Sizilien Ostküste

Montag, 29.10.2018
Messina – Catania, 13 km, insgesamt 4650 km
Zunächst wollen wir Richtung Süden die Touristenziele an der Ostküste Siziliens ansehen. Auf dem Weg haben wir sogar drei Campingplätze gefunden, die geöffnet haben. Allerdings ist für die nächsten Tage immer wieder Regen angesagt. Deswegen werfen wir unsere Planung gleich wieder um, buchen für drei Tage ein Appartement in Catania und fahren mit der Bahn dahin. Also morgens erstmal wieder zurück zum Bahnhof nach Messina. Wir sind früh dran und dürfen deswegen den Berufsverkehr erleben. Kein Vergleich zum gestrigen Sonntag! Beeindruckend sind die Autostaus rund um die Schulen, wo besonders die kleinen Bambini von den besorgten Eltern sicher bis aufs Schulgelände geleitet werden, während die Autos kreuz und quer unmittelbar davor abgestellt werden. Selbstverständlich trägt kein Kind seinen Ranzen selbst. Das erledigen die Eltern. Der Wind weht in starken Böen (diesmal von hinten). Vom Zug aus sehen wir das graue Meer in großen, gischtschäumenden Brechern ans Ufer branden.
Die Radmitnahme im Zug ist auf Sizilien praktischerweise gratis. Allerdings muss uns die Zugbegleiterin dafür noch drei Gratis-Tickets ausstellen …
Catania hat einen Dom St. Agatha, einen Domplatz, auf dem ein Elefant aus schwarzem Lavagestein einen hellen Obelisken trägt, viele andere Plätze, und sieht ansonsten so aus, wie man sich eine sizilianische Stadt vorstellt.

Unser Vermieter (Appartement „Lettoecornetto Casavacanze“) lädt uns erstmal auf einen Espresso ein und befragt uns nach dem woher und wohin. Er versorgt uns mit einem Stadtplan und zeigt uns auf dem Plan die interessanten Punkte. Befreit von den Rädern laufen wir anschließend durch die Stadt, besuchen das Castello mit Museum und trinken einen Aperitivo.

Zwischendurch werden wir immer wieder von den tiefhängenden Wolken beregnet. Eigentlich ist es typisches Novemberwetter: Windig, grau und nass. Was nicht dazu passt, sind die Temperaturen von bestimmt mehr als 20 Grad und unsere dünnen T-Shirts.
Den Ätna haben wir bisher übrigens noch kein einziges Mal gesehen. Nur Wolken.

Dienstag, 30.10.2018
Catania und Syracus
In Catania besuchen wir morgens den Markt. Schweinehälften, Lammteile, Rinderfüße, diverse Innereien, Käse, Wurst, Gemüse und viel aus dem Meer – Muscheln, Tintenfische, Garnelen, Krabben, kleine, große und sehr große Fische. Besonders imposant sind die Schwertfische, die scheibchenweise verkauft werden. Nirgendwo irgendwelche Ökosiegel zu sehen, die arterhaltende Fischerei garantieren sollen. Der Markt ist klein und wirkt einfach nur – normal. Nix Touristen und so’n Gedöns.

Anschließend gehen wir ins griechisch-römische Theater. Mitten zwischen den Häusern sind die Reste des ehemals griechischen Theaters erhalten, wo wir durch überraschend viele Gänge streifen und allerlei kleine Ausstellungen sehen. Die Beschriftungen sind praktischerweise auch auf Englisch.


Dann fahren wir mit der Bahn nach Syrakus. Der interessante Teil der Stadt liegt auf einem Inselchen, quasi wie Lindau. Im Gegensatz zu Lindau ist Syrakus eine griechische Gründung. Der Dom Santa Lucia ist ein ehemaliger griechischer Tempel, und man sieht es ihm an: Die dorischen Säulen sind in den Seitenwänden nach wie vor deutlich sichtbar. Die spätere Barockisierung kommt nur mühsam dagegen an.
Später laufen wir zum archäologischen Park – aber die Aussicht auf einen griechischen Steinbruch und noch ein Theater kann uns diesmal nicht verlocken. Deswegen sparen wir uns die Besichtigung. Auf der Rückfahrt im Zug sitzt hinter uns das gleiche Pärchen wie auf der Hinfahrt.


Es ist ein wunderbar sonniger Tag, leider sagt der Wetterbericht für die nächsten Tage erneut viel Regen an.
Abends lesen wir im Web, dass gestern in Italien von den Alpen bis herab nach Neapel heftigste Unwetter gewütet haben. Da sind wir in Catania glimpflich davongekommen.

Mittwoch, 31.10.2018
Catania und Ätna
Wir haben eine Tour auf den Ätna gebucht. Das hätten wir zwar lieber gestern bei gutem Wetter gemacht, aber auf diese Idee waren schon zu viele andere gekommen. Wir werden mit dem Auto morgens an unserer Unterkunft abgeholt. Der Fahrer Christian ist in Paderborn aufgewachsen, spricht dementsprechend gut Deutsch und wird unser Reisebegleiter sein. Unterwegs nehmen wir noch eine Familie mit einem Sohn mit, der nur wenig älter als Peter ist. Fein, da hat er Gesellschaft. Von einem Sammelpunkt fahren eine Reihe von Geländewagen auf den Ätna.

Wir überqueren Lavaströme der vergangenen Ausbrüche, der Ätna spuckt alle paar Jahre Lava aus. Diese fließt schön langsam und muss eher wie eine vorwärtsdrängende, langsame, heiße Steinlawine aussehen. Das erlaubt viel längere Vorwarnzeiten als bei lange ruhenden Vulkanen wie dem Vesuv, der irgendwann explosionsartig ausbricht und die nächsten Siedlungen unter pyroklastischen Strömen begräbt. Die ehemaligen Einwohner von Pompei und Herkulaneum könnten das bestätigen, wenn sie es noch könnten.
An einer Stelle stoppte ein Lavastrom in den 70er Jahren genau vor einem Kapellchen am Weg. Man sieht noch den erkalteten Basalt in der eingedrückten Wand. Ein Wunder!

Mit den Geländewagen fahren wir ein paar Rumpelwege „off road“, um die Tour aufzupeppen. Danach steigen wir in eine natürliche Lavahöhle, die früher im Winter zur Eiserzeugung und -lagerung genutzt wurde. Später wandern wir eine Stunde um den Sartorius-Nebenkrater herum, wo es immerhin den Schlund einer Fumerole zu sehen gibt. Leider regnet es mittlerweile kräftig und hier oben ist es zudem kalt und windig.

Wenig später sind unsere Hosen und Schuhe völlig durchnässt. Auf dem weiteren Weg sehen wir noch, wie ein Lavastrom von 2003 – dem letzten größeren Ausbruch – die damalige Straße begraben hat.

Die Vegetation ist hier tatsächlich herbstlich bunt. Die Birken am Ätna bilden eine eigene Art, wachsen in mehreren verzweigten Stämmen und wirken weißer als die uns bekannten Birken.

Abschluss der Tour ist in einem Restaurant am Fuße des Ätna-Skigebietes. Die Pistenraupen unter den Pinien wirken etwas seltsam.
Nach einer länglichen Rückfahrt mit nasser Hose werden wir am Nachmittag wieder an unserer Unterkunft abgesetzt. Nachdem die Turnschuhe trocken gefönt sind, gehen wir essen: Die Küche von Catania ist u.a. für Pferdefleisch bekannt. Ein ebensolches Kotelett bestelle ich (Martin). Nach unseren bisherigen Restauranterfahrungen erwarten wir bei den kleinen Preisen auch kleine Portionen und bestellen großzügig mit Vorspeise, Beilagen und Salat. Überraschenderweise sind die Portionen groß und wir schaffen längst nicht alles.
In der Nacht rauscht der Regen weiter.

 

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