkehr ist angenehm dünn. Auf dem ersten Stück fahren wir spektakulär am Steilufer entlang und müssen auch einen kurzen Tunnel passieren, vorher sogar mit einem Warnschild „Vorsicht Fußgänger und Radfahrer“.

 

Ungefähr 15 km später ereilt uns ein Regenguss. Praktischerweise erreichen wir grade bei Brolo ein Einkaufszentrum, da können wir uns und die Räder unterstellen und bei Cappuccino und Cornetto abwarten. Später kommt tatsächlich ab und zu die Sonne heraus und wärmt wunderbar.

Hin und wieder versuchen wir, Alternativrouten zur SS113 zu fahren. Hier nun ein Beispiel für Martins Aussage: „Laut meiner OSM-Karte ist die Strecke durchgehend asphaltiert.“

Ein paar Kilometer später stoppt ein Auto, der Fahrer erzählt irgendwas von „Presse“, fragt uns kurz nach woher und wohin und fotografiert uns. Da die Verständigung auf italienisch immer noch sehr holprig ist, fragen wir uns, ob wir jetzt in irgendeinem Lokalblatt unter „gemische Nachrichten“ erscheinen.
In Marina di Caronia finden wir ein nettes Restaurant direkt am Meer, um zu pausieren. Der Wirt spricht englisch und serviert uns drei Teller gemischte Pizzastücke, die auf der Speisekarte nicht zu finden sind.

Unser Ziel ist Santo Stefano, ein kleines Städtchen aus dem 17. Jh. mit geometrischem Grundriss. Spezialität des Örtchens scheint bunte Keramik zu sein, wir sehen viel Keramik in den Läden und als Schmuck an den Wänden. Hausnummern, bunte Fliesen, Vasen, öffentliche Aschenbecher, alles aus bunter Keramik. Hübsche Gassen, kein Müll (!).


Unser Appartement „House Paradise“ ist diesmal ein ganzes Haus: Drei Stockwerke hoch, aber superschmal. Ein Schlafraum mit winzigem Bad im ersten Stock, ein weiterer Schlafraum im zweiten und die Küche mit noch einem Bad im dritten Stock. Das Erdgeschoss fehlt irgendwie. Und in der Küche sind die Spülbecken aus hiesiger bunter Keramik!


Als wir am späten Nachmittag unser Abendessen einkaufen, werden wir vor dem Weinladen angesprochen, ob wir nicht die mit den Fahrrädern sind. Wir erstehen 1 Liter Nero d’Avola vom Fass für 1,90€, der locker mit vielfach teureren Weinen mithalten kann.
Catrin und Peter besuchen die Vorabendmesse. Keine Orgel, aber ein paar Gemeindemitglieder sorgen für ordentlichen Gesang.

Sonntag, 4.11.2018
Santo Stefano – Cefalú, 43 km, insgesamt 4872 km

Hektisch bimmelt früh morgens von 7:30 bis 8 Uhr im Viertelstundenabstand das Glöckchen der Klosterkirche, die unserem Appartement gegenüberliegt. Gerade am Sonntag soll wohl das geneigte Kirchenvolk daran erinnert werden, den Gottesdienstbesuch nicht zu vergessen. Gut, dass wir schon wach sind, sonst wären wir sehr unsanft aus dem Schlaf gerissen worden.

Das mitgebuchte Frühstück gibt es in der Bar Paradise – „richtig“ gefrühstückt haben wir vorher, Cafe und Cornetto ist uns doch zu wenig. Über die heute angenehm verkehrsarme SS113 fahren wir weiter nach Westen.

Es ist trocken und der Himmel zeigt blaue Flecken, hurra! Bei einer Pause in Finale treffen wir auf einen Trupp Rennradler, die sich nach unseren Zielen erkunden, und Peter bekommt von einer völlig unbekannten Dame Schokolade geschenkt. Un Bambino biondo!
Cefalu schmiegt sich an einen ins Meer ragenden Berg an und ist ziemlich touristisch. Der Dom sieht interessant aus. Wir erleben das Ende einer Messe, die anscheinend der örtliche Bischof zelebriert hat. Orgelspiel und Chorgesang klingen gut.

Am Bahnhof versuchen wir, unsere Rückfahrt zu organisieren. Aber auch hier gibt es keinen besetzten Schalter und die Bar verkauft nur lokale Fahrkahrten. Wir werden an die „Agencia“ verwiesen, ein Reisebüro in der Stadt. Das hat heute zwar zu, aber immerhin weisen Aufkleber auf eine Trenitalia-Agentur hin. Das versuchen wir morgen noch mal.
Wir fahren weiter bis zum Camping Sanfilippo, der geöffnet hat. Außerdem macht der Wetterbericht Hoffnung auf eine trockene Nacht. Der Platz hat einen Zugang zum Meer – Sonne, Felsen, Peter spielt am Strand. Für Anfang November echt fein.

 

Montag, 5.11.2018
Cefalú – San Nicola L’Arena, 40 km, insgesamt 4912 km
Bei bestem Wetter wachen wir auf. Wir können uns Zeit lassen und frühstücken gemütlich, bis die Sonne hinter dem Felsen hervorkommt.
Um 9 Uhr macht Martin sich auf dem Weg zur gestern gefundenen Trenitalia-Agentur, um Fahrkarten für die Rückfahrt zu organisieren. Peter und ich freuen uns, dass wir während dieser Zeit am Meer sitzen und spielen können.

2,5 Stunden später kommt Martin mit der freudigen Nachricht, dass er tatsächlich Fahrkarten incl. Fahrradreservierung für Montag, 12.11. erstehen konnte. Von Mailand ein Direktzug nach Frankfurt. Es ist der EC52, für den uns die Serviceline der Deutschen Bahn jede Radmitnahme geleugnet hat. Prima! So lässt es sich doch viel entspannter dem Ende unserer Reise entgegensehen.
Wir brechen auf, werfen einen letzten Blick auf das bildhübsche Cefalu und fahren dann die an dieser Stelle Siziliens recht langweilige SS113 entlang.


Wir kommen durch Gemüsefelder, die vom Regen der vergangenen Woche komplett überflutet sind. Ein sehr eindrückliches Bild. Nun verstehen wir auch die vielen Fragen unserer Freunde und Verwandten in Deutschland nach unserem Wohlergehen. Hier muss es richtig schlimmes Unwetter gegeben haben.

Zum Glück sind wir drum herum gekommen. Auch auf der ufernahen Straße sehen wir nun Reste einer kürzlichen Überflutung. Puh – Glück gehabt! Aus Catania waren wir schnell genug weg, bevor dort die große Flut kam. Und hierhin sind wir spät genug gekommen, dass wir nur noch die Reste des Unwetters zu sehen bekommen.
In Termini Imerese sehen wir am Hafen eine Fähre der Reederei GNV liegen. Mit so einem Schiffchen werden wir am Freitag und Samstag nach Genua übersetzen.


Knapp hinter Termini Imerese erreichen wir San Nicola L’Arena und beziehen ein Appartement für diese Nacht. Noch ein kurzer Spaziergang zum Hafen und Einkauf in den örtlichen kleinen Lädchen für das Abendessen und schon ist es wieder dunkel und der Abend bricht an.

Frei nach dem Motto: Wollt ihr noch ein paar Chips zum Spritz?

Auf dem Weg heute werden wir zart auf unser nächstes Projekt in Eschborn hingewiesen: Eine neue Matratze fürs Bett muss her. Und wie wir sie nach Hause bekommen, wird uns hier perfekt präsentiert.

Sizilien Ostküste

Montag, 29.10.2018
Messina – Catania, 13 km, insgesamt 4650 km
Zunächst wollen wir Richtung Süden die Touristenziele an der Ostküste Siziliens ansehen. Auf dem Weg haben wir sogar drei Campingplätze gefunden, die geöffnet haben. Allerdings ist für die nächsten Tage immer wieder Regen angesagt. Deswegen werfen wir unsere Planung gleich wieder um, buchen für drei Tage ein Appartement in Catania und fahren mit der Bahn dahin. Also morgens erstmal wieder zurück zum Bahnhof nach Messina. Wir sind früh dran und dürfen deswegen den Berufsverkehr erleben. Kein Vergleich zum gestrigen Sonntag! Beeindruckend sind die Autostaus rund um die Schulen, wo besonders die kleinen Bambini von den besorgten Eltern sicher bis aufs Schulgelände geleitet werden, während die Autos kreuz und quer unmittelbar davor abgestellt werden. Selbstverständlich trägt kein Kind seinen Ranzen selbst. Das erledigen die Eltern. Der Wind weht in starken Böen (diesmal von hinten). Vom Zug aus sehen wir das graue Meer in großen, gischtschäumenden Brechern ans Ufer branden.
Die Radmitnahme im Zug ist auf Sizilien praktischerweise gratis. Allerdings muss uns die Zugbegleiterin dafür noch drei Gratis-Tickets ausstellen …
Catania hat einen Dom St. Agatha, einen Domplatz, auf dem ein Elefant aus schwarzem Lavagestein einen hellen Obelisken trägt, viele andere Plätze, und sieht ansonsten so aus, wie man sich eine sizilianische Stadt vorstellt.

Unser Vermieter (Appartement „Lettoecornetto Casavacanze“) lädt uns erstmal auf einen Espresso ein und befragt uns nach dem woher und wohin. Er versorgt uns mit einem Stadtplan und zeigt uns auf dem Plan die interessanten Punkte. Befreit von den Rädern laufen wir anschließend durch die Stadt, besuchen das Castello mit Museum und trinken einen Aperitivo.

Zwischendurch werden wir immer wieder von den tiefhängenden Wolken beregnet. Eigentlich ist es typisches Novemberwetter: Windig, grau und nass. Was nicht dazu passt, sind die Temperaturen von bestimmt mehr als 20 Grad und unsere dünnen T-Shirts.
Den Ätna haben wir bisher übrigens noch kein einziges Mal gesehen. Nur Wolken.

Dienstag, 30.10.2018
Catania und Syracus
In Catania besuchen wir morgens den Markt. Schweinehälften, Lammteile, Rinderfüße, diverse Innereien, Käse, Wurst, Gemüse und viel aus dem Meer – Muscheln, Tintenfische, Garnelen, Krabben, kleine, große und sehr große Fische. Besonders imposant sind die Schwertfische, die scheibchenweise verkauft werden. Nirgendwo irgendwelche Ökosiegel zu sehen, die arterhaltende Fischerei garantieren sollen. Der Markt ist klein und wirkt einfach nur – normal. Nix Touristen und so’n Gedöns.

Anschließend gehen wir ins griechisch-römische Theater. Mitten zwischen den Häusern sind die Reste des ehemals griechischen Theaters erhalten, wo wir durch überraschend viele Gänge streifen und allerlei kleine Ausstellungen sehen. Die Beschriftungen sind praktischerweise auch auf Englisch.


Dann fahren wir mit der Bahn nach Syrakus. Der interessante Teil der Stadt liegt auf einem Inselchen, quasi wie Lindau. Im Gegensatz zu Lindau ist Syrakus eine griechische Gründung. Der Dom Santa Lucia ist ein ehemaliger griechischer Tempel, und man sieht es ihm an: Die dorischen Säulen sind in den Seitenwänden nach wie vor deutlich sichtbar. Die spätere Barockisierung kommt nur mühsam dagegen an.
Später laufen wir zum archäologischen Park – aber die Aussicht auf einen griechischen Steinbruch und noch ein Theater kann uns diesmal nicht verlocken. Deswegen sparen wir uns die Besichtigung. Auf der Rückfahrt im Zug sitzt hinter uns das gleiche Pärchen wie auf der Hinfahrt.


Es ist ein wunderbar sonniger Tag, leider sagt der Wetterbericht für die nächsten Tage erneut viel Regen an.
Abends lesen wir im Web, dass gestern in Italien von den Alpen bis herab nach Neapel heftigste Unwetter gewütet haben. Da sind wir in Catania glimpflich davongekommen.

Mittwoch, 31.10.2018
Catania und Ätna
Wir haben eine Tour auf den Ätna gebucht. Das hätten wir zwar lieber gestern bei gutem Wetter gemacht, aber auf diese Idee waren schon zu viele andere gekommen. Wir werden mit dem Auto morgens an unserer Unterkunft abgeholt. Der Fahrer Christian ist in Paderborn aufgewachsen, spricht dementsprechend gut Deutsch und wird unser Reisebegleiter sein. Unterwegs nehmen wir noch eine Familie mit einem Sohn mit, der nur wenig älter als Peter ist. Fein, da hat er Gesellschaft. Von einem Sammelpunkt fahren eine Reihe von Geländewagen auf den Ätna.

Wir überqueren Lavaströme der vergangenen Ausbrüche, der Ätna spuckt alle paar Jahre Lava aus. Diese fließt schön langsam und muss eher wie eine vorwärtsdrängende, langsame, heiße Steinlawine aussehen. Das erlaubt viel längere Vorwarnzeiten als bei lange ruhenden Vulkanen wie dem Vesuv, der irgendwann explosionsartig ausbricht und die nächsten Siedlungen unter pyroklastischen Strömen begräbt. Die ehemaligen Einwohner von Pompei und Herkulaneum könnten das bestätigen, wenn sie es noch könnten.
An einer Stelle stoppte ein Lavastrom in den 70er Jahren genau vor einem Kapellchen am Weg. Man sieht noch den erkalteten Basalt in der eingedrückten Wand. Ein Wunder!

Mit den Geländewagen fahren wir ein paar Rumpelwege „off road“, um die Tour aufzupeppen. Danach steigen wir in eine natürliche Lavahöhle, die früher im Winter zur Eiserzeugung und -lagerung genutzt wurde. Später wandern wir eine Stunde um den Sartorius-Nebenkrater herum, wo es immerhin den Schlund einer Fumerole zu sehen gibt. Leider regnet es mittlerweile kräftig und hier oben ist es zudem kalt und windig.

Wenig später sind unsere Hosen und Schuhe völlig durchnässt. Auf dem weiteren Weg sehen wir noch, wie ein Lavastrom von 2003 – dem letzten größeren Ausbruch – die damalige Straße begraben hat.

Die Vegetation ist hier tatsächlich herbstlich bunt. Die Birken am Ätna bilden eine eigene Art, wachsen in mehreren verzweigten Stämmen und wirken weißer als die uns bekannten Birken.

Abschluss der Tour ist in einem Restaurant am Fuße des Ätna-Skigebietes. Die Pistenraupen unter den Pinien wirken etwas seltsam.
Nach einer länglichen Rückfahrt mit nasser Hose werden wir am Nachmittag wieder an unserer Unterkunft abgesetzt. Nachdem die Turnschuhe trocken gefönt sind, gehen wir essen: Die Küche von Catania ist u.a. für Pferdefleisch bekannt. Ein ebensolches Kotelett bestelle ich (Martin). Nach unseren bisherigen Restauranterfahrungen erwarten wir bei den kleinen Preisen auch kleine Portionen und bestellen großzügig mit Vorspeise, Beilagen und Salat. Überraschenderweise sind die Portionen groß und wir schaffen längst nicht alles.
In der Nacht rauscht der Regen weiter.