Montag, 23.7.2018
Ingolstadt – Herrnsaal (bei Kelheim), 59 km – gesamt 979 km
Wir bekommen ein wundervolles Früstück bei Albert und brechen mit ihm gemeinsam auf. Auf seinem Weg zur Arbeit begleitet er uns noch 5 km. Da wir weder Zelt noch Schlafsäcke zusammenräumen müssen, sind wir morgens sehr früh dran und haben um 10:15 schon die ersten 20 km hinter uns gebracht.
Als wir in einem verschlafenen Nest eine ältere Dame nach dem Weg zum Edeka fragen, fragt sie zurück:“Ja mei, fahrt’s ihr des alles mit’m Radl?“ Als wir bejahen, kommt es ungläubig:“Und des macht Spaß?“ Also wir finden es schon – andere vielleicht eher nicht. Viele jedoch, die unseren Tross auf dem Weg sehen, winken uns zu, recken den Daumen nach oben oder sprechen uns auch an. Die meisten würden – so glauben wir – gern mitfahren.
Der Tag heute verspricht schön und bierselig zu werden. Kloster Weltenburg und die Schneider-Brauerei in Kelheim stehen auf dem Programm.
Mittags trudeln wir in Kelheim ein. Zunächst Klosterkirche besichtigt und die heraushängenden Beinchen der Engel bestaunt. Dann Weltenburger Bier bestellt.
Peter möchte gern am Kieselstrand spielen. Das ganze geht so lange gut, bis ein Regenguss uns wieder in den Biergarten unter einen Sonnen- bzw. in diesem Fall Regenschirm treibt. Na gut, dann wird eben noch ein weiteres Bier bestellt und das Kind mit einer Brez’n ruhiggestellt. Der Regen hört schnell auf und kurz darauf legt schon das Schiff nach Kelheim ab. Wir sind froh, dass wir damit fahren können. Aufgrund der dauerhaften Trockenheit all die Wochen vorher war der Wasserstand so tief, dass die Schifffahrt das ganze Wochenende über lahmgelegt war. Aber „zum Glück“ war das Wochenende ja verregnet und so hatte sich der Wasserstand genügend erholt und die Schiffe fuhren wieder. Staunend fahren wir bei strahlendem Sonnenschein durch den Donaudurchbruch und denken über die gewaltige Macht des Wassers nach. Peter freut sich, dass er endlich mal vom Rad auf ein Schiff umsteigen kann.
In Kelheim führt uns der Weg vom Schiff direkt zum Biergarten der Schneider Brauerei, der uns noch gut von unserer Altmühltour 2001 in Erinnerung geblieben ist. Der Wind frischt auf, dunkle Regenwolken ziehen auf – und siehe da: Kaum betreten wir den Biergarten, klatschen auch schon dicke Regentropfen auf’s Pflaster. Macht aber zum zweiten Mal an diesem Tag nix, denn wir setzen uns einfach rein und schauen dem prasselnden Regen vom Trockenen aus zu.
Und weil’s so gesellig ist und das Bier so gut schmeckt, bestellen wir uns gleich noch ein Abendessen dazu.
Irgendwann ist das Wetter wieder schön, die Straße trocken und wir fahren die letzten 10 km nach Herrnsaal zum nächsten Campingplatz.
Straße ist zwar trocken, jedoch sind auf dem sandigen Weg auf dem Damm einige Pfützen, die uns und die Räder ordentlich einsauen. Aber beim Zeltaufbau ist der komplette Tascheninhalt trocken und von außen kann man ja die Taschen und uns abwischen.
Im übrigen nennt Peter unsere Art des Reisens „Zelthangeln“. Sehr passend!
Dienstag, 24.7.2018
Herrnsaal – Neutraubling, 44 km – gesamt 1023 km
Unglaublich, irgendwo vor Regensburg müssen wir die magische 1000km-Marke überfahren haben. Schade, wir haben es gar nicht gemerkt, keine Leute standen am Straßenrand und haben uns zugejubelt und kein Feuerwerk ging hoch.
Heute können wir es wieder ruhiger angehen lassen. Eine relativ kurze Tour liegt vor uns und wir wissen, dass wir am Ende unserer Etappe von unserer Bekannten Berit und ihrer Familie empfangen werden.
Also koppeln wir das erste Mal auf der Tour Peter ab und er darf selber fahren. Dies klappt für 15 km sehr gut. Dann kommen wir in Bad Abbach an. Dort winkt uns als erstes eine Bäckerei, direkt an einem Brunnen gelegen. Eine tolle Belohnung für die 15 selbst gestrampelten Kilometer. Erst Kuchen mit Limo und dann am Brunnen spielen. So geht der Vormittag vorbei.
Nach dem Ankoppeln von Peter geht es annähernd doppelt so schnell weiter. So kommen wir flott nach Regensburg. Meine Lenkung zickt irgendwie herum und als wir in Regensburg den ersten Fotostop am Eisernen Steg (ja, den gibt’s nicht nur in Frankfurt) machen, krieg ich den Lenker überhaupt nicht mehr bewegt.
Etwas unbequem beim Schieben durch die engen Gassen bis zum Dom. Dort erst mal die Räder abgestellt und den Dom St. Peter(!) angeschaut. Wir haben versucht alle „Peters“ im Dom zu finden, haben es aber vermutlich nicht ganz geschafft. Peter findet die Domschatzkammer und schaut sich die Schätze zusammen mit Martin an.
HInterher lassen wir uns von Google und Garmin nach Neutraubling lotsen. Mein Lenker lässt sich immer noch sehr schwer wuchten. Im fließenden Straßenverkehr auch etwas ungünstig. Trotzdem kommen wir wohlbehalten bei Berit an und werden herzlich empfangen. Die Wäsche wird gewaschen und dank Trocknungsgeräten (wegen Wasserschadens) im Keller, trocknet alles ruckzuck.
Wir dürfen uns das Essen wünschen und die Getränke im gut gefüllten Kühlschrank aussuchen. Toll! Der Spielplatz um die Ecke ist prima und der große Henry spielt stundenlang mit Peter Lego.
Martin bekommt auch wieder meinen Steuerkopf repariert: Von den Regengüssen der letzten Tage, war es im Lenkerrohr wohl leicht korrodiert. Nach Säubern und Schmieren mit Öl von Berit (danke auch dafür!), lenkt es sich jetzt wieder wunderbar und ich kann wieder die engsten Kurven fahren.
Mittwoch, 25.7.2018
Neutraubling – Friedenhainsee (bei Straubing), 45 km – gesamt 1068 km
Wir bekommen ein fürstliches Frühstück mit Butter und Nutella (ist beides bei der Hitze nicht transportierbar und gehört somit nicht zu unserem regulären Frühstück), verabschieden uns von der tollen Gastfreundschaft von Berit und ihrer Familie.
Die Walhalla lassen wir getrost links liegen. Ein Blick von unten reicht aus. Mit den Mädels waren wir ja schon mal oben.
Seit Wochen haben wir drauf gewartet. Endlich ist es soweit: Nach 14 Jahren fahren wir wieder durch den Gäuboden – die fruchtbare Region um Straubing herum. Heute nun also heißt es wieder: Links Mais, rechts Damm, in der Mitte Hitze – und wir. Irgendwie hat sich seit 2004 wenig verändert. Doch: die Wegeführung des Donauradweges nimmt nicht mehr die komplette Donauschleife zwischen Wörth und Straubing mit, sondern man kann auch ein wenig abkürzen und durchs Landesinnere fahren (schön parallel mal näher, mal entfernter der A3).
Nach 15 km allein fahren koppeln wir Peter kurz nach der Walhalla wieder an. Die Fahrt durch den Backofen wollen wir lieber flotter hinter uns bringen.
Der Tag bleibt heiß und nach Konsultation unseres Reiseführers sehen wir, dass es in Friedenhain einen See gibt, an dem man zelten kann. Dorthin fahren wir und kommen am frühen Nachmittag an. Schnell bauen wir das Zelt auf und springen dann in den See und kühlen uns ab. Hinterher in der Sonne liegen, Nils Holgersson lesen und dösen.
Plötzlich wird der Himmel tiefschwarz und ein Sturm bricht los. Das Zelt wird komplett durchgerüttelt und mit Starkregen auf Herz und Nieren geprüft. Im Großen Ganzen besteht es den Test. Nach dem Regen kommt Martin endlich mit dem Bier und dem Eis. Dafür war er kurz vor dem Regen losgegangen und musste dann in der See-Gaststätte den Sturm abwarten. Derweil saßen Peter und ich in froher Erwartung im Zelt.
Schon seltsam – von allen Freunden und Verwandten, mit denen wir per Whatsapp in Kontakt stehen, bekommen wir mit, dass in Deutschland eine große Dürre herrscht. Nur da, wo wir sind, ist es immer wieder ziemlich feucht…
Abends ein wunderschöner, sehr barocker Sonnnuntergang. Nachts Vollmond, der sehr malerisch von Wolken umspielt wird.
Donnerstag, 26.7.2018
Friedenhainsee – Niederalteich, 53 km – gesamt 1121 km
Mittagspause: Wolkenbruch
kurz nach Zeltaufbau: Wolkenbruch
Wo war noch mal die große Dürreperiode???
Morgens aber erst mal Baden im See. Herrlich!!!
Peter radelt wieder 10 km allein. Straubing lassen wir großzügig am anderen Donauufer rechts liegen. Mittagspause sehr idyllisch an einem Strand an der Donau. Wir planschen lustig im Wasser. Als wir wieder losfahren wollen – naja, siehe oben. Eingepackt in unsere Regenjacken sitzen wir unter einem Baum und singen alle lustigen Kinderlieder, die uns einfallen. Zum Glück endet der Regen vor dem Ende unseres Repertoires.
Kurz durch Deggendorf geschoben und auf dem Luitpoldplatz ein Bier und eine Limo getrunken. In der Buchhandlung nebenan kaufe ich einen Radwanderführer Passau-Wien. Ich möchte die Tour ja nicht völlig unvorbereitet machen. Überrascht stelle ich fest, dass die Tour von Passau nach Wien „nur“ 320 km sind. Das kriegen wir ja in wenigen Tagen hin.
Die nächste spannende Frage: Wo schlafen wir heute Nacht? Wir möchten unsere Reisekasse schonen und mal wieder außerhalb eines Campingplatzes nächtigen. In Niederalteich landen wir am Anleger der Fahrradfähre, wo wir schon vor 14 Jahren (am anderen Ufer) hängengeblieben sind.(siehe Bericht Tauernradweg…) Heute fährt die Fähre, aber wir möchten gar nicht übersetzen. Aber nebenan ist eine Wiesenfläche mit dem Vermerk „Kein Dauercampingplatz!“ Wir gehen also davon aus, dass das Übernachten für eine Nacht völlig ok und geduldet ist. Daher stellen wir unser Zelt auf. Als wir dem Wegweiser zur Toilette folgen, finden wir hinter dem Feuerwehrhaus eine sehr saubere Toilette, an der sich so einige Campingplätze ein Beispiel nehmen könnten. Vielen Dank an die Gemeinde Niederalteich! Wir lassen einen kleinen Obolus im aufgehängten Spendenkästchen.
Nach dem barocken Sonnenuntergang gestern gestaltet sich der heutige mehr im Caspar-David-Friedrich-Style. Vom Ausflugsdampfer winken uns die Gäste zu. Was haben wir es aber auch wieder mal idyllisch!