Balaton bis Slowenien

Mittwoch, 22.8.2018
Balatonfüzfö – Aszófö, 33 km + 5 km, ingesamt 2143 km
Einkauf im Aldi: Hurra, da liegen ja endlich die ersten Lebkuchen. Bald ist Weihnachten!

 

Balatonfüred: Ein Flair wie in Grömitz an der Ostsee. Lange Promenade mit toller Bepflanzung. Yachthafen und viele Ausflugsbötchen, die um unsere Gunst buhlen. Ein Werbeblättchen auf Deutsch – oder das, was der Übersetzer für Deutsch gehalten hat. An der Promenade viele Weinstände. Martin probiert ein paar durch.

 

 

 

Der Campingplatz für die nächste Nacht liegt am Eingang der Halbinsel Tihany, die durch wunderbare Natur bestechen soll. Als wir jedoch in Natura das Höhenprofil dieser Halbinsel sehen, planen wir spontan um, gehen lieber in das Strandbad in der Nähe des Campingplatzes und genießen von dort aus die schöne Sicht auf Tihany. Am Ufer entdeckt Peter eine Wasserschlange.
Wir nächtigen wieder auf einem netten kleinen Campingplatz, auf dem zunächst nur zwei andere Zelte stehen. Bis zum Abend gesellen sich noch drei weitere Zelte dazu.

 

Donnerstag, 23.8.2018
Aszófö – Vonyarcvashegy, 62 km, insgesamt 2205 km
Morgens auf dem Campingplatz noch von den zwei jungen Frauen, die mit Motorrad mit Beiwagen unterwegs sind, Werbung für ihren eigenen Campingplatz in Ungarn bekommen. Sehr nett und herzlich, leider liegt der Platz im Nordosten Ungarns, also entgegengesetzt der Richtung, in der wir unterwegs sind. Die Frauen entpuppten sich als Niederländerin und US-Amerikanerin auf einem Motorrad mit amerikanischem Nummernschild. Sie sind zunächst in Amerika die Panamerikana gefahren, bevor sie mit dem Schiff nach Rotterdam übergesetzt sind. Nun fahren sie also in Europa herum.
Wir brechen recht früh auf. Während der Tour merken wir, dass auch am Balaton die Kultur nicht zu kurz kommt. Folgende Museen werben heute auf unserem Weg:
– Museum der ungarischen Militärfahrzeuge
– Foltermuseum
– Erotikmuseum
– Afrikamuseum
– Cadillacmuseum
In das Museum der ungarischen Militärfahrzeuge wären wir ja wirklich gegangen, da es so praktisch direkt am Weg lag. Aber wir waren heute so früh unterwegs, dass es noch nicht geöffnet hatte.
Heute führt die Tour nicht nur flach am Balaton entlang. Der Weg wird auch manchmal mehr ins Landesinnere gelegt, so dass es immer wieder mal hoch und runter geht. Auf diese Weise sehen wir einige ungarische Dörfer mit urigen Läden. Obst, Gemüse und auch Gaskartuschen werden in guter Qualität und für kleines Geld verkauft.

 

Wir umrunden den Badacsony (mit 438m der höchste Berg am Balaton). Hier wird offensichtlich viel Wein angebaut und eine Weinschenke reiht sich an die nächste. Alles sehr einladend. Wir steuern eine Weinschenke an und gönnen uns in der Mittagshitze einen Wein bzw. Weinschorle.

 

Am frühen Nachmittag kommen wir am Campingplatz an, der direkt am See liegt und einen eigenen Strand hat. Kaum sitzen wir am Strand, nieselt es ein paar Tropfen. Am gegenüberliegenden Seeufer scheint ein mächtiges Gewitter zu toben. Wir hören den Donner grollen und sehen Regenfahnen runtergehen. Doch außer den paar Tropfen bekommen wir von dem Unwetter nichts ab. Vorteil dieser Wetterlage: der Strand leert sich und wir haben ihn weitgehend für uns allein.
Peter „hilft“ einer älteren deutschen Frau beim Enten- und Schwänefüttern mit Brot und unterhält sich angeregt mit ihr. Außerdem sehen wir schon wieder eine Wasserschlange.

 

 

Freitag, 24.8.2018
Vonyarcvashegy – Alsópáhok, 15 km + 5 km, insgesamt 2225 km
Heute nur eine kurze Etappe. Wir bummeln durch Keszthely mit einer Ballung von seltsamen Museen und einer Vernebelungs-/Verdunstungsanlage quer über den zentralen Platz der Stadt. Hier gibt es einen echten Radweg, der Richtung Neusiedler See führt – leider die falsche Richtung für uns. Wir folgen dem Weg nur bis Hévíz und fahren zu einem kleinen Campingplatz in Alsópáhok, den kürzlich ein belgisches Ehepaar in den besten Jahren übernommen hat und liebevoll betreut. Nachmittags in die Therme von Hévíz. Das ist ein aus einer vulkanischen Quelle gespeister See, der um- und überbaut ist von Bäderarchitektur. Das Wasser ist mit 32 Grad superwarm und die meisten lassen sich mit Schwimmnudeln oder sonstigen Aufblastieren einfach nur wohlig treiben.

 

 

 

 

Samstag, 25.8.2018
Alsópáhok – Lenti, 75 km, insgesamt 2300 km
Wir verlassen den Campingplatz mit dem freundlichen Belgier halbwegs früh, weil wir heute eine etwas längere Strecke vor uns haben. Die nächste Campingmöglicheit Richtung Westen ist erst in Lenti. Die erste Hälfte der Strecke auf der „Landesstraße“ 75, und zwar recht hügelig. Es geht munter bergauf und wieder bergab. Natürlich ohne Seitenstreifen, aber auch wenig Verkehr am Samstagvormittag. Wir freuen uns über den bedeckten Himmel. Pause in Bak, einem auf dem ersten Blick völlig unspektakulären Dörfchen (den zweiten Blick haben wir nicht geworfen), in einer von außen wenig einladenden Gaststätte mit einer supernetten, Deutsch sprechenden Bedienung drin und den niedrigsten Preisen, die wir bislang im Urlaub irgendwo gesehen haben – 0,5 l Bier für umgerechnet 1,25€, auch wenn wir es um diese Tageszeit bei Cappuccino und Kuchen belassen. Weiter über kleinere Nebenstraßen durch viel Gegend und Landschaft und ziemlich verschlafene Dörfer. Wir fotografieren einen als Denkmal aufgestellten Trecker, damit wir wenigstens ein Foto von heute haben.

 

 

Wir halten später nochmal in einer sehr ungarischen Dorfkneipe und gelangen schließlich nach Lenti. Die Kleinstadt ist eher unansehlich, hat aber eine Therme mit superbekannten tollem Heilwasser, das gegen Rheuma, Gicht und bestimmt noch allerlei andere Leiden hilft. Außerdem kreuzen sich auf dem Gelände der Therme irgendwelche wichtigen Erdstrahlen, die ebenfalls für super Wohlbefinden sorgen. Der Campingplatz ist dementsprechend belegt von Senioren in Wohnmobilen mit meist österreichischen oder deutschen Nummernschildern. Zelten ist verbunden mit Zwangseintritt in die Therme, also gehen wir da noch hin. Das Außengelände ist recht leer, weil es bedeckt und nicht so superwarm ist wie in den letzten Tagen. Das „Erlebnisbad“ kostet extra, die Außenrutsche ist gesperrt, der Strömungskanal nicht eingeschaltet, das Becken in der Halle leer wegen Reparaturen. In die Heilwasserbecken mit badewannenwarmen, 36 Grad heißem Wasser darf Peter nicht rein, Zutritt erst ab 14 Jahren. Eine freundliche Österreicherin klärte uns auf, dass das für kleine Kinder noch nichts wäre, weil sonst die Organe aufhören zu wachsen. Und der Schönheitssalon war auch geschlossen, das hat uns aber nicht weiter gestört. Aber sonst war es ein gaaaanz tolles Bad! Allein schon wegen der sich kreuzenden Erdstrahlen!
Abends gehen wir in ein Restaurant im Städtchen und essen Zander, Schnitzel, Salate, Beilagen zusammen inklusive Wein und Bier für ungerechnet ca. 18€. Hach, Ungarn gefällt uns.

Bevor wir Ungarn verlassen, noch ein Foto von einer Standardsüßigkeit hier: Man kann sie in wirklich jedem Laden kaufen, liegt in der Kühltheke und ist mit Schokolade überzogener, mit Orange aromatisierter Hüttenkäse. Gar nicht so übel.

 

 

Sonntag 26.8.2018
Lenti – Veržej-Banovci, 43 km + 3 km, insg. 2346 km
Nachts beginnt es zu regnen und es regnet auch morgens noch wenig, aber stetig. Wir nutzen die Gelegenheit zum Ausschlafen, lesen lange und hören IPod, packen langsam unsere Sachen ein und schließlich, als der Regen nahezu aufhört, auch das nasse Zelt. Der Campingplatz kostet mit umgerechnet 30€ mehr als unsere restliche Barschaft in Forint hergibt. Deswegen zahlen wir mit Karte und haben Forint übrig. Die versuchen wir in eine Art Kiosk loszuwerden, der am Sonntag geöffnet hat. Allerdings sind auch hier die Sachen so günstig, dass wir immer noch genügend Forint behalten müssen. Nach wenigen Kilometern fahren wir über die slowenische Grenze – auch hier ist die Grenze ist nicht mehr, was sie mal war, Europa sei dank.

 

Hurra, das fünfte Land auf unserer Reise:

 

Es ist kühl heute, nach wochenlanger Sommerhitze ist es heute bedeckt und nur 17 Grad warm. Wir haben warme Sachen an und Peter verlangt nach seinen Handschuhen. Der Nieselregen hört irgendwann auf. In Slowenien irgendwo im Niemandsland stranden wir im Restaurant „Malibu“, wo wir zu unserer Überraschung eine hervorragende Pizza bekommen.

 

Die Preise sind zwar nicht mehr so niedrig wie in Ungarn, aber immer noch besser als zu Hause. Und wieder in Euro! Über größere und kleinere Straßen fahren wir Richtung Westen, teils leider mit Gegenwind, sodass wir trotz der ebenen Strecke langsamer sind als sonst. Auf halber Strecke bis Maribor gibt es in Veržej-Banovci schon wieder eine Therme mit Hotel und Campingmöglichkeit. Diesmal ohne Zwangseintritt in die Therme.

 

 

Budapest bis Plattensee

Samstag, 18.8.2018
Budapest – Velencer See, 72 km, ingesamt 2022 km
Wir verlassen unser Domizil und werden zum Abschied noch mit Äpfeln und getrockneten Apfelstückchen für Peter beschenkt. Dann fahren wir 13 km ins Zentrum herein, vorbei am im Bau befindlichen neuen Stadion von Budapest, natürlich nach Puscás benannt.

 

Dann fahren wir mindestens genauso lange in südlicher Richtung aus dem Zentrum wieder heraus. Radfahren ist in Ungarn bislang nicht so üblich: Überörtliche Radwege sind Mangelware. In Budapest gibt es zwar immer wieder gekennzeichnete Radwege, diese enden aber oft unvermittelt an einer mehrspurigen Kreuzung oder auf einer Autostraße. Dann und wann gibt es auch Beschilderungen in Richtung des einen oder anderen Zieles, aber nur sporadisch und nicht ansatzweise durchgehend. Der Donauradweg bzw. die Eurovelo-Route 6 ist da eine Ausnahme. Den verlassen wir im Süden von Budapest. Ich habe im Internet von anderen Reisenden einen Track am Balaton vorbei Richung Maribor gefunden. Leider ist der Track recht grob, und wir landen auf mehrspurigen Autostraßen ohne Seitenstreifen. Der Großteil der Strecke führt die „Bundesstraße“ 7 entlang, kein Seitenstreifen, aber viel Verkehr. Dummerweise scheint es bis zum Velencer See kaum Alternativen zu geben. Irgendwann schlagen wir uns doch aufs Land, landen in umzäunten Betriebsgeländen und anschließend auf Feldwegen der untersten Kategorie, nur noch getoppt von der Matschlochstrecke entlang der Bahnliene. Danach fährt man auch gerne wieder Bundesstraße. Der Velencer See ist der drittgrößte See Ungarns, flach und warm und zur Zeit völlig überlaufen von Urlaubern. Ein Strandbad reiht sich an das nächste. Den angepeilten Campingplatz in Velence finden wir nicht, aber es scheint eine Reihe davon zu geben. Wir fahren am Südufer entlang, da gibt es sogar einen Radweg. Auf dem ersten Platz werden wir abgewiesen „alles voll“. Auf dem zweiten will man uns ebenfalls nicht herein lassen, aber ich schiebe Peter vor und vermittle, das wir ganz bestimmt nicht weiter können. Dann bauen wir unser Zelt auf der großen Wiese direkt am See auf, wo eigentlich genügend Platz ist. Hintergrund für den Rummel könnte das lange Wochenende sein: Es ist Samstag, und am Montag, dem 20.8., ist ungarischer Nationalfeiertag.
Und es ist uns ganz entgangen, das wir heute die 2000 km vollgemacht haben.

 

 

Sonntag, 19.8.2018
Velencer See – Székesfehérvár, 27 km, insgesamt 2049 km
Bis zum Plattensee wären es ca. 70 km. Catrin ist das angesichts der gestrigen Erfahrungen und des immer noch heißen Wetters zu viel. Nur einen Katzensprung entfernt liegt Székesfehérvár, da soll auch ein Campingplatz sein. Die Route führt am See entlang noch auf dem Radweg, anschließend auf straßenbegleitenden Radwegen. Schon deutlich besser als gestern. Wir rollen ins Zentrum und landen in einem mittelalterlichen Markt. Vom 10.8. bis zum 20.8.2018 finden hier die diesjährigen „Königstage“ statt, eine 10-tägige Reihe von diversen Veranstaltungen http://turizmus.szekesfehervar.hu/catalog/index/39/lang/de. Székesfehérvár war lange Jahre die Krönungsstadt der ungarischen Könige. Die Stadt ist mit gut 100.000 Einwohner relativ groß. Wir bummeln von einem Stand zum anderen und finden die Band mit Dudelsack, Trommel, Mandoline und Schalmei ziemlich gut.

 

Nachmittags rollen wir auf den Campingplatz, der sich in einer großen Sportanlage befindet und bis auf drei Wohnmobile völlig leer ist. Es hat free Wifi, free Strom, Schatten und kostet umgerechnet nur ca. 10€. Am frühen Abend wandern wir wieder zum Stadtfest, Peter plantscht im Brunnen, wir essen Kürtöskalács, „Chimney cake“ bzw. „Baumstriezel“, so eine Art einlagiger Baumkuchen, der hier live über Kohleglut gebacken wird. Haben wir schon in Budapest öfter gesehen. Schmeckt wie Riesencrepes in Zimtzucker eingewickelt.

 

 

 

 

 

Wir lauschen dem Konzert auf der großen Bühne (so eine Art moderner ungarischer Barde, Band mit Violine, Cello, E-Bass, Schlagzeug) und zwei jungen Damen am Straßenrand, die mit ihren Cellos moderne Hits interpretieren. Auf Häuserfassaden wird Videokunst gebeamt – die Geschichte des ungarischen Königs Andreas II. und nebenan abstrakte Bildmuster.
Weil uns die Atmosphäre gefällt, morgen der Abschluss der Königstage sein soll mit abendlichen Feuerwerk, wir befürchten, dass die Campingplätze am Balaton grade dieses lange Wochenende überlaufen sein könnten und wir hier einen netten Zeltplatz haben, beschließen wir, noch einen Tag länger hierzubleiben.

 

 

Montag, 20.8.2018
Székesfehérvár
Heute machen wir nichts. Jedenfalls nichts besonderes (Martins Meinung!). Wir machen quasi einen Tag Urlaub. Erst mal ausschlafen – ok, bis kurz vor acht. Vormittags sind wir erst auf einem Edel-Spielplatz mit Trinkbrunnen, Klo, mehrsprachigen Erklärungstafeln zur lokalen Geschichte und Getränkeautomat.

 

Mittags sind wir im örtlichen Freibad – zwischendurch mal wieder ein kurzer, aber kräftiger Regenschauer. Den hatten wir schon länger nicht mehr. Nachmittags sehen wir uns die „Königsparade“ an. Die 5 m hohen Figuren stellen ungarische Monarchen da, 18 davon werden mit Musik und Tanz durch die Straßen gerollt. Wirkt etwas wie Karneval im August.

 

 

 

Dann bummeln wir durch die Altstadt mit dem Straßenfest und schauen den Volkstanzgruppen auf der Hauptbühne zu. Die haben alle Livemusik dabei (vorwiegend Geigen und Kontrabass) und singen gern auch beim Tanzen. Bier und andere feine Getränke gibt es reichlich und günstig. Das Feuerwerk sehen wir nur von Ferne zwischen den Bäumen des Campingplatzes.

Dienstag, 21.8.2018
Székesfehérvár – Balatonfüzfö, 56 km, insgesamt 2105 km
Wir brechen relativ früh auf, um den Großteil der Strecke vor der Mittagshitze zurückzulegen. Das klappt ganz gut, wir fahren über wenig befahrene Nebenstraßen durch kleine Dörfer und eine leicht wellige Landschaft recht zügig voran, bis wir bei Balatonkarattya auf das östliche Ufer vom Balaton treffen. Siehe da, dort gibt es sogar einen Balaton-Radfahrweg, der um den See führt.

 

Der See ist nicht so leicht zugänglich – das Ufer scheint ausschließlich Privatgrund zu sein. Die Strandbäder sind umfriedet und kosten Eintritt. In Balatonfüzfö kommen wir an einen kleinen Campingplatz mit einem Bootsanleger, hier kann man zwar ins Wasser, aber es gibt keinen flachen Strand für Peter. Deswegen verbringen wir den Nachmittag im nahe gelegenen Strandbad. Peter übt eifrig Schwimmen und Tauchen und buddelt im Sand.

 

Wir bleiben bis nach 19 Uhr. Dann müssen wir uns aber beeilen, damit wir noch bei Tageslicht kochen können, denn ab 20 Uhr ist es inzwischen immer schon ziemlich duster. Und siehe da: Das Essen gibt es heute abend bei Stirnlampenbeleuchtung.
Themen des heutigen Tages beim Radfahren: Die Urknalltheorie, die Entstehung des Weltalls und der Galaxien, unser Sonnensystem, das Werden von Einzellern, Amöben und Geißeltierchen bis hin zu den Dinosauriern. Zu den Rittern und Indianern kamen die Männer dann nicht mehr, denn dann waren wir schon am Campingplatz.

 

Budapest

Montag, 13.8.2018
Esztergom – Vác, 51 km – gesamt 1890 km
Morgens Esztergom und seine Basilika besichtigt. Dies ist die größte Kirche in Ungarn und soll wohl auch das „ungarische Rom“ genannt werden. Ja, groß ist das Teil. Künstlerisch wertvoll wohl eher weniger. Aber prima, dass es für die Kinder ein deutschsprachiges Quiz gibt, um die Basilika zu erkunden. Gemeinsam suchen wir die Engel mit den Instrumenten, die Delfine und den Engel, der Josefs Werkzeug trägt.

Ein weiteres Highlight ist das Besteigen der Kuppel. Hoch über der Donau können wir weit ins Land schauen und auch den heute kommenden Weg erahnen.
Heute fahren wir nämlich im Donauknie. Hier macht die Donau nach einigen Schlenkern einen Bogen Richtung Süden, um dann durch Budapest zu fließen. Die Landschaft sehr malerisch. Die Ebene, die wir in den letzten Tagen durchfuhren wird durch Hügel und Berge aufgelockert. Teilweise sehen wir die Felsen durch die Wälder hindurch.
Der Radweg wechselt hinter Esztergom wieder auf die linke Donauseite. Gemütlich rollen wir auf die Fähre, die passenderweise gerade da ist und lassen uns rüberfahren. Erst am anderen Ufer realisieren wir dass diese Fähre nur einmal stündlich fährt und wir durch Zufall genau zum Abfahrtszeitpunkt am Anleger ankamen. Toll! Glück gehabt!

Nach Visegrád möchten wir auch mit der Fähre übersetzen. Vorgewarnt schauen wir nach, wann diese Fähre fährt. Aha – in einer dreiviertel Stunde wäre es wieder so weit. Der Blick auf die Karte verrät: es sind noch 16 km bis dorthin. Ein Klacks, wir fahren los und mit einem für unsere Verhältnisse hohen Tempo erreichen wir auch diese Fähre ziemlich pünktlich zum Zeitpunkt des Ablegens. In Visegrád erst einmal ein kühles Getränk nach dieser flotten Tour. Und dann erst mal genau in den Reiseführer geschaut: Um die Hochburg zu erreichen, müsste man einen recht steilen Weg 5 km steil bergauf fahren.

 

Das ist uns jetzt aber doch zu anstrengend. Also nehmen wir uns den Königspalast und den Salomonturm vor. Am Königspalast die Ernüchterung: Heute ist Montag – also geschlossen und keine Besichtigung. Nun denn, dann wenigstens noch den Salomonturm (von außen, da Montag) angeschaut und wieder zum Fähranleger zurück. Den Rest der Tagesetappe nach Vác wollen wir auch auf dem linken Ufer machen.
Mit Vác erreichen wir den wahrscheinlich östlichsten Punkt unserer Tour. Wird auch Zeit, dass wir mal wieder mehr nach Westen fahren. Die Nächte beginnen schon erstaunlich früh und um 21 Uhr ist es stockdunkel. Etwas länger Tageslicht fänden wir eigentlich besser.
Wir zelten im Garten eines Hostels für kleines Geld. Alles sehr einfach. Die Damen am „Empfang“ sehen anscheinend nicht so oft Radler mit Zelt und benötigen geraume Zeit für den „Check in“. Wir bleiben diese Nacht die einzigen im Garten. Peter freut sich, mit den Katzen dort spielen zu können.

 

Dienstag, 14.8.2018
Vàc – Budapest, 60 km, gesamt 1950 km
Wir rollen durchs Städtchen mit dem etwas seltsamen Dom (haben sie dort die Türme vergessen?) und setzen mit der Fähre aufs rechte Ufer über.

 

Heute fährt Peter mal wieder selbst, und prompt zahlen wir die Fähre für drei Räder. Auf den letzten Fähren hat Peters Rad wohl nicht für voll gezählt. Zunächst noch recht ländlich nähern wir uns zusehends dem städtischen Ballungsraum vor Budapest. Wir kommen durch Szentendre, voll touristisch erschlossen, nette Gässchen, haufenweise Restaurants und Touristenshops. Am Ufer des Donau-Seitenarms pausieren wir an einer Strandbar, die seltsamerweise das komplette Peter Fox-Album „Stadtaffe“ runterdudelt. Wir sind ungefähr auf der Hälfte der Donau von der Quelle bis zur Mündung.

 

Weiter nach Budapest herein quetschen wir uns mit den beladenen Rädern durch Menschenmassen, die zum Sziget-Festival wollen. Vom 8. bis zum 15.8. spielen auf der Donauinsel Musiker von Rang und Namen. Weiter nach Budapest herein beeindruckt uns zuerst der Burgberg, dann das Parlament auf der anderen Seite.

 

 

Wir halten erstmal in einem Cafe und bewundern unsere eigene Leistung, es bis Budapest geschafft zu haben. Anschließend queren wir auf die Seite von Pest und fahren ca. 13 eher unerquickliche km eine der Haupteinfallstraßen entlang in die Außenbezirke bis zum Haus eines Bekannten, der uns großzügigerweise und dankenswerterweise Quartier hier gewährt. Am Haus erwartet uns der fließend ungarisch sprechende Vater und erklärt uns freundlichst alles Notwendige. Wir dürfen uns wie zu Hause fühlen und freuen uns sehr über Küche, Kühlschrank und Waschmaschine. Peter freut sich sehr, dass er die Spielsachen benutzen darf. Am Abend entladen sich die zwischenzeitlich aufgezogenen dunklen Wolken im Gewitter – und wir sind im trockenen Haus. Toll!

Mittwoch, 15.8.2018
Budapest
Mit der S-Bahn und der Metro fahren wir ins Stadtzentrum. Am Vörösmarty ter, dem Endpunkt der M1, soll um 10:30 Uhr eine „free walking tour“ angeboten werden. So eine Art der Stadtführung haben wir bereits letztes Jahr in Venedig mitgemacht und fanden es toll. Es sammeln sich schließlich ca. 150 Leute aus aller Herren Länder, die wohlorganisiert in 5 Gruppen aufgeteilt werden. Dann erfahren wir 2,5 Stunden lang Wissenswertes über Land und Leute, Sehenswürdigkeiten, Tipps zu Restaurants und einige Seitenhiebe auf die aktuelle politische Situation in Ungarn. Wir beginnen auf der Pester Seite und laufen bis auf den „Burgberg“ auf der Buda-Seite.

 

 

 

 

 

 

Peter macht geduldig mit – von der englischen Führung versteht er leider nichts. Die Tour auf den Burgberg kürzt er aber mit Catrin im Bus ab. Da der Bus absolut überfüllt ist, steht Peter direkt neben dem Fahrer und klebt quasi hinter der Windschutzscheibe. Toll – er hat den super Überblick über den Weg auf den Burgberg hoch. Oben stolpern wir direkt in die „Wachablösung“ am Präsidentenpalast. Wofür diese absurd durchchoreographierte Show sein soll, weiß kein Mensch (laut unserer Reiseführerin gibt es die auch erst seit ungefähr fünf Jahren). Aber Peter ist so begeistert davon, dass wir diese Präsentation später noch ein zweites Mal anschauen. Wir bummeln zurück, die Zeit verfliegt, nachmittags essen wir in einem urigen Restaurant im jüdischen Viertel. Die Synagoge ist die größte in Europa!

 

Wir machen uns wieder auf den Heimweg und erledigen unser Einkäufe in einem gigantischen Einkaufzentrum am Örs vezer tere, wo wir sowieso von der Metro in die „S-Bahn“ umsteigen.

Donnerstag, 16.8.2018
Budapest
Im Stadtzentrum schauen wir uns den Stefansdom von innen an. Er wurde Anfang des 20. Jahrhunderts fertiggestellt und drei Architekten haben an ihm gewirkt. Deswegen hat er eine neo-klassizistische Front, neo-renaissanceartige Türme und eine neo-barocke Innengestaltung mit viel Marmor und Gold.

 

Wir bewundern die mumifizierte rechte Hand von St. Stefan, der eigentlich erst wegen der Mumifizierung seiner Hand heiliggesprochen wurde – das war das notwendige Wunder.

 

 

 

Außerdem ist hier das Grab von Ferenc Puscás, dem 2006 gestorbenen Fußballspieler und so eine Art moderner Nationalheld. Von der Kuppel aus genießen wir den Blick über die Stadt. Anschließend bummeln wir bis zur Markthalle mit vielen Ständen. Wer kam eigentlich auf die Idee, mit sauer eingelegtem Gemüse Gesichter zu gestalten?

 

Dann fahren wir mit dem Linienschiffchen, das mit zum Budapester Nahverkehr gehört, bis zur Margaretheninsel und gehen dort ins Thermal-Freibad Palatinus. Da hat es Rutschen, Spaßbecken und große Becken mit waaarmen Wasser aus den in Ungarn allgegenwärtigen Thermalquellen. Bis heute dachten auch wir, dass es doch Quatsch ist, bei 31 Grad Außentemperatur in 36 Grad heißes Wasser zu steigen. Aber wir wurden eines besseren belehrt. Es war sehr erholsam. Obwohl das Bad heute ziemlich viele Besucher hatte, verteilte sich die Menschenmasse ganz gut auf das riesige Bad. Unbeeindruckt vom Trubel läuft ein Storch über die Wiese zwischen den Handtüchern und sucht Nahrhaftes.
Auf dem Rückweg bleiben wir noch in einem netten Pub im jüdischen Viertel hängen und es wird spät, bis wir zurückkommen.

Freitag, 17.8.2018
Budapest
Heute fahren wir mit der Metrolinie 1 – die ist selbst eine Sehenswürdigkeit, weil sie die erste U-Bahn in Europa war. Ok, die Londoner waren noch eher dran, aber erstens betrachten sich die Briten eh nicht als Teil von Europa, und zweitens fuhr die in Budapest auch von Beginn an elektrisch. Die Wägelchen rattern originalgetreu dahin und die meisten Stationen sind liebvoll antik restauriert.

 

Wir schauen uns den „Heldenplatz“ an mit Siegessäule und vielen, überlebensgroßen, grünspanüberzogenen Helden zu Pferd.

 

Anschießend fahren wir mit der Metro zur Felsenkirche. Dabei nutzen wir die recht neue Linie 4 und steigen in der spacigen Station Kálvin tér um.

 

Die Felsenkirche ist eine nach dem Vorbild von Lourdes in den Felsen gehauene Kirche, wurde im Kommunismus zubetoniert, ist mittlerweile aber wiederhergestellt. Der Audioguide erklärt uns, wie der heilige König Stephan das ungarische Reich unter den Schutz der Jungfrau Maria gestellt hat … oder so.

 

Wir bummeln zurück durch einige Straßen und Gassen im „jüdischen Viertel“ und entdecken abgefahrene Kneipen, Cafes, Restaurants und Krimskramsläden.
Budapest insgesamt hinterlässt bei uns den Eindruck eines bunten Durcheinanders von Prunkbauten, liebvoll restaurierten Fassaden, vielen Plätzen, Brunnen, überall Cafes und Restaurants, Bauten des sowjetischen Realismus, abbruchreife Gemäuer, Kirchen, Brücken und vielen Menschen. Insgesamt sehr sympatisch.

 

 

Ungarn – Slowakei – oder was?

Freitag, 10.8.2018
Čunovo – Györ, 66 km – gesamt 1721 km
Nach der ziemlich anstrengenden Tour gestern (Gegenwind bei brüllender Hitze) wollte ich maxial 30 km heute fahren.
Füh aufgewacht und direkt aufgestanden, um die Kühle am frühen Morgen noch mitzunehmen. Wirklich früh losgekommen (um 8 Uhr). Doch schnell zeichnet sich ab: Die Tour heute wird nicht so mörderisch wie gestern. Es schiebt sich immer wieder Bewölkung vor die Sonne und der Wind bläst eifrig von hinten, interessanterweise aus Norden.
So rauschen wir schon 3 km nach dem Start nach Ungarn rein. Auch hier ist die Grenze wieder eher lächerlich. Auf einem Blechschild identifizieren wir die ungarische Flagge und die schwarz-weiß angestrichene Schranke sehen wir mal als Grenze an.

Nach dem Foto rollen wir direkt nach Rajká rein. Der erste ungarische Ort. Zum Glück sind die Schilder teils noch in ungarisch und deutsch geschrieben. Am ersten Lädchen halten wir an. Am benachbarten Geldautomaten wird Geld gezogen und dann geht es ins Abenteuer „in Ungarn ohne Sprachkenntnisse einkaufen“. Gut, dass die Leute hier noch zum Großteil Deutsch sprechen können.
Von Rajká aus lassen wir uns am straßenbegleitenden Fahrradweg der Landstraße entlang von Rückenwind nach Mosomagyaróvár pusten. Nach der Etappe gestern „eigentlich“ mein Maximalziel. Jedoch ist es nach der Besichtigung des Altstädtchens erst 11:30 Uhr und die Puste reicht noch für mehr.

Schnell wird klar, dass Györ nun auch nicht mehr so weit ist. Nach einer kurzen Mittagsrast an der alten Burg Ovár in Mosomagyaróvár setzen wir uns also wieder auf die Landstraße und lassen uns weiter Richtung Györ wehen. Es geht durch einige nette, kleine Örtchen, teils eine abenteuerliche Radegeführung, die wir bisher noch nicht kennen:

Rechts oder links herum um die Kapelle???

Am frühen Nachmittag trudeln wir in Györ ein. Direkt am Ortseingang winkt ein Schild mit „Camping“. Wir schwenken dort ein, landen in einem schönen Garten und dürfen dort unser Zelt aufbauen.
Nun haben wir uns aber Zeit am Wasser verdient. Wir schnappen unsere Schwimmsachen und fahren an die Mosoni-Duna, dem Nebenarm der Donau, der die Gegend hier bestimmt. Nach einer kurzen Zeit des Planschens zieht sich der Himmel komplett zu, es fängt an zu grollen und wir packen angesichts des grauen Himmels unsere Sachen lieber wieder ein und fahren zum Zelt. Dort haben wir kaum das erste Bier aufgemacht, dann blitzt und donnert es und es regnet. Im Zelt verbringen wir mit Lego, lesen und Tagebuch schreiben bei Regentreiben den Rest des Abends.

Samstag, 11.8.2018
Györ – Komáron: 58 km – gesamt 1779 km
Es hat die ganze Nacht mal mehr, mal weniger geregnet. Fein, so haben wir einen Grund auszuschlafen. Frühstück im Zelt. Als der Regen weniger wird, fangen wir an zusammenzupacken. Schließlich hört der Regen auf und wir packen das feuchte Zelt ein.
Kurzer Spaziergang durch Györ. Schönes Städtchen. Es scheint ein Barockfest stattzufinden. Lauter barock verkleidete Menschen bevölkern die Stadt. Peter ist von den ganzen Reifröcken begeistert.
Beeindruckend der Erinnerungsbrunnen an den Erfinder des Sodawassers und des Soda-Syphons.

Als wir aus Györ rausfahren, kommen wir bei einem Obi vorbei. Während Martin reinspringt, um eine neue Gaskartusche für den Kocher zu kaufen, lasse ich den Blick durch’s Gewerbegebiet schweifen und kann Werbung für folgende Läden finden:
Obi (na klar, ich stehe ja davor), DM, C&A, Fressnapf, Aldi, Lidl. Spar, Kaufland, sogar einen Praktiker soll’s hier irgendwo geben. Außer Tesco also alles fest in deutscher Hand und sehr vertraut.
Auf der Hälfte des Weges finden wir einen wunderbaren Radwanderer-Rastplatz inmitten eines Dorfes. Überdachte Tische und Bänke, ein Coop für den Mittagssnack und ein Cafe für eine Tasse Kaffee, die mit zum Rastplatz genommen werden kann. Wir treffen einige Radler vom Campingplatz in Györ wieder.
Auf dem Weg nach Komaron finden wir heute wegetechnisch alles, was der Reiseführer hergibt:
– schön asphaltierter (und langweiliger) Weg auf dem Donaudamm,
– entlang der Land- oder Bundesstraße ohne begleitenden Radweg (naja, nach 10 km gewöhnt man sich an die vorbeirauschenden Autos – Peter immer schön in der Mitte)
– schlechter Weg am Bahndamm entlang, garniert mit Schlaglöchern und nach der Regennacht riesigen Pfützen

Ok, das schlimmste Stück mit Pfützen so groß wie Seen lassen wir nach dem hilfreichen Tipp eines ortskundigen Ungarn gern aus und folgen lieber der Landstraße und sausen so nach Komáron rein.
Am Campingplatz dann die positive Überraschung. Auch hier sprudelt eine der über tausend Thermalquellen Ungarns und der Campingplatz hat einen direkten Zugang zum Bad. Prima: Wir haben die Auswahl zwischen diversen Schwimm- und Spaßbecken incl. Rutschen, großen Liegewiesen und einer Poolbar (Drink mit Alkohol knapp 2€, alkohohlfrei 1,20€). So lässt es sich bequem leben und es entschädigt für die profanen selbst gekochten Nudeln am Abend.

Sonntag, 12.8.2018
Komáron – Esztergom: 60 km – 1839 km
Nach dem Aufstehen direkt noch mal ins Bad zum Planschen. Später Aufbruch, dafür hat aber der Tesco trotz Sonntag geöffnet und wir können Proviant für den Tag kaufen.
Über die Brücke wechseln wir mal eben den Staat und landen wieder in der Slowakei.

Hab ich im Blog schon einmal erwähnt, wie klasse ich es finde, dass es die EU gibt und ich heilfroh bin, dass wir so einfach, unbeschwert und friedlich(!) die Grenzen überschreiten können? Passend dazu landen wir in Komárno direkt am Europaplatz, der 1999/2000 errichtet wurde. Die Idee: Die 45 Gebäude des Platzes vertreten die einzelnen Länder Europas. Rundherum noch ein paar Bronzestatuen von ehemaligen, wichtigen Herrschern in Europa. Eine wunderbare Idee. Schade nur, dass es auch hier einige Leerstände in den Ladengeschäften zu verzeichnen gibt. Ich wünsche Komárno alles Gute, dass diese Idee weiter wächst und gedeiht.

Die im Reiseführer angepriesene Festung verschließt sich uns festungsgleich. Man kommt nur mit einer Führung rein, die wir uns heute aber nicht geben wollen. So fahren wir nun auf slowakischer Seite die Donau weiter.
Mittags Rast am Strand der Donau. Peter und ich erfrischen uns im kühlen Wasser und freuen uns an den anderen Menschen, die offensichtlich Spaß am Bad in der Donau haben. Vor allem die Jungs, die ihren aufgeblasenen LKW-Reifen immer wieder die Donau herauftragen und dann johlend an uns vorbeipaddeln, haben es uns angetan.

Die letzten 20 km setzen wir uns auf die Landstraße, um den Weg erheblich abzukürzen und so kommen wir flott nach Štúrovo, gegenüber von Esztergom. Von hier haben wir einen grandiosen Blick auf die Basilika von Esztergom. Den größten Kirchenbau Ungarns. Erstaunlich: wir konnten die grüne Kupferkuppel schon 15 km vor Esztergom sehen. Und als wir in Štúrovo eine denkbar langweilige Straße heruntergurken, kommt plötzlich riesengroß, geradezu wie eine Trutzburg, die Basilika in den Blick. Puh, das ist schon ein berauschender Moment. Die Basilika wird pflichgemäß von Štúrovo aus fotografiert (so steht’s immerhin im Reiseführer).

Und dann queren wir wieder die Donau und rollen wieder nach Ungarn rein:

Am Campingplatz gibt es einen kleinen Pool, den wir noch besuchen und beplanschen und dann geht’s in ein Restaurant in der Nachbarschaft. Immerhin möchten wir stilecht ungarisches Gulasch genießen.

Die Sonne geht höchst malerisch hinter der Donau unter und wir sitzen noch ein wenig am Ufer, um dieses Spektakel live mitzuerleben.

Bratislava

Mittwoch, 8.8.2018
Wien – Petronell-Carnuntum, 47 km – 1605 km gesamt
Heute wieder Radfahren! Der Weg aus Wien heraus führt uns an einigen Kilometern Bade- und Grillstrand an der Donau vorbei, dann auf einer Straße ohne Radstreifen durchs Zentraltanklager von Wien-Lobau, dann kilometerlang am Deich entlang.

Bei Orth wechseln wir auf einer winzigen Fähre die Donauseite und machen Badepause.

Catrin hat eine Abkürzung gefunden. Aber der Weg weiter direkt am Donauarm entlang ist nur bedingt radtauglich.

Zum Abschluss kommt zu allem Unglück noch ein starke Steigung in den Ort. Auf der nun folgenden Ebene weht uns der Wind aus Südost teilweise kräftig entgegen. Die vielen Windräder zeugen davon, dass hier wohl meistens Wind weht.


Bei Scharndorf gibt es ein Wasserbecken mitten in der Stadt – wohl eine Kombination aus Freibad, Löschteich und im Winter Eisbahn. Wir nutzen die Gelegenheit für eine Abkühlung.


Vor der Einfahrt nach Petronell-Carnuntum kommen wir am „Heidentor“ vorbei, der bekannteste römische Überrest in Östereich.

In Carnuntum sehen wir uns die Ausgrabungen und Rekonstruktionen der einstmals großen römischen Siedlung an, Carnuntum war einst die Hauptstadt der römischen Provinz Oberpannonien. Besonders gelungen ist die römische Therme, mit original Fußbodenheißung und Warmwasserbecken, beheizt durch den außenliegenden Holzofen. Allerdings wäre das im Winter noch beeindruckender gewesen, wer geht schon bei über 30 Grad Außentemperatur ins Caldarium.

Der Campingplatz ist eine kleine Zeltwiese neben der Tennishalle, sehr heimelig. Und die „Schmankerl Stube“ bietet sogar eine passierliche Auswahl von lokalen Weinen an. Der „gelbe Muskatellar“ ist besonders fein, ich kannte die Rebe bislang nicht.

Donnerstag, 9.8.2018
Petronell-Carnuntum – Čunovo 50 km, 1655 km gesamt
Beim Frühstück bestaunen wir den Vater der französischen Familie, der ein Tandem zusammenbaut, dessen Einzelteile in mehreren Hartschalenkoffern transportiert worden sind. Nach dem Aufbruch noch mehr römische Reste: Das militärische Amphitheater und das Museum in Bad Deutsch-Altenburg über den Alltag der Legionäre (das Museum fanden wir nach einem Umweg über einen Hügel – puh).

Dann immer den Donaudamm entlang nach Osten. Der Gegenwind ist wie ein heißer Fön. An der Grenze zur Slowakei sprießt das Gras zwischen den verlassenen Grenzanlagen, EU sei dank. Am Radweg steht ein Grenzstein.

Wenig später erreichen wir Bratislava und bummeln durch die Stadt. Die Eisdiele hat die Eissorte Mohn-Kirsche, toll! Schöne Häuser, viele Touristen. Es ist heiß, an mehreren Stellen sind Torbögen aufgestellt, in denen Wassernebel zur Kühlung versprüht wird.

Weiter über den Donaudamm, immer schön den Wind von vorne. Endlich erreichen wir den Campingplatz in Cunovo. Das scheint das Kanusport-Zentrum der Slowakei zu sein. Es gibt ein Hotel, Appartements, mehrere Kanu-Slalom-Parcours, und tatsächlich auch einen Zeltplatz. Mit abgesteckten Parzellen auf einer ausgedörrten Wiese in praller Sonne sieht er eher weniger einladend aus. Der Donau-See nebenan ist aber toll, wir schwimmen und schauen den Kanuten zu. Abends ein Bier in der „Bar“ des Hotels – 0,5 l für 1,65€ sind eine positive Überraschung.

 

Wien, nur du allein

Montag, 6.8.2018
Wien
Die Nacht war relativ laut, kein Wunder bei einem Campingplatz an einer Art Autobahnkreuz mit Bahnlinie nebenan. Wir lassen die Räder stehen und fahren mit der U-Bahn in die Stadt. Zuerst in den Stefansdom und auf den Turm hinauf.

Dann Bummel durch die Innenstadt, an spanischer Hofreitschule und Hofburg vorbei bis zum naturhistorischen Museum. Da haben wir den Rest des Tages verbracht. Ein toller Bau.

Auch Peter ist begeistert und fragt uns Löcher in den Bauch. Wir arbeiten uns durch die Mineralogie, vorbei an der Entstehung des Lebens, der Ur- und Frühgeschichte bis zu den Dinosauriern.

Weiter mit der Entstehung des Menschen. Hier begegnet uns das Original der Venus von Willendorf wieder. Schließlich durch die Zoologie mit endlos vielen präparierten Tieren in historischen Vitrinen. Und alles in den prächtigen Räumen des Wiener Historismus (oder so). Am Spätnachmittag sind wir platt und fahren zum Brauereigasthof Fischerbräu (danke Robert für den Tipp).

Von der Bahnstation Spittelau haben wir einen schönen Blick auf das nach Hundertwassers Plänen gestaltete Heizkraftwerk.

Dienstag, 7.8.2018
Wien
Erst zum Hundertwasserhaus, das erste und bekannteste der von Hundertwasser entworfenen Häuser.

In Plochingen am Neckar sind wir auch schon an einem vorbeigekommen. Dann nach Schönbrunn. Die Hofburg kennen wir schon, Schloss Schönbrunn noch nicht.

Dort herrscht ein Touristengewühl wie in Neuschwanstein. Einlass nach Ticketerwerb wäre drei Stunden später gewesen. Da gehen wir lieber in den Zoo nebenan, das Schloss können wir uns noch danach ansehen. Der Tierpark Schönbrunn ist einer der ältesten Zoos der Welt, mit 20€ Eintritt pro Erwachsenem vielleicht auch einer der teuersten. Der Zoo ist toll, Peter hüpft unermüdlich von einem Gehege zum nächsten, und auch wir sind von den Erklärungen zum Eisbären und der Fütterung der Ameisenbären fasziniert. Wir bewundern die lumenizierende Meerwalnuss (das ist eine Rippenqualle, falls es jemand nicht sofort weiß). Die Blumenkohlquallen versetzen Peter in meditative Stimmung.

Es ist heiß, auch das Panzernashorn sucht Abkühlung im Wasserstrahl.

Als wir endlich genug haben, ist es auch für das Schloss zu spät. Macht nichts, so haben wir noch ein Ziel für den nächsten Aufenthalt in Wien. Auf dem Rückweg ist die U-Bahn proppevoll, darunter auffällig viele zurechtgemachte Mädchen. Am Stadion steigt alles aus – Ed Sheeran spielt heute live in Wien! Wir hören Klangfetzen bis zum Campingplatz.

 

Wien wartet auf dich

Samstag, 4,8.2018
Krems – Tulln, 51 km – gesamt1510 km
Der Radweg zieht sich etwas langweilig auf dem Donaudamm hin. Und heiß ist es! Mitten im Nirgendwo steht die „Bärenhütte“ mit anständiger Bewirtung, und hier ballen sich die Radfahrer. Das Skihüttenflair steht im Kontrast zum Atomkraftwerk direkt dahinter. Ok, das Kraftwerk ist nie in Betrieb gegangen, das kann man von außen aber nicht sehen.

Am Anfang von Tulln führt der Weg durch eine Art Gartenschau-Gelände, aber alles leicht verwahrlost. Sieht trotzdem schön aus. Oder grade deswegen. Wir erreichen den Campingplatz in Tulln am frühen Nachmittag. Rekordpreis der letzten 4 Wochen, knapp 30€. Aber ein Badesee direkt nebenan, an dem sich am Samstag die halbe Einwohnerschaft tummelt. Lauwarmes Wasser, toller Spielplatz, Wasserrutsche. Fein!

Sonntag, 5.8.2018
Tulln – Wien, 48 km – gesamt 1558 km
Immer noch Donaudamm. Touristisches Highlight vor Wien ist Kloster Neuburg. Wir folgen der vorbildlichen Beschilderung für Radfahrer direkt bis in eine Tiefgarage mir Radfahrplätzen. Aber alles wirkt tot und unbelebt – wir folgen der Wegweisung durch Parkhauskatakomben bis zum Eingang. Kaum Touristen, keine indischen Reisegruppen, nur ein paar andere verirrte Seelen. Die „große“ Führung gibt es nur einmal täglich, dafür müssten wir noch recht lange warten. Wir schauen uns deswegen nur die prächtige Stiftskirche an.

 

 

 

 

In der Vinothek gibt es lauter Leckereien für viel Geld. Auch da sind wir nahezu allein. Keine Ahnung, warum das eine der Top-Sehenswürdigkeiten Österreichs sein soll. Stift Melk hat da irgendwie deutlich mehr hergemacht. Nach Wien fahren wir längs über die Donauinsel herein, ein einziger großer Freizeit- und Badebereich. Zum Campingplatz „am Kleefeld“ müssen wir den Weg unterm Autobahnkreuz finden. Dann sind wir in Wien! Nachmittags mit der U-Bahn ins Zentrum, kurzer erster Stadtbummel, abends Wiener Schnitzel beim Pürstner. In Linz haben wir schon die Linzer Torte verpasst, da wollen wir in Wien gleich mit dem Wiener Schnitzel beginnen.
Zum Nachtisch bekommt Peter ein Eis und einen Besuch auf dem Spielplatz im Stadtpark spendiert.

 

Auf dem Weg nach Wien

Mittwoch, 1.8.2018
Linz – Grein, 59 km – gesamt 1366 km
Auf dem Weg möchten wir heute eine Geschichtseinheit einlegen und der KZ-Gedenkstätte Mauthausen einen Besuch abstatten. Schon Kilometer vorher wird auf die gräuliche Geschiche dieser Gegend hingewiesen. Als der Weg vom Donauradweg Richtung Gedenkstätte abbiegt, steht dort ein Schild mit dem Hinweis: 2 km steile Strecke mit bis zu 14% Steigung. Da uns die 10% Steigung der Pöstlingbergbahn noch gut in Erinnerung ist (die wir ja zum Glück gefahren worden sind) und wir auch unsicher sind, ob die Konfrontation dieses dunklen Teils der Geschichte schon was für Peter ist, fahren wir lieber weiter. Wenige hundert Meter später kommen wir am örtlichen Schwimmbad vorbei. Peter jubelt und fragt, ob wir es besuchen können. Da der letzte Programmpunkt wegfiel, fällt uns kein Gegenargument ein und so finden wir uns statt in einer Gedenkstätte in einer Badestätte wieder.
Mauthausen liegt auf der Hälfte unserer geplanten Tagesetappe, die 40 km betragen soll. Wir peilen den im Reiseführer eingetragenen Campingplatz beim Hörstorfer Badesee an. An der Informationsstelle an der Donau in der Nähe von Hörstorf müssen wir um kurz vor 17 Uhr feststellen, dass es den Campingplatz gar nicht mehr gibt.
Frust! Was nun? Der nächste Campingplatz ist 20 km weiter in Grein. Wir füllen vorsichtshalber mal den 10l Wasserschlauch auf, falls wir uns für die nächste Nacht ins Gebüsch schlagen müssen. Doch der Weg ist gut ausgebaut und asphaltiert, die Räder rollen leicht. Nach 5 km leere ich den Wasserschlauch wieder und fahre um 10 Kilo befreit locker weiter. Peters Laune ist in Ordnung. Wir zählen alle Zahlen von 1 bis 408 durch und kommen am Greiner Campingplatz an. Er ist überraschend leer. Wir treffen viele Leute vom Linzer Campingplatz wieder, die sich aber auf der großen Zeltwiese gut verteilen.
Abends haben wir uns ein leckeres Abendessen verdient. Peter mach die Vorspeisenplatte mit verschiedenen Gemüse mit Salz und Pfeffer. Derweil koche ich Tortellini mit Zuckerschoten in einer Sahnesauce. So lässt es sich gut leben.

Donnerstag, 2.8.2018
Grein – Melk, 49 km – gesamt 1415 km
Wir schieben unsere Räder durch das Örtchen Grein, das vor allem damit wirbt, die Mitte des Donauradweges zwischen Passau und Wien zu markieren.
Anschließend wollen wir mit der Fähre auf das rechte Donauufer übersetzen, um dort weiterzufahren. Jedoch stehen schon Trauben von Menschen und vollgepackten Rädern am Anleger für die ca. 10 Fahrräder fassende Fähre. Wir entscheiden uns spontan, die zwei Kilometer zur vorherigen Brücke zurückzufahren und dort über die Donau zu setzen.
Danach geht es am Teufelsbettstein nach Ybbs.

In Ybbs lockt uns das Fahrradmuseum. Eine wunderbare Sammlung altertümlicher und einiger seltsamer moderner Fahrräder. Wir durften auf Original Nachbauten des Laufrades von Drais und zwei Hochrädern probesitzen. Eine sehr spezielle Erfahrung. Nun wissen wir, was wir an unseren Tourenrädern haben. Peter freut sich, dass im Keller eine Kinderabteilung ist, wo er diverse alte Kinderfahrzeuge ausprobieren darf.

 

Alles in allem besteht das Museum aus je einem kleinen Ausstellungsraum im Erdgeschoss und zwei noch kleineren Ausstellungsräumen im Keller. Aber es besticht durch eine unglaubliche Vielfalt an Exponaten und dem großen Wissen des Museumsaufpassers, der jede Menge über alles in dem Museum zu berichten wusste. Dies beinhaltete beispielsweise auch das Grammophon, das er extra für uns bzw. für Peter in Gang setzte.
Und wieder was gelernt: Ein Grammophon funktioniert gänzlich ohne Strom, nur durch Aufziehen. Toll!
Während unsrer späten Mittagspause an der Ybbs-Mündung beginnt es zu regnen. Unser Nudelsalat verwässert ein wenig, aber ansonsten erfrischt uns der Regen auch. Allerdings fängt die ganze Landschaft inklusive uns an zu dampfen. Bei 35 Grad im Schatten kein Wunder. Es wird sehr Dampfbad-artig.
In Pöchlarn legen wir einen weiteren Stopp ein, da das Fahren bei der hohen Feuchtigkeit anstrengend wird. Erstaunt stellen wir fest, dass hier Nibelungen-Gegend ist und Pöchlarn in der Nibelungensage vorkommt. Hinter Pöchlarn verbirgt sich nämlich der Ort Bechelaren, in dem Markgraf Rüdiger lebte. Dessen Gastfreundschaft nahm der gesamte Hof von Worms bei seiner Reise zu König Etzel in Anspruch.
Nach einer Kaffee-Bier-Eis Pause fahren wir bis Melk und kommen an der komplett durchnässten Zeltwiese am Schiffsanleger für die Donau-Kreuzfahrtschiffe an. Wir bauen das Zelt in die nasse Wiese und im Nu ist auch unser Zeug komplett durchfeuchtet. Die Luftfeuchtigkeit ist wirklich der Wahnsinn. Wir kommen uns vor wie im Regenwald. Alles trieft, man kann nichts anfassen, weil es nur tropft. Peter spielt fröhlich in einer der großen Pfützen auf dem Platz.
Auch die Insekten sind schon da. Bisher brauchten wir wenig Anti-Brumm. Aber heute schlagen wir kräftig zu.
Wir kochen Nudeln und machen Salat, während uns die Frisbeescheibe der benachbarten ungarischen Kanutruppe um die Ohren fliegt.

Freitag, 3.8.2018
Melk – Krems, 44 km – gesamt 1459 km
Wir (also Martin und ich; Peter schläft wie immer länger) werden früh wach und wandern an den Anleger. Wir schauen zwei Kreuzfahrtschiffen beim Anlegen zu und staunen, wieviel Muskelkraft trotz aller Motoren beim Anlegen und Vertäuen vonnöten ist.


Über der Donau wabert immer noch der Restnebel von dem Feuchtigkeitsschub gestern. Jedoch verspricht dieser Tag wieder trockener und sonniger zu werden.
Als auch Peter endlich wach ist und gefrühstückt hat, lassen wir das Zelt zum Trocknen stehen und fahren erst einmal zum Stift, um es zu besichtigen. Wir waren schon einmal vor 10 Jahren hier und hatten es sehr gut in Erinnerung. Und ich kann sagen: Es ist immer noch wunderschön und beeindruckend. Auch Peter geht staunend durch die Ausstellungsräume, die alte Bibliothek und vor allem durch die komplett barocke Stiftskirche. Mit viel Gold ist er ja immer zu beeindrucken. Heute besuchen wir auch den Gartenpavillon mit seinen „exotischen Fresken“. Mit dieser Bezeichnung konnten wir zunächst nicht viel anfangen. Erst als wir davorstanden verstanden wir: Da haben die Leute damals eine exotische Landschaft aufgemalt mit Tieren, die in Afrika oder Asien leben. Da sie diese aber nie gesehen hatten, sondern nur davon gehört, sehen die Tiere teils etwas seltsam aus. Die Ohren des Elefanten sitzen etwas tief und sehen sehr menschlich aus. Der Rüssel endet in einer Art Rosette. Der Vogel Strauß hat einen pferdeähnlichen Kopf und die Mähne des Löwen gleicht wohlfrisiertem Damenhaar. Die Gebisse aller Raubtiere sind ebenfalls sehr menschlich.

Am späten Mittag verlassen wir Melk und machen uns auf eine etwas beschwerliche Tour durch eine Bruthitze. Selbst der Fahrtwind kühlt heute wenig sondern erinnert eher an einen Fön, der uns entgegenbläst.
Nach 20 km machen wir in Spitz am Donauufer Pause. Hier gibt es einen richtigen Strand mit feinem Sand und man kommt seicht in Wasser. Peter ist begeistert. Es fühlt sich fast an wie Meer.
Mit Melk beginnt die Landschaft Wachau, die durch ihren Wein bekannt ist und Unesco Welterbe ist, da aufgrund der landschaftlichen Besonderheit schon in der Steinzeit dort gesiedelt wurde. In Willendorf winken wir kurz der Willendorfer Venus zu, die dort gefunden wurde und 29.000 Jahre alt sein soll.
In Weißenkirchen gehen wir entgegen unserer Gewohnheit (normalerweise bleibt immer mindestens einer bei den Rädern, um das Gepäck zu bewachen) gemeinsam im Spar einkaufen und freuen uns sehr, dass der Laden so gut klimatisiert ist.
Nach so vielen Stopps, wollen wir bis Krems durchfahren, aber da steht am Straßenrand noch ein Hinweisschild für einen Aussichtspunkt. Wir bleiben stehen und schießen ein Foto von einer malerischen Stadt, die uns nichts sagt. Hinterher erfahren wir, dass es Dürnstein ist. Und als wir durchfahren, erinnert uns der Ort stark an Rüdesheim. Ziemlich touristisch mit vielen Nepplädchen. Alles etwas Disneyland-mäßig. Wir rauschen schnell durch und endlich endlich kommt Krems in Sicht. Der Campingplatz liegt zum Glück am Ortsanfang. Das Wetter ist inzwischen komplett trocken und wir freuen uns, unsere Sachen im Trockenen aufbauen zu können. Hier gibt es Picknicktische unter einem Pavillon und wir können im Schatten (!) am Tisch (!) Abend essen.
Wir sind heute durch ein wunderbares Weinanbaugebiet gefahren und ein Heuriger lockte nach dem nächsten. Also müssen wir heute Abend noch unbedingt einen Heurigen besuchen. Gerade als wir am Campingplatz ankommen, hängt jemand ein Plakat für einen Heurigen auf. Dies nehmen wir als Zeichen und besuchen ihn.

Es wird ein wunderschöner Abend in einem tollen lauschigen Garten mit ganz viel Wein zu ganz kleinen Preisen. Der Garten liegt ein paar Meter den Hang hoch. Im Dunkeln fahren wir eine enge, kurvige, steile, dunkle, rumpelige Gasse wieder runter und fühlen uns fast wie bei der Hahnenkamm-Abfahrt in Linz. Nur live und in Farbe. Unsere Bremsen funktionieren prima – auch auf dem Kopfsteinpflaster. Peter jauchzt vor Vergnügen.