Florenz

Sonntag, 23.9.2018
San Piero a Sieve – Florenz, 42 km, insgesamt 3342 km
Nächste Etappe durch den Apennin. Heute muss noch einmal ein 518m hoher Pass überwunden werden. Da wir uns aber noch auf gut 200 m befinden, dürfte das Ganze nicht ganz so happig werden. Außerdem hat Martin eine Strecke ausgesucht, die sanfter ansteigen soll als die Hauptstraße (SR302). Als wir 1,5 km saftig bergauf schieben müssen (bei ca. 18% Steigung) überdenken wir diese Alternative noch einmal. Doch nun ist es zu spät und schon eine knappe Dreiviertelstunde später haben wir auch diesen Knackpunkt geschafft. Der Rest der Strecke ist (als wir die SR302 erreicht haben) tatsächlich einigermaßen flach und vor allem sind wir im Gegensatz zu gestern bereits nach 10 km oben. Nun geht es sanft geschwungen runter. Wir folgen nicht weiter der SR302, sondern der SP54. Diese schmiegt sich sanft an den Hang und braust nicht allzu schnell ins Tal.

 

Die Toskana zeigt sich von ihrer besten Seite und hat sich wunderschön herausgeputzt. Wir gurken relativ langsam die Straße herunter, da jede Kurve neue und bezaubernde Ausblicke liefert. So radeln wir in das Dorf Fiesole hinein. Dort entdeckt Martin in einem Hinterhof eine Bar „Casa del Popolo“ mit einem riesigen Balkon, der einen wunderbaren Ausblick auf die Landschaft bietet. Wir kehren dort ein und verbringen die nächsten zwei Stunden dort und können gar nicht genug von dem Ausblick bekommen.

Weiter durchs Dorf findet auf dem Hauptplatz ein Bio-ökologischer Markt statt. Dort probieren wir uns durch einen Milch und Joghurtstand, erstehen Vollkornbrot und leckere Tomaten.

 

Um die nächste Kurve bietet sich der Blick auf Florenz. Ein großes Häusermeer, das von der Kuppel des Doms dominiert wird.

Martin navigiert uns durch die Straßen durch Florenz zum Campingplatz direkt am Ufer des Arno. Auf dem Weg kommen wir an einem brennenden Auto vorbei. Die Feuerwehr kommt und löscht den Brand. Peter ist tief beeindruckt und erzählt noch abends von dem Erlebnis.
Der Campingplatz „Camping in Town“ ist sehr edel, hat einen tollen Pool, Supermarkt und exzellente sanitäre Anlagen. Dafür nimmt er aber auch einen entsprechenden Preis und dies mit Florenz-Aufschlag. Für das Hostel in Ljublana haben wir nicht wesentlich mehr bezahlt. 40,50€ pro Nacht ist bisheriger Campingplatz-Rekord auf unserer Tour.

Montag, 24.9.2018
Florenz, 16 km, insgesamt 3358 km
Neben uns zelten zwei Neuseeländer. Sie sind auch auf Rädern unterwegs, haben ihre Tour in Rom begonnen und wollen weiter Richtung Norden.
Wir fahren den Arno entlang hinein nach Florenz. Die Gässchen, die Einbahnstraßen und der Verkehr in der Innenstadt sind eine Herausforderung. Schließlich erreichen wir den Treffpunkt der „free walking tour“, die es auch hier gibt, und machen die Stadtführung mit. Wir laufen von Santa Maria Novella zum Dom Santa Maria del Fiore und weiter über die Piazza della di Signoria bis zur Basilica di Santa Croce. Zwischendrin streifen wir den Wohnsitz der Familie Antinori: Dort gibt es tatsächlich eine (kostspielige) Weinbar.

 

Nach der Führung bestellen wir in einem netten Mini-Restaurant mit netter Bedienung die Spezialität von Florenz: Lampredotto (Labmagen) und Trippa (die anderen Mägen der Kuh). Trippa muss allerdings stundenlang kochen, bis es genießbar ist, und war noch nicht fertig. Stattdessen bekam Catrin eine Art Gulasch, was lecker war. Mein Lampredotto war, nun ja, interessant. Peter genießt Lasagne. Wir empfehlen das Restaurant gerne weiter: „Budellino“, Via del Neri 50/r.

Anschließend bummeln wir weiter durch die Innenstadt. Vor dem Dom ist eine viel zu lange Schlange, auch die anderen Kirchen kosten Eintritt (das wäre nicht so schlimm) und man muss ewig warten (das ist super lästig). Wir schauen abends im Internet nach, die Domkuppel ist frühestens in drei Tagen zu besichtigen und auch für die Uffizien kann man nicht „spontan“ am Folgetag eine Karte kaufen. Mit Peter ist die Besichtigung der Renaissance-Schätze sowieso eher unerquicklich.

Das Wetter war für heute eher regnerisch angesagt. Wir schleppen den ganzen Tag unsere Regenjacken durch Florenz, die wir glücklicherweise nicht brauchen. Jedoch wird es nachmittags extrem windig. Wir fühlen uns wie an der Nordsee, nur bei 25 Grad. Sehr angenehm. Lustiger Nebeneffekt: Es fliegen diverse Dinge durch die Straßen: Papierchen, Sonnenhüte und Schaufensterpuppen.
Auf dem Campingplatz ist ein Radlerpärchen aus Tübingen eingetroffen. Sie sind erst knapp drei Wochen unterwegs und haben den direkten Weg über den Reschenpass genommen. Die haben auch kein Kind dabei.
Tagsüber haben wir einen Platten an Peters Vorderrad entdeckt. Wo der herkommt, ist uns ein Rätsel, weil Peters Vorderrad meistens hochgebockt und gar nicht belastet ist. Tatsächlich finde ich ein Loch im Schlauch und flicke es.

Dienstag, 25.9.2018
Florenz, 11 km, insgesamt 3369 km
Diesmal lassen wir unsere Räder ein gutes Stück vor der Innenstadt stehen und laufen weiter. An der Kirche Santa Croce ist keine Schlange, wir nutzen die Gelegenheit.

 

In der Kirche sind die Gräber oder mindestens Gedenktafeln von vielen berühmten Italienern: Rossini, Michelangelo, Macchiavelli, Galileo, aber auch Marconi, dem Entdecker der drahtlosen Nachrichtenübermittlung per Funk. Am Grabmal von Michelangelos Familie wird ein Gemälde restauriert.

 

Wir sehen den Kreuzgang des ehemaligen Klosters, die Sakristei und weitere Kunstwerke im Museum. Innerhalb eines Ganges mit einer Aneinanderreihung von Grabtafeln entdecken wir die Tafel von Bartolomeo Cristofori, dem Erfinder des „Pianofortes“, des modernen Klavieres. Die Tafel ist unscheinbar und kaum zu entziffern, erst Wikipedia bestätigt uns: Ja, der Erfinder des Klaviers wurde tatsächlich hier begraben.

 

Interessant ist auch die Dokumentation des verheerenden Arno-Hochwassers von 1966, das viele Kunstschätze beschädigt hat und deren Restauration bis heute andauert.
Wir trinken einen Cappuccino, der selbst mir als Teetrinker ungewöhnlich gut schmeckt – Tipp: La Sostra dei Ciompi, Piazza dei Ciompi 28, neben der Loggia del Pesce. Später nochmals ins Budellino, wir essen hervorragende Schiacciate, eine Art belegte Brötchen, ziemlich lecker. Die Schlange am Dom ist immer noch zu lang, wir sehen uns stattdessen die Räume der ältesten Apotheke von Florenz an – in der immer noch viel an Touristen verkauft wird

– und den völlig untypischen Bahnhof S.M. Novella im Bauhaus-Stil. Quadratisch, nüchtern. Eher zufällig stolpern wir in die Kirche dei Santi Michele Gaetano, die zur Abwechselung eher barock ist. Der Innenraum ist aus dunklem Marmor, mit Wandteppichen geschmückt.

Schließlich noch die Medici-Führung von Free Walking Tours, die uns von der Grabkapelle der Medici über den Piazza della di Signoria, die Uffizien über die Ponte Veccio bis zum Piazza Pitti führt und in der wir weitere interessante Geschichten über Florenz und die Medici hören.

 

Mittwoch, 26.9.2018
Florenz – Figline Valdarno, 45 km, insgesamt 3414 km
Wir brechen auf zu unserem nächsten großen Etappenziel: Rom. Dazwischen liegen gut 300 Kilometer Straßen, Wege, Flüsschen, Berge und Hügel.
Heute radeln wir zunächst das Arnotal entlang. Leider gibt es keinen „Arno-Radweg“. So müssen wir immer wieder fernab vom Arno über Hügelchen und Berge kraxeln. Doch manchmal geht es auch direkt am Arno entlang, gern auch Schotterweg, aber immerhin flach.

Zum Campingplatz in Figline Valdarno geht es die letzten 2 Kilometer rauf in die Berge. Dafür geht es von der Rezeption zu den Stellplätzen steil bergab. Wir freuen uns schon auf das Hochwuchten der Räder morgen.
Der Campingplatz ist edel, mit Swimmingpoollandschaft, Disco, Klettergarten und allem möglichen ausgestattet. Die Rezeption hat ein Kinder-Computer-Spiel-Terminal. Die Bedienung des Touch-Screen gestaltet sich etwas hakelig, aber Peter ist für die nächsten 1,5 Stunden glücklich. Ansonsten nutzen wir außer dem Supermarkt herzlich wenig von der Infrastruktur des Platzes, da das meiste schon geschlossen ist und der Pool zu kalt.
Den ganzen Tag über war es extrem windig. Das hat das Radeln nicht gerade erleichtert. Auch auf die Stimmung drückt der ewige Wind. Abends weht es immer noch. Wir krabbeln gern früh ins Zelt und kuscheln uns in die Schlafsäcke.

 

 

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