Samstag, 28.7.2018
Passau – Wesenufer, 42 km gesamt – 1216 km
Wir lassen es morgens ruhig angehen, da wir uns heute mit unseren Freunden Sandra und Manfred in Passau treffen wollen. Sie wollen uns drei Tage auf unserer Tour begleiten. Wir schauen zu, wie sich der gestern abend gut gefüllte Zeltplatz rasant leert und alle Reiseradler sich auf ihren Weg machen. Besonders tun es uns die beiten Briten an, die mit Klapprädern unterwegs sind und ihr Gepäck auf einem Longboard hinter sich her ziehen. Sie fragen uns nach dem Weg nach München und wir erläutern: die Donau bis Deggendorf und dann die Isar hoch, bis München. Also ganz einfach.
Wir fahren in Passau zunächst zur Buchhandlung, wo ich den Reiseführer bis Budapest abhole. Der REWE nebenan lacht uns an und wir machen eine erste Essensrast. Währenddessen ruft Sandra an und vermeldet, dass sie da sind. Wir fahren zu ihrem Parkplatz und räumen erst mal um. Sie bringen uns ein paar Sachen mit, die wir bei unseren Housesittern geordert haben, dafür liefern wir die abgearbeiteten Reiseführer bei ihnen ab.
Gemeinsam schieben wir durch die Altstadt Passaus und schauen uns den Dom mit der weltgrößten Kirchenorgel an. Martin und ich haben Erinnerungen an unseren ersten Passaubesuch1993, als wir mit dem Fahrrad von Venedig wieder zurückfuhren. Wir besuchten die Sonntagsmesse im Dom und mussten uns eine ziemlich unsägliche Predigt anhören. Einer der Momente, wo es uns Leid tut, dass wir damals nicht aufstanden, protestierten und gegangen sind.
Weiter geht’s zur Innmündung. Einfach faszinierend, wie sich das dunkle Wasser der Donau mit dem milchigen Wasser des Inns mischt. Wer sich das folgende Foto genau anschaut, kann links das dunkle Donauwasser und rechts das milchige Innwasser erkennen. Ach ja – und zwischendrin stehen wir:
Nach einer Picknickrast am Inn-Zufluss machen wir uns zu fünft auf den weiteren Weg der Donau entang.
Aufregend: Heute überschreiten wir die erste Staatengrenze und kommen nach Österrreich. Auf dem Weg philosophiere ich mit Sandra, was für ein Glück wir haben, dass wir in so einem tollen Staatenverbund wie der EU leben dürfen und dass Dank Schengen das Reisen hier so wunderbar klappt. Wir hoffen, dass diese Situation noch lange bleibt und nicht durch „übermotivierte“ Politiker zunichte gemacht wird.
Die Grenze hatten wir uns trotz allem etwas beeindruckender vorgestellt:
Mit Rückenwind fährt’s sich leicht und am späten Nachmittag kommen wir in Wesenufer an. Ein Campingplatz, an dem offensichtlich nur selten Radwanderer ankommen. Am Eingang das Schild, dass Stellplätze nur für Dauercamper vergeben werden. Aber eine Zeltwiese hat’s, die wir allein belagern dürfen und auch einen überdachten Tisch, an dem wir den für uns inzwischen obligatorischen Regenschauer abwarten (Dürreperiode??? Niedrigwasser??? Die einzige Wolke Deutschlands und Österreichs scheint uns zu verfolgen.)
Baden in der Donau geht hier wunderbar. Der Inn hat spürbar kühleres Wasser beigesteuert, was das Ganze noch erfrischender macht.
Mangels Bewirtung gehen wir abends ins nebenan gelegene Sportlerheim, schauen uns die letzten Minuten des Matches der örtlichen Fußballmannschaft an und genehmigen uns noch ein Bier. Peter findet einen Tischkicker und spielt mit Sandra, Manfred und mir.
Als Sandra, Manfred und Peter in die Zelte kriechen, schlendern Martin und ich noch durch den Ort und landen vor dem Feuerwehrhaus auf dem Feuerwehrfest. Die Blasmusi spielt auf (ca. 1/3 der Bewohner), es wird toll bewirtet (ein weiteres Drittel der Bewohner) und die Biertische sind mit Gästen gut gefüllt (das letzte Drittel der Bewohner). Die Musik wird mit jedem Marsch leicht schräger, da ständig von Oberamtsmännern und ähnlich wichtigen Menschen Runden für das Orchester ausgeben werden. Rund um die Stühle der Musiker stehen leere Biergläser. Wir freuen uns, als sich einer der Gönner den „Hessenmarsch“ wünscht. Haben wir zwar noch nie gehört, fühlen uns aber verbunden.
Sonntag, 29.7.2018
Wesenufer – Feldkirchen, 42 km – gesamt 1258 km
Nach einem leckeren Frühstück mit Brot, allen möglichen Belägen, Müsli mit Obst, Joghurt und Milch brechen wir gut gesättigt auf.
Um 7 km später wieder anzuhalten. Dort lockt uns die Schlögener Schlinge mit einem Aussichtspunkt, der nach einer halben Stunde Wanderung den Waldweg hinauf erreicht ist. Ein wunderschöner Blick auf die Donau eröffnet sich. Und ja – es ist nicht die Saarschleife, sondern hier hat die Donau es nicht geschafft, sich durch den Granitfels zu arbeiten und hat daher die Schlingenform gewählt.
Nachdem Peter gegen Sandra nach dem Frühstück bei einem Spiel verloren hatte, hatte er sich genügend aufgeregt und somit Energie in sich dass er schon die 7 km (sanft bergauf und bergab) allein mit dem Rad und dann die Wanderung in einem enormen Tempo bewältigte.
Wir fuhren noch 1 km weiter, um mit der Fähre überzusetzen.
Dort erwartete uns ein traumhaftes Heurigenlokal. Wir hatten schon wieder ordentlich Hunger und bestellten Brettljause und Most. Zum Nachtisch gab’s noch Kuchen des Hauses. Alles aus eigener Herstellung und unglaublich lecker. Auch eine Zeltwiese hätte es am Haus gegeben, jedoch war dies nach 8 km Radfahren keine Option, obwohl sehr verlockend. Wer sich auch mal auf diese Tour begeben möchte, sollte sich auch für einen durchaus längeren Halt diese Adresse merken: www.radfaehre.at, Siegfried Pumberger.
Weiter geht’s durch ein idyllisches Donautal. Fast kaum zum Aushalten. Die Donau fließt majestätisch dahin, gesäumt von bewaldeten Bergen, hin und wieder mal ein Bauernhaus oder Hofgut. Der Weg ist wunderbar asphaltiert und quasi autofrei. Zwischendurch mal eine Burgruine auf den umgebenden Hügeln oder ein Biotop am Wegesrand. Das Wetter ist optimal sonnig warm, wir fahren jedoch die ganze Zeit im Schatten der Bäume. Hach, wenn es doch so bis Sizilien weitergehen könnte.
Spätnachmittags kommen wir am Campingplatz am Feldkircher See an. Schnell die Zelte aufgebaut und dann ins kühle Nass. Peter freut sich sehr, dass Sandra und Manfred ihm seine Schwimmflügel mitgebracht haben und paddelt glücklich durch das Wasser.
Abends ein aus den Resten unserer Satteltaschen und zwei erbettelten Tomaten ein sehr leckeres Couscous-Gericht gezaubert. Sandra hat nachmittags auf einem Feld noch ein paar Spät-Erdbeeren entdeckt, die unser Nachtisch sind.
Nach ein/zwei Bier und einem Spiel zufrieden ins Zelt gesackt und aufgeregt auf morgen gewartet, denn da kommt Peters großer Tag.
Servus Österreich!
Erstaunlich, wie gut ihr vorankommt. Wenn das so weitergeht, seid ihr deutlich vor Plan in Sizilien.
@Martin – das Büro verfolgt das auch und ist einstimmig der Meinung, dass du so entspannt wie noch nie ausschaust. Weitermachen.
Grüsse aus Hessen.