Bad Friedrichshall bis Tübingen

Montag, 9.7.2018
Bad Friedrichshall – Großingersheim, 54 km – gesamt 285 km
Toll, was so eine Strecke alles zu bieten hat:
Großbaustelle Autobahnbrücke, an der man die einzelnen Bauabschnitte eines Brückenbaus wunderbar studieren kann.
Entladung eines Kohle-Containerschiffes am Kohlekraftwerk mit Riesen-Kran, der auch noch hin- und herfährt.
Busdepot, in dem Busse rangieren.
Peters Berufswünsche wechseln alle 10 Minuten.
Langer Stopp in Lauffen. Drei Stunden Freibad waren angesagt. Toll, es gab warme Duschen und eine große Rutsche. Als Peter sich erst einmal getraut hat, mit Papa zu rutschen, wolle er gar nicht mehr aufhören.


Kurzer Stopp in Besigheim. Auch hier wieder romantische Fachwerkhaus-Stimmung. Der Schreibwarenladenist sehr empfehlenswert. Unglaublich netter Besitzer, der mir ein Stück Gewebeband auch schenken wollte. Mir und unseren Rädern war aber mehr nach einer ganzen Rolle, die ich ihm dann abgekauft habe.

Mein persönliches Lieblingsschild in Besigheim:


Übernachtung im Nacktschneckenparadies. Im Gegensatz zur vorherigen Nacht war ich froh, im Zelt zu liegen und nicht außerhalb. Allein beim Aufwachen morgens bevölkerten mindestens 15 Nacktschnecken mein Fahrrad und auch vor meiner Radlerhose schreckte eine besonders mutige nicht zurück.
Einziger Wermutstropfen: Das Bier, das wir zum Kühlen in den Bach gestellt hatten, wurde doch tatsächlich von einem der Hundespaziergänger geklaut. Das war ein trockener Abend…

Dienstag, 10.7.2018
Großingersheim – Altbach, 59 km – gesamt 344 km
Der Stuttgarter Raum ist noch immer kein Radlerparadies. Die Autoindustrie ist einfach vorherrschend. Der Neckarradweg ist jedoch fast durchgehend gut beschildert, teils auf abenteuerlicher Radwegeführung. Das Radeln auf der falschen Straßenseite kommt hier regelmäßig vor. Mit dem Nachteil dass man sich mit dem entgegenkommenden Radlern einen Bürgersteig teilen muss. Wenn wir aber trotzdem mal etwas unschlüssig auf dem Weg herumstanden, sprachen uns direkt ortskundige Radler an und wiesen uns den Weg. Wenigstens die Radler halten hier zusammen.
Trotz der etwas seltsam anmutenden Radbedingungen in Stuttgart ist der Zoo Wilhelma ein absolutes Highlight hier und liegt passenderweise direkt am Neckaruferweg. Der Zoo ist geschichtlich bedingt eine gelungene Symbiose von botanischem Garten und Tiergarten. Peters persönliches Highlight waren die Erdmännchen. Das sind einfach seine Lieblingstiere. Martin war das Schmetterlingshaus ganz wichtig. Ich war begeistert von den Faultieren. Gerade, als wir an ihrem Käfig vorbeikamen, wurden sie gefüttert. So aktiv habe ich diese Tiere noch nie gesehen. Gaaanz langsam ließen sie sich die Salatblätter von der Tierpflegerin anreichen. Besonders beeindruckend die Faultiermutter mit ihrem Jungen, das an ihrem Bauch hing. Ganz selbstverständlich hingen die Faultiere an ihren Hinterbeinen am Ast und aßen kopfüber.


Aus den geplanten zwei Stunden Zoobesuch wurden im Nu fünf, die sich aber absolut gelohnt haben.
Die Nacht verbrachten wir unter einer Starkstromleitung, in der Einflugschneise des Stuttgarter Flughafens, an der Bahnlinie, auf der wechselweise ratternde Güterzüge und rasende ICEs vorbeifuhren. Die Straße war natürlich auch nicht weit entfernt.
Dafür blieb die Rotweinflasche unser und es wurde ein vergnüglicher Abend.
Und um an dieses bezaubernde Plätzchen zu gelangen, haben wir unseren gesamten Tross incl. 10l Wassersack gefühlte 50 Höhenmeter den Berg hochgewuchtet.

Mittwoch, 11.7.2018
Altbach – Tübingen, 54 km – gesamt 398 km
Da hat’s uns doch glatt das erste Mal den Zeltabbau morgens verregnet. Na gut, dann eben das feuchte Zeug in die Packsäcke geworfen. Heute abend ist bestimmt wieder gutes Wetter und wir können alles trocknen lassen.
Und tatsächlich – im Lauf des Tages besserte sich das Wetter immer mehr, sodass wir auf dem Campingplatz in Tübingen das Zelt zum Trocknen (und zum Übernachten) aufbauen konnten.
Die Tour bis Tübingen verlief weitgehend ereignislos. Allein in Plochinen (also schon nach den ersten fünf Kilometern) war uns das Hundertwasserhaus Fotostopp wert.


Auf der Hälfte der Strecke Mittagsrast auf einem Spielplatz. Peter freut sich, dass er in Ruhe spielen kann, während wir einen Salat herstellen.

Der grüne Salat musste halt weg, denn wir planten in Tübingen mal die Sau rauszulassen und essen zu gehen. Na gut, die abgeraspelte Haut von meinem Zeigefinger muss wohl jemand von uns mitgegessen haben. Toll, dass ich mein Opinel vor der Tour noch geschärft habe. Der Schnitt war sauber und glatt und ließ sich mit einer Kompresse gut versorgen.
Schon am frühen Nachmittag kamen wir in Tübingen an. Zeit genug, um sich noch ein wenig durch die Altstadtgassen treiben zu lassen, bevor es dann in den Brauereigasthof Neckarmüller direkt am Neckar ging. Wir schlemmten, tranken alle möglichen Sorten Bier (sogar eine Hopfenlimo gab’s, die ich natürlich auch probieren musste) und ließen es uns gut gehen.


Für einen Wochenendtrip ist Tübingen wirklich zu empfehlen. Das Städtchen präsentiert sich wildromantisch mit lauter hübschen Eckchen, die zur Einkehr einladen. Die Shoppingfreudigen sollten Tübingen während der Ladenöffnungszeiten mit wohlgefülltem Geldbeutel und leeren Taschen erobern.

Also, wenn wir nicht „Overcross reisen“ (siehe Schild), dann weiß ich auch nicht…

Neckar Radweg at its best

Sonntag, 8.7.2018
Zwingenberg – Bad Friedrichshall, 50 km – gesamt 231 km
Der Neckar-Radweg zeigte sich heute von seiner vorteilhaftesten Seite. Strahlendes Wetter, Rückenwind und der Weg weitgehend sehr gut asphaltiert. Wir flogen geradezu am Neckar entlang.

Mittags fürstliches Mirabellen-Mahl.

Burg Guttenberg mit Falknerei. Toll, wir haben Geier und Adler gesehen. Und die Folterkammer im Burgmuseum incl. Geräusche. Gruselig. Der Burgfried war hoch und hat mit einem grandiosen Ausblick über den Neckar mit Sicht auf ca. drei weitere Burgen belohnt.

Bad Wimpfen mit Mittelalterflair. In der Eisdiele gab’s einen Berg voll Eis.

… und wieder was gelernt!

Samstag, 7.7.2018
Heidelberg – Zwingenberg, 44 km – gesamt 171 km
Und wieder was gelernt:
1. Für alle, die wie ich bis heute dachten, Heppenheim sei der südlichste Ort Hessens: Wir sind heute eines besseren belehrt worden. Am Ur-Baden-Württembergischen Fluss Neckar gibt es tatsächlich einen kleinen Zipfel, der zu Hessen gehört. Hirschhorn heißt dieser bezaubernde Flecken. Und schmückt sich auch noch mit einer prächtigen Burg.


2. Mit E-Bike-Fahrern können wir mit unseren gut 50 kg Gepäck tempomäßig absolut gut mithalten. Boa, was war ich stolz, als wir überholten.
3. Wenn Martins Kette sich beim Runterschalten mal wieder zwischen Ritzelpaket und Speichen unlösbar verklemmt, können wir das Problem recht einfach mit dem Ausbau des Hinterrades lösen. Ein herzliches Dankeschön dem Rennradler, der gerade im richtigen Moment vorbeikam.
4. Nachtkerzen blühen nur abends auf und zwar innerhalb von 10 Minuten. Spektakulär!

Was gabˋs heute noch? Schloss Zwingenberg (im Privatbesitz, daher nicht zu besichtigen) und die dahinter liegende Wolfsschlucht. Carl Maria Weber ließ sich hier zu seiner berühmten Wolfsschuchtszene im Freischütz inspirieren. Jawoll, jeder, der einigermaßen uninspirierten Musikunterricht in Gundschule oder Unterstufe genossen hat, wird sich erinnern. Im Gegensatz zu der Oper ist die Wolfsschlucht absolut sehenswert.
Und: Peter durfte auf einem Trecker mitfahren!

Die ersten zwei Tage

Donnerstag, 5.7.2018
Eschborn – Gernsheim, 63km  

Endlich trauen wir uns loszufahren:

Weitgehend ereignislose Fahrt, das spannendste war der Frankfurter Flughafen, an dem wir entlanggefahren sind und viele Flieger haben starten und landen sehen.
Nette Pause in Groß-Gerau am Bronzestandbild der Dreschflegel-Leute.

Zwischendurch immmer wieder nette Aussichten:

In Gernsheim im Edeka in der Kundentoilette mit Trinkwasser versorgt und etwas fürs Abendessen und Frühstück gekauft. Danach in den Wald gefahren und dort an einem lauschigen Plätzchen unser erstes Nachtlager aufgeschlagen.

Tolles Zelt, superleicht aufzubauen und viel Stauraum:

Freitag, 6.7.2018
Gernsheim – Heidelberg, 64km – gesamt 127km
Die Nacht war gemütlich, lauschig und unerwarteterweise trocken. Der Regen blieb aus.
Früh um sieben Uhr aufgestanden (noch schläft es sich nicht so tief auf der Isomatte im Zelt). Zelt abgebaut und gefrühstückt. Kaffee, Tee und Milch schmecken auch und vor allem im Wald wunderbar. Dazu Brötchen und Müsli. Mehr brauchtˋs doch auch nicht.
Um 9 Uhr abgefahren. Erster Stopp Lorsch.

Wunderhübsche Altstadt. Mittendrin das weltberühmte Kloster. Wir decken uns auf dem Markt mit Brot ein und fahren weiter.
Zweiter Stopp Viernheim. Hier ist Mittagspause angesagt. Direkt am Hauptplatz an der Kirche ist eine Metzgerei. Dort decken wir uns mit Wurst ein und machen gemütlich Picknick vor der Kirche. Ansonsten ist Viernheim ein eher unscheinbarer Ort. Nach der Mittagspause fahren wir flott weiter.
Der dritte Stopp ist in Ladenburg. Das Wetter ist so strahlend schön, dass wir hier noch eine Ladung Sonnencreme auftragen müssen. Ladenburg ist ein wunderschöner Ort, der vor allem in den letzten Jahren aufwändig und originalgetreu restauriert wird. Dies ist überall zu sehen. Sehr hübsch.
Endlich landen wir am Neckar und sausen nach Heidelberg. Obwohl Peter nach einem Eis jammert, bleiben wir 700 m vor der Altstadt am Neckarstrand hängen, wo ein toller Spielplatz mit Wasserspielanlage ist. Wir pausieren dort für eine Stunde und Peter planscht vergnügt im Wasser. Das Eis ist vorübergehend vergessen. Wir Eltern vergnügen uns mit einer Fitness-Schorle (ehrlich alkoholfrei!):


Endlich in der Altstadt von Heidelberg bleiben wir an einer Eisdiele hängen, die wirklich sehr gutes Eis verkaufen (falls mal jemand dorthin kommt „Gelato Go“). Die anderen gefühlt 15 Eisdielen ignorieren wir dann. Leider beginnt es zu regnen und wir verbringen zähneknirschend ne halbe Stunde in der Volksbankfiliale von Heidelberg. Dann aber noch flott weitere sehenswerte Plätze und Gassen abgeklappert und über die alte Brücke wieder auf die andere Neckarseite.


Langsam wird es Spätnachmittag. Wir versorgen uns noch in Ziegelhausen mit Proviant für heute Abend und morgen früh, wechseln dann wieder die Neckarseite und steuern den Campingplatz in Schlierbach an.
Ja, richtig gelesen: Campingplatz! Wir müssen ja nicht jede Nacht in der Wildnis verbringen. Und eine Dusche alle zwei Tage ist ja auch mal was feines. Der Campingplatz ist klein und ganz einfach. Aber die sanitären Anlagen sauber. Wir schlagen unser Zelt direkt am Neckarufer auf und genießen die untergehende Sonne.

Ersten Test (fast) bestanden

Das erste Testpacken hat prima geklappt. Dank unserer neuen riesengroßen Ortlieb-Taschen für die Gepäckträger, ist noch genügend Luft für Brötchen und weitere Kleinigkeiten, die mal flott übergangsweise untergebracht werden müssen.

Eine Proberunde durch unsere Straße war ebenfalls erfolgreich. Mein Fahrrad hat dank der Taschen am Vorderrad eine unglaubliche Straßenlage. Hauptsache, ich muss nicht um allzuviele enge Kurven fahren.

Peter war stolz, dass er seine Satteltaschen schon ganz allein einhängen kann.

Direkt nach der Testfahrt (sagenhafte 300 m!) musste Martin schon sein Fahrrad reparieren. Der Mantel des Hinterrades riss an einer Stelle auf. Also flott zum Fahrradhändler, neuen Mantel gekauft und aufgezogen. Toll, jetzt darf er mit einem brandneuen Mantel die Tour starten. Da kann doch eigentlich nichts mehr schief gehen.