Der erste Regen

Freitag, 20.7.2018
Günzburg – Hofgut Bäldleschwaige (10 km vor Donauwörth), 59 km – gesamt 841 km

Morgenstimmung an der Donau:

Wir verabschieden uns von dem sehr idyllischen Kanu-Rastplatz und fahren weiter. Erster Halt am Dillinger Schloss zur Mittagspause:

Leider ist das Schloss vom Finanzamt belegt, sodass es nicht von innen zu besichtigen ist und schon gar nicht mit „Hörgerät“ (soll heißen Audioguide), wie Peter es gern gehabt hätte.
Das Fahren ist recht anstrengend, da es heiß ist und die Luftfeuchtigkeit steigt. Regen und Gewitter liegen in der Luft. Nachmittags lechzen wir nach einem Biergarten – und siehe da: Schon 5 km später kommt einer: Hofgut Bäldleschwaige. Wir trudeln ein und treffen als erstes das Radlertrio, das wir schon seit der Donauversickerung immer wieder getroffen haben. Wir unterhalten uns sehr nett mit ihnen. Fällt auch leicht, da die Dame des Trios aus dem Rheinland kommt und uns vom Zungenschlag her sehr vertraut ist. Die drei radeln weiter. Wir wissen nicht so recht, wo wir die Nacht verbringen wollen. Weiterradeln ist ja auch anstrengend bei der Hitze. Also lieber noch mal ein Bier geordert und beim Wirt nachgefragt. Siehe da: Wir dürfen auf der Fußballwiese des Biergartens für 7 Euro zelten. Das machen wir doch gern und ordern direkt noch ein Abendessen zum Bier dazu.
Der Hof ist auch mit Dusche ausgestattet, sodass wir die anderen Gäste nicht zu sehr mit unserem Gestank belästigen müssen. Außerdem wimmelt es von Kindern, Spielgeräten und Tieren (von Kaninchen, Meerschweinchen, Hühnern über Ziegen, Schafe bis hin zu Eseln und Schweinen) in den Ställen. Peter ist hochzufrieden.

 

Samstag, 21.7.2018
Hofgut Bäldleschwaige – Neuburg, 54 km – gesamt 895 km
Frühmorgens beginnt der Regen. Mist – das Zelt ist noch nicht abgebaut. Na gut, dann warten wir einfach ab, der Regen wird schon wieder aufhören. Dass dies erst um 16:30 erfolgen wird, können wir da ja noch nicht ahnen.


Langsames Aufstehen, gemütliches Frühstück und dann erst mal in aller Ruhe Tiere in den Ställen schauen. Der Regen bleibt – mal stärker, mal weniger.
Zähneknirschend bauen wir im Regen das Zelt ab und stopfen es klitschnass in den Packsack.
Erste Etappe bis Donauwörth. Dort lockt uns eine Pizzeria, bei der wir einkehren und Spaghetti und Pizza essen. Denn bei Regenwetter ist nichts besser als ein schönes, leckeres und warmes Mittagessen im Trockenen.
Kurze Besichtigung der Insel Ried und der Reichsstraße und weiter geht’s durch den Regen.
Die Etappe bis Neuburg gestaltet sich erstaunlich hügelig. Es geht nicht nur immer hübsch am Donauufer entlang. Das Ganze gipfelt in der Umleitung wegen Flutpolder-Bauarbeiten 10 km vor Neuburg. Wir werden übelst auf rumpeligen Waldwegen den Berg hoch- und wieder runtergejagt. Der Spaß hielt sich hier in engen Grenzen.
Auf den Straßen ist das ganze Auf und Ab nicht ganz so schlimm. Jedoch ist meine Bremse bei Dauerregen nicht mehr wirklich sicher funktionstüchtig und greift kaum. Dies bereitet bei 50 km/h bergab ein eher unangenehmes Gefühl. Auch dass der Mann mit angehängtem Sohn 50 m weiter vorne im gleichen Tempo die Landstraße herunterballert, beruhigt das Mutterherz nicht wirklich. Also – Gedanken abschalten und auf die nächste Steigung warten. Zum Glück ist alles gut gegangen!

Neugierig das nasse Zelt auf dem Zeltplatz der Kanuten in Neuburg ausgepackt. Wie wird es den Tag überstanden haben? Toll! Das Innenzelt ist trocken. Home sweet home!

Unsere Allzweckwaffe gegen nasse Schuhe:

Einfach nur Sandalen anziehen. Da läuft das Wasser vorne rein und hinten wieder raus (oder wahlweise umgekehrt).

Das Innenzelt war trocken. Der Inhalt unserer Satteltaschen auch. Aber der Zustand der Fahrräder???

Sonntag, 22.7.2018
Neuburg – Ingolstadt, 25 km – gesamt 920 km
Ein richtiger Urlaubstag!
Mein Cousin Albert wohnt in Ingolstadt. Wir haben uns mit ihm verabredet.
Vorher aber noch Neuburg angeschaut.

Ein wirklich wunderbares Städtchen, das sich seinen barocken Renaissance-Charme gut erhalten konnte. Mit Peter schaue ich mir das Schloss an. Die Muschelgrotte ist toll! Fotos gibt es keine, da wir das komplette Gepäck bei Martin gelassen haben. Typisch Catrin!

Händchen halten mit dem Fürsten:

Mittags Abreise nach Ingolstadt. Dass es so nah ist, überrascht uns und so halten wir schon nach 25 km wieder an und treffen Albert in eine Cafe in der Ingolstädter Innenstadt.

Wir bringen unsere Räder und Gepäck in seine Wohnung und bekommen dann eine tolle Stadtführung. Abends Essen und Trinken beim Griechen. Ein Riesendank an Albert, der uns so toll aufgenommen und bewirtet hat und so ein großzügiger Gastgeber war.

Bayern!

Donnerstag, 19.7.2018
Ulm – Günzburg, 38 km – gesamt 782 km
Nachdem wir die letzte Nacht schon in Bayern (Neu-Ulm) zugebracht haben, haben wir nun heute endgültig Baden-Württemberg verlassen und uns auf bayerischen Boden begeben.
Zunächst haben wir uns aber noch Ulm angeschaut. Die beiden Männer sind auf’s Münster bis in die Spitze geklettert.

Gemeinsam sind wir dann noch in das Brotmuseum gegangen. Wenn wir schon dabei sind, die Getreidesorten zu lernen, ist dies noch die passende Abrundung dieser „Lerneinheit“.
Gegen Mittag auf’s Rad geschwungen und – wie schon oben erwähnt – nach Bayern gerollt. Nach der langen Tour gestern aber nur einen kurzen Hüpfer gemacht. Schon in Günzburg machen wir uns auf die Suche nach einer Möglichkeit zum Zelten. Das Naturfreundehaus, das mir gruppenunterkuenfte.de vorgeschlagen hatte, ist schon seit 2016 geschlossen. Heute befindet sich dort ein Musikerheim. Auch sehr reizvoll, aber leider nicht zum Übernachten geeignet.
Also zur Touristeninformation. Die freundliche Dame verwies uns auf den örtlichen Kanuverein, der sein Gelände direkt an der Günz-Mündung in die Donau hat. Wir radeln dort hin – und treffen niemanden an. Zelte stehen dort auch nicht. Wir bauen unser Zelt an einer wunderschönen Stelle auf und finden zwischenzeitlich auch ein Vereinsmitglied, das uns freundlich begrüßt. Wir sind und bleiben die einzigen Gäste heute Abend. Wir genießen es. Das Zelt steht direkt am Donauufer an der Anlegestelle, von der aus wir in die Donau baden gehen können. Martin schwimmt sogar bis zur Günz-Mündung vor. Mangels Schwimmkünsten ziehen Peter und ich den Fußweg durch’s Wäldchen vor und platschen auch dort am Ufer über Steine und durch’s Wasser.

Abends gehen die Vereinsmitglieder, die sich hier auf ein Bier getroffen haben, und wir haben das ganze Gelände für uns allein. Traumhaft!

Bis Ulm

Dienstag, 17.7.2018
Beuron Hausen – Riedlingen, 59 km – gesamt 675 km
Weiterfahrt durch den Donaudurchbruch. Toll, wie die Felsen aus dem Wasser zu wachsen scheinen.


Rundherum lauter nette Dörfchen. Alles im barocken Stil: barocke Innenstädtchen, barocke Schlösschen, barocke Klosteranlagen. Ein jedes gehört eigentlich angeschaut. Wir schauen und schauen vom Radweg aus. Zwischendurch unglaublich viel Natur.
In Inzigkofen weist uns ein entgegenkommender Radler auf die Teufelsbrücke hin. Man muss dafür eine steile Stiege heruntersteigen, um auf die Brücke zu kommen, die eine romantische Schlucht auf 20 m Höhe überquert. Danach wieder steil hoch und wir sind wieder bei den Fahrrädern.


Wir kommen durch Sigmaringen. Um ein touristisches Highlight mitzunehmen, schieben wir die Räder zur architektonisch reizvollen Burg hoch. Dort besuchen wir die überaus gut bestückte Waffensammlung. Prima, es gibt einen Audioguide,der genau das vorliest, was auf den Erklärtafeln steht. Peter ist beschäftigt und ist von den ganzen Waffen beeindruckt. Hinterher Eis und Kuchen in der Fürstlichen Hofkonditorei der Hohenzollern.


Noch ein „Highlight“ lag auf dem Weg. Wir kamen am Firmenverkauf der Nudelfirma „Gaggli“ vorbei. In dem Laden kauften wir ein Glas Nudel-Fertigsoße und eine Packung Nudeln. Peters Kommentar im Laden: „Hier gibt es ja gar keine Kekse!“


Abends landen wir an einem kleinen Zeltplatz in Riedlingen, betrieben offensichtlich von einem Bauern, der seine Wiese für Zelter freigegeben hat. Alles auf einfachstem Niveau. Aber alles da, was das Herz begehrt: Toilette, Dusche, Getränkeautomat (wohl aus den 70er Jahren vergessen) und Steckdosen.

Suchbild: Wer findet das Handy, das grad aufgeladen wird?

Außerdem: Ein Trampeltrecker!

Um die Ecke eine wunderbare alte Schrankenanlage, die bimmelnd und blinkend ansagt, wann der nächste Zug auf der eingleisigen Strecke durchtuckert.
Hier stellen wir fest, dass die Donau tatsächlich ein europäischer Fluss ist. Die kleine Schlange, die sich vor der einzigen Dusche gebildet hat, besteht aus Franzosen, Polen und uns. Durch mehr oder weniger gebrochenes Englisch haben wir uns von unseren Touren und Plänen erzählt. Die Franzosen sind in Montpellier gestartet und wollen noch bis Budapest fahren. Die Polen sind mit dem Auto nach Donaueschingen gekommen und werden bis Ingolstadt fahren. Jeder, der mich kennt, weiß um meine Englischkenntnisse. Das Schöne war, dass die anderen genauso schlecht Englisch sprechen konnten. Spaß hatten wir trotzdem.

Was haben wir an diesem Tag gelernt?
– Wir können Bussarde von schwarzen Milanen unterscheiden.
– Wir haben gesehen, wie Greifvögel (waren es Falken? Dafür reicht unsere Greifvogelkenntnis leider noch nicht aus) eine Gruppe von Krähen angreifen.
– Wir können sicher Weizen, Gerste, Roggen und Hafer voneinander unterscheiden. Zumindest die Erwachsenen unter uns. Die unter 6jährigen unserer Reisegruppe brauchen wohl noch ca. 100 km Getreidefelder für die sichere Bestimmung der Getreidearten.

Mittwoch, 18.7.2018
Riedlingen – Ulm, 69 km – gesamt 744 km
Die nette Nachbarsfamilie auf dem Zeltplatz erzählt, dass sie an diesem Tag bis Ulm fahren wollen (über den Blautopf – puh). Da Peter sich mit dem jüngeren Sohn etwas angefreundet hat, denken wir, dass wir das ja wohl auch schaffen könnten (ohne Blautopf!). Die Strecke lässt sich auch hübsch präpariert an. Die ersten 20 km zwar etwas hügelig, aber dann wird es flacher und immer leicht bergab. So richtig viele Sehenswürdigkeiten außer der Landschaft gibt es auch heute nicht. Daher fliegt es sich ganz gut durch die Gegend. Viele Tiere gibt es zu sehen. Fast wie Zoo. Leider fehlen an vielen Tieren die entsprechenden Hinweisschildchen mit Namen usw. Aber das Reh haben wir unzweifelhaft bestimmen können.
Plötzlich deutet Peter in Rechtenstein nach links und sagt: „Da will ich hoch.“ Da hat er doch tatsächlich eine Treppe erspäht, die zu einer kleinen Höhle („Geisterhöhle“) hochführt, die man selbst erkunden kann. Schnell Taschenlampen aus den Satteltaschen herausgekramt und eine kleine Spritztour durch die Höhle gemacht.


Mangels weiterer Sehenswürdigkeiten radelt es sich flott an der Donau entlang und am Nachmittag trudeln wir am Zeltplatz der Ulmer Paddler ein. Schön – eine kleine Zeltwiese mitten in Ulm, einen knappen Kilometer vom Münster entfernt. Wir schlagen unser Zelt auf, plaudern noch mit dem Franzosen aus der Bretagne, der mit Frau und Kind (21 Monate) auf dem Weg nach Sydney (!) ist und gehen dann im Fischerviertel essen. Wunderschön am Ufer der Blau.
Die Familie, wegen der wir direkt bis Ulm gefahren sind, treffen wir auf dem Heimweg auf einer Zeltwiese eines anderen Kanuvereins.

Link auf den Blog der Familie, die nach Sydney unterwegs ist: http://auraysydneyavelo.ouvaton.org
(Da soll noch mal jemand sagen, dass wir eine Abenteuerfahrt machen.)

So, jetzt aber Donau

Sonntag, 15.7.2018
Villingen – Geisingen, 36 km – gesamt 558 km
Am frühen Morgen fängt es an zu regnen und in der Ferne donnert es. Wir beschließen in aller Ruhe auszuschlafen. Um halb acht wird uns langsam langweilig. Aber um halb neun hört der Regen zum Glück auf und wir können mit unseren Morgenritualen beginnen: Schlafsäcke und Isomatten zusammenrollen und Frühstück machen. Zum Glück kommt jetzt auch die Sonne raus und trocknet Zelt und die gestern gewaschenen Klamotten im Nu.
Um 11 Uhr fahren wir los. Machen einen Schwenk durch die Villinger Innenstadt. Hübsches wild-barockes Münster mit zwei unterschiedlichen Türmen. Schön, den alten Stadtaufbau zu sehen. Vom Hauptplatz gehen vier Straßen in alle Himmelsrichtungen weg. Jede von einem Tor begrenzt (na gut, das vierte musste vor hundert Jahren dem örtlichen Gericht und Gefängnis weichen. Überall Brünnchen und Bächlis. Also eigentlich genauso wie in Rottweil und auch in Freiburg.
Wir verlassen Villingen und suchen den Weg an der Brigach entlang zur Donauquelle in Donaueschingen. Hübsches, nur ganz sanftes Hoch und Runter. Dumm nur, dass an einer Stelle, ein Zufluss zur Brigach naturnah umgebaut wird und somit auch der Weg. Wir ignorieren die Umleitungsschilder und rumpeln über die Baustelle, bis wir an der noch abgesperrten neugebauten Brücke stehen. Was nun? Zurückfahren und doch die Umleitung nehmen oder … ? Jawoll, so machen wir’s: Wir schnallen das Gepäck ab und tragen alles durch den Bach.


Flott nach Donaueschingen reingerollt und die Donauquelle gesucht. Schon cool, das Teil. Ein grüner Tempel, altertümlich eingefasst, mit fetter Statue drauf. Wenn man genau in das Wasser schaut, sieht man Algen malerisch darin schwingen und zwischendurch steigen silberne Wasserblasen auf. Sehr verwunschen.
Das Wetter zeigt sich jetzt deutscher als in den letzten Tagen. Immer wieder nieselt es, am Horizont sieht man mehrere Gewitterherde, die zum Glück an uns vorbeiziehen. Wir beschließen weiterzufahren, da ein Abwarten, des Nieselregens sinnlos wäre, dann würen wir den ganzen Tag in Donaueschingen bleiben müssen.
Der „Donauzusammenfluss“ von Brigach und Breg zeigt sich ziemlich unspektakulär. Eine monströses Standbild, das Inge und Egon (oder so) anlässlich ihrer goldenen Hochzeit 1939 der Stadt Donaueschingen geschenkt hatten. Wahrscheinlich war die Stadt froh, nach dem seligen Dahinscheiden des Jubelpaares das Standbild an diesen unspektakulären und offensichtlich wenig besuchten Ort stellen zu können.
Weiter geht es von nun an also an der Donau. Toll, der Weg ist fast noch besser ausgeschildert als der Neckarradweg. Ich denke, die nächsten Wochen fahren wir durch’s Radler-Eldorado. Infrastrukturell voll ausgestattet.
Zunächst die Überschwemmungswiesen nach Donaueschingen. Sehr schön, offensichtlich Vogelschutzgebiet. Wieder geht es sanft auf und ab. Aber da wir nun flussabwärts unterwegs sind, überwiegen die abfallenden Wege. Toll!
Stopp in Geisingen. Ein Biergarten wirbt schon einen Kilometer vor Geisingen. Wir lassen uns von den Schildern leiten und landen an einem Kiosk mit Biertischen und Schirmen. Auf dem Gelände auch eine große Jurte, in der und vor der Bildschirme stehen. Alles rüstet sich für das anstehende Endspiel der Fußball WM: Frankreich gegen Kroatien.
Ich fühle mich heute irgendwie schlapp und etwas unmotiviert. Wir bleiben dort, freuen uns über die Bierquelle und Martin organisiert angesichts der angesagten Unwetter flott eine Unterkunft für die kommende Nacht.

Wissenschaftliche Lehrstunde auf dem Fahrrad: Martin erläutert Peter die Radartechik.

Montag, 16.7.2018
Geisingen – Beuron Hausen, 58 km – gesamt 616 km
Puh, so eine Nacht in einer festen Behausung ist ziemlich warm. Vor dem Frühstück haben wir die Räder gesattelt und haben uns an ein kühles halbschattiges Plätzchen am Donauufer begeben. Dort unser übliches Frühstück abgehalten und endlich nicht mehr geschwitzt.
Danach nach Immendingen zur Donauversickerung. Wie ich im Laufe des Tages lernte, ist dies nur eine von insgesamt drei Versickerungsstellen der Donau. Ein naturwissenschaftliches Phänomen, das ich mit meinem begrenzten Geist nur nebelhaft verstehen kann. Nur soviel: Unter der Donau oder in dem Gestein der jungen Donau sind viele Hohlräume und ein ganzes Tunnel- bzw. Höhlensystem. Dort versickert das Wasser der jungen Donau. Und tritt dann wieder … jawoll in einem Zufluss des Rheins zutage. Aha!?! Allein, wie man es herausgefunden hat vor ca. 100 Jahren (oder so), ist spannend: Man hat Farbe, stinkendes Zeug und Salz in die Donau an der Versickerungsstelle gekippt und geschaut, wo es wieder raus kommt. Soso, jetzt ist also die Donau grad entstanden und sickert weg, um dann doch in die Nordsee zu fließen. Später kommen dann wieder einige Zuflüsse und füllen das Donautal wieder, sodass unsere Radtour an der Donau doch weitergehen kann. Gott sei Dank!

Wasser noch da:

Wasser weg – sitzen in der Donau:


In Tuttlingen endlich konnten wir in der Post den von unseren Töchtern und Housesitten postlagernd geschickten Brief mit dem zu Hause vergessenen Donauradführer abholen. Ich weiß nicht, wer mehr überrascht war: unsere Töchter, dass so etwas geht; oder der Postbeamte, der mich mit große Augen anschaute, als ich nach der postlagernden Sendung fragte, und diese dann tatsächlich im Schrank fand. Ansonsten hatte Tuttlingen nicht so viel zu bieten, da der Stadtkern saniert wird und alles in einer Baustelle versank. Nur soviel: 1806 fiel die komplette Innenstadt Tuttlingens einem Brand zum Opfer. Die Tuttlinger nahmen dies zum Anlass, die Stadt quadratisch, praktisch, gut wieder aufzubauen. Und ähnlich wie Mannheim ist diese Stadt nun einem Schachbrett gleich, nur kleiner.
Wir ließen uns vom Rückenwind leicht bergab weitertreiben. Lauter kleine Städtchen mit herzigen Kirchlein und netten Lädchen. Wenn wir gewollt hätten, hätten wir alle drei Kilometer einen netten Biergarten nach dem anderen hübschen Cafe besuchen können. Wir wollten aber nicht, man muss ja auch mal voran kommen.
Wir rollten an mehreren schönen Landschaftsmotiven vorbei und durch den ersten Donaudurchbruch nach Beuron rein. Ein Klosterdorf. Das Kloster wird von Benediktinern geführt. Hübsche, ziemlich barocke Kirche und ein Klosterladen, in dem wir noch Fische für unsere Satteltaschen erstanden.
Bei einer Steigung flog Martin das zweite Mal die Kette ab und verkantete sich. Eine etwas kniffelige Sache, auf einem steilen Weg das Fahrrad ohne Ständer leerzuräumen und Peters Rad abzuhängen, um endlich die blöde Kette wieder an Ort und Stelle zu bringen. Meines Erachtens eine Fehlkonstruktion des Herstellers, dass sich die Kette so verkanten kann.
Schließlich am Campingplatz in Beuron Hausen gelandet. Sehr romantisch an der Donau gelegen mit einem kleinen Bach, der direkt auf dem Gelände in die Donau mündet. Die anderen Menschen auf dem Platz fahren mit dem Schlauchboot auf der Donau oder angeln.

Philosophieren auf dem Weg: Wenn Jesus nicht gestorben ist, wo lebt er denn dann heute?

Tübingen bis Neckarquelle

Leider haben wir seit Tagen nur eine schlappe Internetverbindung, sodass wir leider nur wenig Fotos posten können. Sorry!

Donnerstag, 12.7.2018

Tübingen – Horb, 38 km – gesamt 436 km
Heute haben wir mal so richtig ausgeschlafen und sind daher erst um 10:15 losgefahren.
Erster Stopp nach 10 km in Rottenburg. Toll, wenn der Mann sich gern an seine Radtour vor ca. 10 Jahren am Neckar an das beschauliche Rottenburg erinnert, dann verwundert auf dem Marktplatz steht, sich die Augen reibt und meint: „Oh, ich erinnere mich wohl eher an Rottweil.“ Trotzdem auch ein nettes Örtchen und das Cafe am Neckar reichte für einen anständigen Cafe Latte, einen Tee und ein Schokoladeneis. Ich verrat hier jetzt nicht, wer was geordert hatte.
In Rottenburg erlebten wir das große Kirchengeläut um 12 Uhr. Man merkt, dass der Ort katholisch geprägt ist. Alle Kirchen beteiligten sich am großen Angelusgeläut zu Mittag. Sehr beeindruckend.
Danach das immer enger werdende Neckartal hinauf. Langsam wird’s hügeliger. Aber zum Glück sind wir ja schon gut im Training, sodass uns die Steigungen noch nicht allzu viel ausmachen. Martin und Peter sind inzwischen auch so ein gutes Gespann, dass sie fast schneller die Steigungen hochkommen als ich.
In Horb liegt der Campingplatz gaaaanz oben. Nachdem wir im Ort im Tal ein unglaubliches KFZ Verkehrschaos hinter uns gelassen haben (soll noch mal jemand über Eschborn jammern, dies hier war um Klassen heftiger), waren wir stolz, als wir ohne Absteigen die Steigung bis zum Campingplatz geschafft haben. Angekommen reizte das Lädchen des Campingplatzes mit gut gekühltem Bier und Eistee. Eine prima Zelt-Aufbauhilfe.
Anschließend nochin den Swimmingpool des Platzes gehüpft. Prima!
Martin ist dreimal mit der Tube Rei losgezogen und hat gewaschen. Wenn sich aber auch ein so schöner Trockenbaum direkt hinterm Zelt befindet…

Abendessen mit Rotwein bei untergehender Sonne tat gut.

Beobachtungen während der Fahrt:
Toll, wie Martin und Peter über Fauna und Flora am Wegesrand philosophieren. Zwischendurch noch Exkurse zu Ninjagos von Peter. Manchmal bin ich ganz schön froh, wenn ich mich unauffällig ein wenig zurückfallen lassen kann. Ich hab aber genau hingeschaut: Martins Ohren sind noch nicht blutig. Da geht noch was.

 

Freitag, 13.7.2018
Horb – irgendwo vor Rottweil, 44 km – gesamt 480 km
Ab hier wird’s dann doch etwas hügeliger. Immer wieder mal kommt eine Steigung, die bewältigt werden will. Wir merken aber schon den Trainingseffekt. Während uns in Kelsterbach noch die Autobahnbrücke den Atem nahm, schalten wir jetzt einfach auf das kleinste Kettenblatt und strampeln stoisch die Steigungen hoch. Wie immer fange ich direkt an, wie eine alte Dampflok zu schnaufen. Wenn mein Arzt dies beim Belastungs-EKG hört, schaltet er es immer sofort panisch ab. Jedoch ist es meine Art, mich die Steigungen hochzukeuchen. Und bis jetzt habe ich es immer ohne Herzkasper geschafft.
In meinem Reiseführer stand, dass in Oberndorf die Mauser-Werke sind, die Langwaffen herstellen und die Lieferant fast aller Parteien in den beiden Weltkriegen war. Dazu gibt es ein Museum in Oberndorf. Als wir jedoch in den Ort reinrollen, fällt uns am Laternenpfahl die Werbung für das örtliche Freibad auf. Prima – die nächste Nacht steht kein Campingplatz zur Verfügung – und also auch keine Dusche. Die Entscheidung fällt leicht – wir fahren an dem Museum vorbei bis zum Schwimmbad. Ein kleines, aber feines Bad. Mit 50 m Becken, flachem Bereich, in dem verschiedene Schwimmmatten und Reifen herumschwimmen, Kleinkindbereich und 45m Rutsche. Auf die ist Peter nach dem letzten Schwimmbad natürlich besonders erpicht. Als er aber nach der ersten Rutschbahn mit dem Kopf untertaucht, ist mit diesem Vergnügen schnell Schluss und er geht lieber auf den Spielplatz. Dort befreundet er sich mit einem Jungen, mit dem er den Rest des Nachmittages auf dem Trockenen oder im flachen Wasser spielt. Dies hat er übrigens am Vorabend festgestellt: So lange wir auf der langen Tour sind, kann er sich auf Zeit mit anderen Kindern anfreunden. Und je eher er sich traut, sie anzusprechen, umso länger kann er mit ihnen spielen und Spaß haben.
Abends auf der Suche nach einem Schlafplatz eine Brücke gefunden. Direkt darunter das Zelt aufgebaut. Wer kann schon von sich behaupten, die Nacht unter einer Brücke geschlafen zu haben? Der Neckar fließt an unserem Schlafplatz vorbei und Peter und ich machen noch eine „Abenteuerwanderung“ durch den Neckar, der hier in etwa die Größe der Nidda hat.
Nach dem Abendessen auf der Wiese noch eine Portion „Nils Holgersson“ und schon ist Peter auf der Picknickdecke eingeschlafen und wird von uns ins Zelt getragen.

 

Samstag, 14.7.2018
irgendwo vor Rottweil – Villingen, 42 km – gesamt 522 km
Heute haben wir die 500 km Marke geknackt. Cool, 10 Tage unterwegs und schon so weit gekommen. Wir sind stolz auf uns. Nach dem Aufwachen, packen wir alles zusammen und fahren an einen sonnigen Platz zum Frühstücken. Viele Radler und Jogger kommen vorbei und grüßen freundlich.
Erste Tagesetappe: Rottweil. Dort erst mal ein großes Eis gegönnt. Immerhin haben wir dort schon 8 km und einige Steigungen hinter uns gebracht.
Nach Rottweil geht’s wieder etwas flacher bergauf. Sanft wiegt sich die Landschaft Richtung Neckarquelle hoch. Der Neckar wird naturgemäß immer kleiner, hat nur noch Westerbach-Format und fließt schließlich als Rinnsal durch Schwenningen.
Dort finden wir das Highlight unseres Tages: Die Neckarquelle. Im Gegensatz zu 2001, als Martin schon einmal allein hier war, präsentiert sich die Quelle sehr aufgehübscht in einem Park. Nebenan riesiger Wasserspielplatz und Biergarten. Ein Traum für verschwitzte Eltern mit energiegeladenem Kind. Während wir auf unseren ersten Etappensieg ein Bier trinken, tobt Peter auf dem Spielplatz herum.
Schließlich fahren wir noch bis Villingen hoch, wo wir einen hübschen Schlafplatz finden. Die Innenstadt nur kurz durchstreift. Die muss aber morgen noch mal ausgiebiger angeschaut werden. Das wird sich lohnen.

Bad Friedrichshall bis Tübingen

Montag, 9.7.2018
Bad Friedrichshall – Großingersheim, 54 km – gesamt 285 km
Toll, was so eine Strecke alles zu bieten hat:
Großbaustelle Autobahnbrücke, an der man die einzelnen Bauabschnitte eines Brückenbaus wunderbar studieren kann.
Entladung eines Kohle-Containerschiffes am Kohlekraftwerk mit Riesen-Kran, der auch noch hin- und herfährt.
Busdepot, in dem Busse rangieren.
Peters Berufswünsche wechseln alle 10 Minuten.
Langer Stopp in Lauffen. Drei Stunden Freibad waren angesagt. Toll, es gab warme Duschen und eine große Rutsche. Als Peter sich erst einmal getraut hat, mit Papa zu rutschen, wolle er gar nicht mehr aufhören.


Kurzer Stopp in Besigheim. Auch hier wieder romantische Fachwerkhaus-Stimmung. Der Schreibwarenladenist sehr empfehlenswert. Unglaublich netter Besitzer, der mir ein Stück Gewebeband auch schenken wollte. Mir und unseren Rädern war aber mehr nach einer ganzen Rolle, die ich ihm dann abgekauft habe.

Mein persönliches Lieblingsschild in Besigheim:


Übernachtung im Nacktschneckenparadies. Im Gegensatz zur vorherigen Nacht war ich froh, im Zelt zu liegen und nicht außerhalb. Allein beim Aufwachen morgens bevölkerten mindestens 15 Nacktschnecken mein Fahrrad und auch vor meiner Radlerhose schreckte eine besonders mutige nicht zurück.
Einziger Wermutstropfen: Das Bier, das wir zum Kühlen in den Bach gestellt hatten, wurde doch tatsächlich von einem der Hundespaziergänger geklaut. Das war ein trockener Abend…

Dienstag, 10.7.2018
Großingersheim – Altbach, 59 km – gesamt 344 km
Der Stuttgarter Raum ist noch immer kein Radlerparadies. Die Autoindustrie ist einfach vorherrschend. Der Neckarradweg ist jedoch fast durchgehend gut beschildert, teils auf abenteuerlicher Radwegeführung. Das Radeln auf der falschen Straßenseite kommt hier regelmäßig vor. Mit dem Nachteil dass man sich mit dem entgegenkommenden Radlern einen Bürgersteig teilen muss. Wenn wir aber trotzdem mal etwas unschlüssig auf dem Weg herumstanden, sprachen uns direkt ortskundige Radler an und wiesen uns den Weg. Wenigstens die Radler halten hier zusammen.
Trotz der etwas seltsam anmutenden Radbedingungen in Stuttgart ist der Zoo Wilhelma ein absolutes Highlight hier und liegt passenderweise direkt am Neckaruferweg. Der Zoo ist geschichtlich bedingt eine gelungene Symbiose von botanischem Garten und Tiergarten. Peters persönliches Highlight waren die Erdmännchen. Das sind einfach seine Lieblingstiere. Martin war das Schmetterlingshaus ganz wichtig. Ich war begeistert von den Faultieren. Gerade, als wir an ihrem Käfig vorbeikamen, wurden sie gefüttert. So aktiv habe ich diese Tiere noch nie gesehen. Gaaanz langsam ließen sie sich die Salatblätter von der Tierpflegerin anreichen. Besonders beeindruckend die Faultiermutter mit ihrem Jungen, das an ihrem Bauch hing. Ganz selbstverständlich hingen die Faultiere an ihren Hinterbeinen am Ast und aßen kopfüber.


Aus den geplanten zwei Stunden Zoobesuch wurden im Nu fünf, die sich aber absolut gelohnt haben.
Die Nacht verbrachten wir unter einer Starkstromleitung, in der Einflugschneise des Stuttgarter Flughafens, an der Bahnlinie, auf der wechselweise ratternde Güterzüge und rasende ICEs vorbeifuhren. Die Straße war natürlich auch nicht weit entfernt.
Dafür blieb die Rotweinflasche unser und es wurde ein vergnüglicher Abend.
Und um an dieses bezaubernde Plätzchen zu gelangen, haben wir unseren gesamten Tross incl. 10l Wassersack gefühlte 50 Höhenmeter den Berg hochgewuchtet.

Mittwoch, 11.7.2018
Altbach – Tübingen, 54 km – gesamt 398 km
Da hat’s uns doch glatt das erste Mal den Zeltabbau morgens verregnet. Na gut, dann eben das feuchte Zeug in die Packsäcke geworfen. Heute abend ist bestimmt wieder gutes Wetter und wir können alles trocknen lassen.
Und tatsächlich – im Lauf des Tages besserte sich das Wetter immer mehr, sodass wir auf dem Campingplatz in Tübingen das Zelt zum Trocknen (und zum Übernachten) aufbauen konnten.
Die Tour bis Tübingen verlief weitgehend ereignislos. Allein in Plochinen (also schon nach den ersten fünf Kilometern) war uns das Hundertwasserhaus Fotostopp wert.


Auf der Hälfte der Strecke Mittagsrast auf einem Spielplatz. Peter freut sich, dass er in Ruhe spielen kann, während wir einen Salat herstellen.

Der grüne Salat musste halt weg, denn wir planten in Tübingen mal die Sau rauszulassen und essen zu gehen. Na gut, die abgeraspelte Haut von meinem Zeigefinger muss wohl jemand von uns mitgegessen haben. Toll, dass ich mein Opinel vor der Tour noch geschärft habe. Der Schnitt war sauber und glatt und ließ sich mit einer Kompresse gut versorgen.
Schon am frühen Nachmittag kamen wir in Tübingen an. Zeit genug, um sich noch ein wenig durch die Altstadtgassen treiben zu lassen, bevor es dann in den Brauereigasthof Neckarmüller direkt am Neckar ging. Wir schlemmten, tranken alle möglichen Sorten Bier (sogar eine Hopfenlimo gab’s, die ich natürlich auch probieren musste) und ließen es uns gut gehen.


Für einen Wochenendtrip ist Tübingen wirklich zu empfehlen. Das Städtchen präsentiert sich wildromantisch mit lauter hübschen Eckchen, die zur Einkehr einladen. Die Shoppingfreudigen sollten Tübingen während der Ladenöffnungszeiten mit wohlgefülltem Geldbeutel und leeren Taschen erobern.

Also, wenn wir nicht „Overcross reisen“ (siehe Schild), dann weiß ich auch nicht…

Neckar Radweg at its best

Sonntag, 8.7.2018
Zwingenberg – Bad Friedrichshall, 50 km – gesamt 231 km
Der Neckar-Radweg zeigte sich heute von seiner vorteilhaftesten Seite. Strahlendes Wetter, Rückenwind und der Weg weitgehend sehr gut asphaltiert. Wir flogen geradezu am Neckar entlang.

Mittags fürstliches Mirabellen-Mahl.

Burg Guttenberg mit Falknerei. Toll, wir haben Geier und Adler gesehen. Und die Folterkammer im Burgmuseum incl. Geräusche. Gruselig. Der Burgfried war hoch und hat mit einem grandiosen Ausblick über den Neckar mit Sicht auf ca. drei weitere Burgen belohnt.

Bad Wimpfen mit Mittelalterflair. In der Eisdiele gab’s einen Berg voll Eis.

… und wieder was gelernt!

Samstag, 7.7.2018
Heidelberg – Zwingenberg, 44 km – gesamt 171 km
Und wieder was gelernt:
1. Für alle, die wie ich bis heute dachten, Heppenheim sei der südlichste Ort Hessens: Wir sind heute eines besseren belehrt worden. Am Ur-Baden-Württembergischen Fluss Neckar gibt es tatsächlich einen kleinen Zipfel, der zu Hessen gehört. Hirschhorn heißt dieser bezaubernde Flecken. Und schmückt sich auch noch mit einer prächtigen Burg.


2. Mit E-Bike-Fahrern können wir mit unseren gut 50 kg Gepäck tempomäßig absolut gut mithalten. Boa, was war ich stolz, als wir überholten.
3. Wenn Martins Kette sich beim Runterschalten mal wieder zwischen Ritzelpaket und Speichen unlösbar verklemmt, können wir das Problem recht einfach mit dem Ausbau des Hinterrades lösen. Ein herzliches Dankeschön dem Rennradler, der gerade im richtigen Moment vorbeikam.
4. Nachtkerzen blühen nur abends auf und zwar innerhalb von 10 Minuten. Spektakulär!

Was gabˋs heute noch? Schloss Zwingenberg (im Privatbesitz, daher nicht zu besichtigen) und die dahinter liegende Wolfsschlucht. Carl Maria Weber ließ sich hier zu seiner berühmten Wolfsschuchtszene im Freischütz inspirieren. Jawoll, jeder, der einigermaßen uninspirierten Musikunterricht in Gundschule oder Unterstufe genossen hat, wird sich erinnern. Im Gegensatz zu der Oper ist die Wolfsschlucht absolut sehenswert.
Und: Peter durfte auf einem Trecker mitfahren!

Die ersten zwei Tage

Donnerstag, 5.7.2018
Eschborn – Gernsheim, 63km  

Endlich trauen wir uns loszufahren:

Weitgehend ereignislose Fahrt, das spannendste war der Frankfurter Flughafen, an dem wir entlanggefahren sind und viele Flieger haben starten und landen sehen.
Nette Pause in Groß-Gerau am Bronzestandbild der Dreschflegel-Leute.

Zwischendurch immmer wieder nette Aussichten:

In Gernsheim im Edeka in der Kundentoilette mit Trinkwasser versorgt und etwas fürs Abendessen und Frühstück gekauft. Danach in den Wald gefahren und dort an einem lauschigen Plätzchen unser erstes Nachtlager aufgeschlagen.

Tolles Zelt, superleicht aufzubauen und viel Stauraum:

Freitag, 6.7.2018
Gernsheim – Heidelberg, 64km – gesamt 127km
Die Nacht war gemütlich, lauschig und unerwarteterweise trocken. Der Regen blieb aus.
Früh um sieben Uhr aufgestanden (noch schläft es sich nicht so tief auf der Isomatte im Zelt). Zelt abgebaut und gefrühstückt. Kaffee, Tee und Milch schmecken auch und vor allem im Wald wunderbar. Dazu Brötchen und Müsli. Mehr brauchtˋs doch auch nicht.
Um 9 Uhr abgefahren. Erster Stopp Lorsch.

Wunderhübsche Altstadt. Mittendrin das weltberühmte Kloster. Wir decken uns auf dem Markt mit Brot ein und fahren weiter.
Zweiter Stopp Viernheim. Hier ist Mittagspause angesagt. Direkt am Hauptplatz an der Kirche ist eine Metzgerei. Dort decken wir uns mit Wurst ein und machen gemütlich Picknick vor der Kirche. Ansonsten ist Viernheim ein eher unscheinbarer Ort. Nach der Mittagspause fahren wir flott weiter.
Der dritte Stopp ist in Ladenburg. Das Wetter ist so strahlend schön, dass wir hier noch eine Ladung Sonnencreme auftragen müssen. Ladenburg ist ein wunderschöner Ort, der vor allem in den letzten Jahren aufwändig und originalgetreu restauriert wird. Dies ist überall zu sehen. Sehr hübsch.
Endlich landen wir am Neckar und sausen nach Heidelberg. Obwohl Peter nach einem Eis jammert, bleiben wir 700 m vor der Altstadt am Neckarstrand hängen, wo ein toller Spielplatz mit Wasserspielanlage ist. Wir pausieren dort für eine Stunde und Peter planscht vergnügt im Wasser. Das Eis ist vorübergehend vergessen. Wir Eltern vergnügen uns mit einer Fitness-Schorle (ehrlich alkoholfrei!):


Endlich in der Altstadt von Heidelberg bleiben wir an einer Eisdiele hängen, die wirklich sehr gutes Eis verkaufen (falls mal jemand dorthin kommt „Gelato Go“). Die anderen gefühlt 15 Eisdielen ignorieren wir dann. Leider beginnt es zu regnen und wir verbringen zähneknirschend ne halbe Stunde in der Volksbankfiliale von Heidelberg. Dann aber noch flott weitere sehenswerte Plätze und Gassen abgeklappert und über die alte Brücke wieder auf die andere Neckarseite.


Langsam wird es Spätnachmittag. Wir versorgen uns noch in Ziegelhausen mit Proviant für heute Abend und morgen früh, wechseln dann wieder die Neckarseite und steuern den Campingplatz in Schlierbach an.
Ja, richtig gelesen: Campingplatz! Wir müssen ja nicht jede Nacht in der Wildnis verbringen. Und eine Dusche alle zwei Tage ist ja auch mal was feines. Der Campingplatz ist klein und ganz einfach. Aber die sanitären Anlagen sauber. Wir schlagen unser Zelt direkt am Neckarufer auf und genießen die untergehende Sonne.

Ersten Test (fast) bestanden

Das erste Testpacken hat prima geklappt. Dank unserer neuen riesengroßen Ortlieb-Taschen für die Gepäckträger, ist noch genügend Luft für Brötchen und weitere Kleinigkeiten, die mal flott übergangsweise untergebracht werden müssen.

Eine Proberunde durch unsere Straße war ebenfalls erfolgreich. Mein Fahrrad hat dank der Taschen am Vorderrad eine unglaubliche Straßenlage. Hauptsache, ich muss nicht um allzuviele enge Kurven fahren.

Peter war stolz, dass er seine Satteltaschen schon ganz allein einhängen kann.

Direkt nach der Testfahrt (sagenhafte 300 m!) musste Martin schon sein Fahrrad reparieren. Der Mantel des Hinterrades riss an einer Stelle auf. Also flott zum Fahrradhändler, neuen Mantel gekauft und aufgezogen. Toll, jetzt darf er mit einem brandneuen Mantel die Tour starten. Da kann doch eigentlich nichts mehr schief gehen.