Bis Ulm

Dienstag, 17.7.2018
Beuron Hausen – Riedlingen, 59 km – gesamt 675 km
Weiterfahrt durch den Donaudurchbruch. Toll, wie die Felsen aus dem Wasser zu wachsen scheinen.


Rundherum lauter nette Dörfchen. Alles im barocken Stil: barocke Innenstädtchen, barocke Schlösschen, barocke Klosteranlagen. Ein jedes gehört eigentlich angeschaut. Wir schauen und schauen vom Radweg aus. Zwischendurch unglaublich viel Natur.
In Inzigkofen weist uns ein entgegenkommender Radler auf die Teufelsbrücke hin. Man muss dafür eine steile Stiege heruntersteigen, um auf die Brücke zu kommen, die eine romantische Schlucht auf 20 m Höhe überquert. Danach wieder steil hoch und wir sind wieder bei den Fahrrädern.


Wir kommen durch Sigmaringen. Um ein touristisches Highlight mitzunehmen, schieben wir die Räder zur architektonisch reizvollen Burg hoch. Dort besuchen wir die überaus gut bestückte Waffensammlung. Prima, es gibt einen Audioguide,der genau das vorliest, was auf den Erklärtafeln steht. Peter ist beschäftigt und ist von den ganzen Waffen beeindruckt. Hinterher Eis und Kuchen in der Fürstlichen Hofkonditorei der Hohenzollern.


Noch ein „Highlight“ lag auf dem Weg. Wir kamen am Firmenverkauf der Nudelfirma „Gaggli“ vorbei. In dem Laden kauften wir ein Glas Nudel-Fertigsoße und eine Packung Nudeln. Peters Kommentar im Laden: „Hier gibt es ja gar keine Kekse!“


Abends landen wir an einem kleinen Zeltplatz in Riedlingen, betrieben offensichtlich von einem Bauern, der seine Wiese für Zelter freigegeben hat. Alles auf einfachstem Niveau. Aber alles da, was das Herz begehrt: Toilette, Dusche, Getränkeautomat (wohl aus den 70er Jahren vergessen) und Steckdosen.

Suchbild: Wer findet das Handy, das grad aufgeladen wird?

Außerdem: Ein Trampeltrecker!

Um die Ecke eine wunderbare alte Schrankenanlage, die bimmelnd und blinkend ansagt, wann der nächste Zug auf der eingleisigen Strecke durchtuckert.
Hier stellen wir fest, dass die Donau tatsächlich ein europäischer Fluss ist. Die kleine Schlange, die sich vor der einzigen Dusche gebildet hat, besteht aus Franzosen, Polen und uns. Durch mehr oder weniger gebrochenes Englisch haben wir uns von unseren Touren und Plänen erzählt. Die Franzosen sind in Montpellier gestartet und wollen noch bis Budapest fahren. Die Polen sind mit dem Auto nach Donaueschingen gekommen und werden bis Ingolstadt fahren. Jeder, der mich kennt, weiß um meine Englischkenntnisse. Das Schöne war, dass die anderen genauso schlecht Englisch sprechen konnten. Spaß hatten wir trotzdem.

Was haben wir an diesem Tag gelernt?
– Wir können Bussarde von schwarzen Milanen unterscheiden.
– Wir haben gesehen, wie Greifvögel (waren es Falken? Dafür reicht unsere Greifvogelkenntnis leider noch nicht aus) eine Gruppe von Krähen angreifen.
– Wir können sicher Weizen, Gerste, Roggen und Hafer voneinander unterscheiden. Zumindest die Erwachsenen unter uns. Die unter 6jährigen unserer Reisegruppe brauchen wohl noch ca. 100 km Getreidefelder für die sichere Bestimmung der Getreidearten.

Mittwoch, 18.7.2018
Riedlingen – Ulm, 69 km – gesamt 744 km
Die nette Nachbarsfamilie auf dem Zeltplatz erzählt, dass sie an diesem Tag bis Ulm fahren wollen (über den Blautopf – puh). Da Peter sich mit dem jüngeren Sohn etwas angefreundet hat, denken wir, dass wir das ja wohl auch schaffen könnten (ohne Blautopf!). Die Strecke lässt sich auch hübsch präpariert an. Die ersten 20 km zwar etwas hügelig, aber dann wird es flacher und immer leicht bergab. So richtig viele Sehenswürdigkeiten außer der Landschaft gibt es auch heute nicht. Daher fliegt es sich ganz gut durch die Gegend. Viele Tiere gibt es zu sehen. Fast wie Zoo. Leider fehlen an vielen Tieren die entsprechenden Hinweisschildchen mit Namen usw. Aber das Reh haben wir unzweifelhaft bestimmen können.
Plötzlich deutet Peter in Rechtenstein nach links und sagt: „Da will ich hoch.“ Da hat er doch tatsächlich eine Treppe erspäht, die zu einer kleinen Höhle („Geisterhöhle“) hochführt, die man selbst erkunden kann. Schnell Taschenlampen aus den Satteltaschen herausgekramt und eine kleine Spritztour durch die Höhle gemacht.


Mangels weiterer Sehenswürdigkeiten radelt es sich flott an der Donau entlang und am Nachmittag trudeln wir am Zeltplatz der Ulmer Paddler ein. Schön – eine kleine Zeltwiese mitten in Ulm, einen knappen Kilometer vom Münster entfernt. Wir schlagen unser Zelt auf, plaudern noch mit dem Franzosen aus der Bretagne, der mit Frau und Kind (21 Monate) auf dem Weg nach Sydney (!) ist und gehen dann im Fischerviertel essen. Wunderschön am Ufer der Blau.
Die Familie, wegen der wir direkt bis Ulm gefahren sind, treffen wir auf dem Heimweg auf einer Zeltwiese eines anderen Kanuvereins.

Link auf den Blog der Familie, die nach Sydney unterwegs ist: http://auraysydneyavelo.ouvaton.org
(Da soll noch mal jemand sagen, dass wir eine Abenteuerfahrt machen.)

One thought on “Bis Ulm

  1. Liebe Frau Taplick,
    als Sie mir vor den Ferien von Ihrem Reiseplan erzählten, stand mir der Mund vor Staunen offen.
    Nachdem ich alle Ihre Berichte gelesen haben bekomme ich den Mund nicht mehr zu!
    Ihre Berichte sind äußerst interessant und launig (Basis für ein Reisebuch ?) und die Fotos sind toll.
    Was Sie mit Ihrem Mann und Peter alles machen, das ist außergewöhnlich: es wird besichtigt, Essen wird zubereitet, es wird „Unterricht –on-the –road“ gemacht und außerdem radeln Sie auch noch.
    Und wie!
    Nachdem Sie jetzt schon mit über 700 km ca. ein Fünftel der Gesamtstrecke in 2 Wochen geschafft haben, fragt man sich was Sie mit der restlichen Zeit machen? Evtl. Nordafrika ? (Joke!).
    Für Peter ist das ja ein gigantischer Eindruck. Wenn zurück in 2019 wird er als Welten- bzw. Europabummler bei seinen FreundINNEN einen Superschlag haben.
    Ich wünsche Ihnen Allen alles erdenklich Gute, weiterhin gutes Gelingen und gesundes und glückliches Ankommen in Sizilien.
    Mit lieben Grüßen Ivar Eldring.
    P.S.: Ist etwas viel geworden- mußte aber sein!

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