Ravenna

Freitag, 14.9.2018
Punta Sabbioni – Sottomarina, 25 km, insgesamt 2963 km
Um die hässlichen Industrie- und Gewerbegebiete um Mestre herum zu umgehen, nehmen wir heute Richtung Chioggia lieber die Luftlinie, die aus den Inseln Lido de Venedig und Pellestrina besteht. Beides Inseln, die 10 km lang sind, dafür aber nur wenige hundert Meter breit.
Zum größten Teil gibt es dort einen ausgebauten Radweg. Die Eurovelo 8 führt hier auch entlang. Zwischen den Inseln verkehren Fähren. Spannend, dass zwischen Alberoni und Santa Maria del Mare eine Autofähre fährt, auf die auch der Linienbus incl. Passagiere fährt.

Es ist sehr dunstig, so dass wir die anderen Inseln nicht erkennen können. Von Pellestrina nach Chioggia wieder nur eine Personenfähre, die weitgehend leer ist. Mittags in Chioggia ist die Siesta voll im Gange und die Hauptstraße präsentiert sich in gähnender Leere. Ansonsten wirkt die Innenstadt wie Venedig, nur mit Autos. An der Drehbrücke nach Sottomarina ist ziemlich was los. Sie wird weggeschwenkt, dass zwei Schiffe durchfahren könen. Auf der Brücke der „Brücken-Steuermann“ und an den jeweiligen Straßenenden zwei Carabinieri, damit auch ja keiner während dieser Aktion auf die Brücke springt.

Am frühen Nachmittag kommen wir in Sottomarina an, wählen den letzten Campingplatz vor der großen Lagunenausfahrt und wundern uns über den leeren Strand und die zusammengeklappten Schirme. Blecherne Musik aus Lautsprechermasten und der große Spielplatz ohne ein einziges Kind verstärken den gespenstischen Eindruck. Die Nachsaison ist voll im Gange, der Campingplatz liegt auch in den letzten Zügen, hat nur noch eine Woche geöffnet, die Betreiber entsprechend lustlos. Ein paar Sainsoncamper graben ihre Wohnwagen aus und bauen die Vorzelte ab. Die Vorstellung, dass die gigantischen Sonnenschirmbatterien alle voll besetzt sein könnten, finden wir allerdings auch zum Fürchten.
Aber das Meer ist immer noch toll. Peter wühlt wieder im Sand und baut „Venedig“. Viele Sandhäufchen mit Wasser dazwischen.

 

Samstag, 15.9.2018
Sottomarina – Isola Albarella, 48 km, insgesamt 3011 km
In der Nacht stürmt es, ein Gewitter zieht auf und es plästert auf den sandigen Campingplatz. Wir haben unser Zelt glücklicherweise an einem windgeschützten Platz aufgestellt, nur an Peters Seite platschten die Tropfen so auf den Sand, dass alles bis ins Innenzelt hochspritzt und seine Seite ein wenig einfeuchtet. Morgens lässt der Regen nach. Peter kann nochmal am Strand spielen, dann machen wir uns auf den Weg. Auch hier gibt es einen Decathlon, in dem wir Peters zerfallende Sandalen ersetzen. Wir folgen weitgehend der Eurovelo 8. Ein Sträßchen führt etliche Kilometer durch das Podelta. Links Wasser, rechts Wasser mit Inselchen. Ein Paradies für Wasservögel. Gegenüber von Porto Levante soll lt. Google Maps ein Campingplatz sein, den es allerdings auf der Velomap (OSM) nicht gibt. Genaugenommen gibt es da nicht einmal Land, nur Wasser. Als wir dort ankommen, ist von Campingplatz weit und breit nichts zu sehen. Der nächste Platz wäre 33 km über die SS 309, auf der landschaftlich schönen Strecke eher 50 km weiter. Mit Hilfe von Google und nach einigen Telefonaten finden wir eine Frühstückspension auf der Isola Albarella wenige km weiter. Albarella enpuppt sich als ein abgesperrtes Edeldomizil. Man darf die Insel erst nach Anmeldung und Nachweis eines Übernachtungsplatzes betreten. Die Vermieterin hat uns entsprechend telefonisch angekündigt. Für Verwirrung sorgt, dass wir kein KFZ-Kennzeichen angeben können. Dafür wurden wir als „das sind die mit den Fahrrädern“ sofort bei der Anmeldung identifiziert.

Das Inselchen ist sauber wie geleckt, man bewegt sich auf Golfwägelchen voran und der breite Sandstrand ist vom feinsten. Wir haben den Eindruck, in den Kulissen der Truman-Show gelandet zu sein. Auch hier ist nicht mehr viel los nur der Mückengiftversprühwagen arbeitet noch fleißig. Die Vermieterin ist nett und wir wollen einen Strandtag einlegen, deswegen werden wir zwei Nächte bleiben.

 

Sonntag, 16.9.2018
Albarella, 13 km, insgesamt 3024 km
Frühstück gibt es erst ab 9 Uhr, daher lümmeln wir uns endlos lang in den Betten, lesen und hören IPod. Nach dem Frühstück ganz gemächlich an den riesigen Strand. Sand wühlen, Wasser planschen, Schatten suchen, picknicken.

Mittags schwingen wir uns auf die Fahrräder uns machen uns auf zu einer Inselumrundung. Am nördlichsten Zipfel der Insel können wir quasi auf das nächste Eiland (Halbinsel Rosolina Mare) rüberspucken, doch eine Fährverbindung gibt es nicht. Albarella könnte ja von unlegitimierten Menschen überrollt werden.

Nach 10 km kommen wir am Spielplatz mit Vogelvoliere im Zentrum der Insel an. Peter schaut und spielt vergnügt. Danach ins Eiscafe. Wir treffen unsere Zimmernachbarn dort und plaudern angeregt. So geht der Nachmittag vorbei.
Abends noch Pizzeria. Auch dort treffen wir unsere Zimmernachbarn wieder. Die Insel ist also überschaubar.

Montag, 17.9.2018
Albarella – Bosco Mesola, 55 km, insgesamt 3079 km
Wir brechen aus dem „Urlaubsparadies“ auf und setzen mit der Fähre über den Po di Levante nach Porto Levante über. Was sich jetzt so leicht anhört, gestaltet sich etwas kompliziert. Schon vor dem Frühstück kontaktiert unsere freundliche Vermieterin den Fährmann und informiert ihn, dass wir um 10 Uhr kommen werden und er uns übersetzen kann. Als wir um 10 Uhr am Anleger stehen, kommt zunächst ein Schlauchboot an. Wir sind leicht entsetzt. Aber das holt nur jemand anderen ab, der da auch steht. Ansonsten ist da – nichts. Wir rufen wieder den Fährmann an und er sagt: „Uno Momento!“ Kurz später sehen wir, wie eine kleine Fähre sich vom gegenüberliegenden Ufer entfernt und auf uns zufährt. Genaugenommen wirkt sie wie zwei Ruderboote, auf die ein großes Brett mit Reling geschraubt ist, auf dem wir nun stehen und uns rüberfahren lassen. Ein tolles Abenteuer. Vermutlich kam der letzte Fahrgast vor Wochen vorbei.

Wir fahren durch das Podelta. Überall um uns schwimmen, waten, fliegen Vögel. Wahrscheinlich ein großer Artenreichtum. Leider können wir nur Reiher und Kormorane bestimmen. Alles andere sind in unseren Augen nur „Möwen“. Einmal fliegen (glaub ich) 6 Flamingos flach über uns hinweg. Nach 30 km überqueren wir einen wirklich breiten Fluss. Dies ist wohl der Haupt-Po, der „Po di Venezia“. Später überqueren wir noch weitere Po’s.

In Ca‘ Tiepolo Pause in einer Bar. Alles herrlich verschlafen hier. Wir teilen uns die Tischchen mit 3 bis 5 Einheimischen.
In Bosco Mesola ist im Navi ein Campingplatzsymbol verzeichnet. Es entpuppt sich als Stellplatz, der zur Zeit nicht wirklich bewirtschaftet scheint. Aber das Tor steht offen, die sanitären Anlagen und die Steckdosen dort funktionieren. Wir stellen unser Zelt auf und sind zufrieden mit der vorhandenen Infrastruktur. Spät am Nachmittag erscheint tatsächlich jemand und kassiert 10€ für die Nacht. Mücken sind gratis. Wir haben den Platz für uns alleine.

 

Dienstag, 18.9.2018
Bosco Mesola – Ravenna, 76 km, insgesamt 3155 km
Wir finden eine Radwegbeschilderung FE30 nach Ravenna, der wir folgen. Es geht durch Pinienwäldchen an der Küste entlang, teilweise schmale Sandwege.

Dann kommen wir durch diverse Lido-de-irgendwas. Vor vielen Geschäften sind die Rolläden geschlossen, Ferienwohnungen wirken verwaist. Wir haben ein wenig das Gefühl, durch Geisterstädte zu fahren. Bei bestem Sommerwetter ohne Regen scheint kein Mensch mehr an der Adria Urlaub machen zu wollen. Schließlich müssen wir mangels Alternativen ein paar Kilometer auf der SS309 fahren. Das ist recht unangenehm, weil laufend schwere LKW an uns vorüberrauschen. Es scheint sich um eine Hauptverkehrsachse zu handeln.

 

Immerhin gibt es einen schmalen Seitenstreifen. Später können wir wieder an der Küste entlangfahren, vorbei an einigen geschlossenen Campingplätzen und Feriensiedlungen. Nach Ravenna herein kommen wir erst durch ein Industriehafengebiet und weiter durch fette Gewerbegebiete mit entsprechendem Verkehr. Schließlich landen wir auf dem Bio Agritourismo in Classe nahe bei Ravenna (bio-camping.it). Freundliche Begrüßung, schöner kleiner Platz, sogar ein Pool ist da, das frische Gemüse aus dem eigenen Garten wird für kleines Geld verkauft.

Mittwoch, 19.9.2018
Ravenna, 18 km
Ravenna ist berühmt für seine frühchristlichen Kirchen, die mit Mosaiken geschmückt sind. Davon schauen wir uns einige an. Außerdem hat Dante hier seine göttliche Kommödie geschrieben und sein Grab ist hier zu sehen. Lord Byron war übrigens auch hier, aber danach. Wir bestaunen die Mosaiken aus einer Zeit, in der die Germanen noch auf den Bäumen gehaust haben.

 

Zum Abschluss noch zur Basilika Sant Apollinare in Classe in der Nähe von unserem Campingplatz. Der werden im Baedeker immerhin 4 Seiten gewidmet, muss also toll sein. Die Kirche ist aus dem 6. Jhd., der Turm aus dem 11. Ich würde nur gerne wissen, was tatsächlich original aus der Zeit ist und was in späteren Jahrhunderten ersetzt, verändert oder umgebaut wurde.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.