Budapest

Montag, 13.8.2018
Esztergom – Vác, 51 km – gesamt 1890 km
Morgens Esztergom und seine Basilika besichtigt. Dies ist die größte Kirche in Ungarn und soll wohl auch das „ungarische Rom“ genannt werden. Ja, groß ist das Teil. Künstlerisch wertvoll wohl eher weniger. Aber prima, dass es für die Kinder ein deutschsprachiges Quiz gibt, um die Basilika zu erkunden. Gemeinsam suchen wir die Engel mit den Instrumenten, die Delfine und den Engel, der Josefs Werkzeug trägt.

Ein weiteres Highlight ist das Besteigen der Kuppel. Hoch über der Donau können wir weit ins Land schauen und auch den heute kommenden Weg erahnen.
Heute fahren wir nämlich im Donauknie. Hier macht die Donau nach einigen Schlenkern einen Bogen Richtung Süden, um dann durch Budapest zu fließen. Die Landschaft sehr malerisch. Die Ebene, die wir in den letzten Tagen durchfuhren wird durch Hügel und Berge aufgelockert. Teilweise sehen wir die Felsen durch die Wälder hindurch.
Der Radweg wechselt hinter Esztergom wieder auf die linke Donauseite. Gemütlich rollen wir auf die Fähre, die passenderweise gerade da ist und lassen uns rüberfahren. Erst am anderen Ufer realisieren wir dass diese Fähre nur einmal stündlich fährt und wir durch Zufall genau zum Abfahrtszeitpunkt am Anleger ankamen. Toll! Glück gehabt!

Nach Visegrád möchten wir auch mit der Fähre übersetzen. Vorgewarnt schauen wir nach, wann diese Fähre fährt. Aha – in einer dreiviertel Stunde wäre es wieder so weit. Der Blick auf die Karte verrät: es sind noch 16 km bis dorthin. Ein Klacks, wir fahren los und mit einem für unsere Verhältnisse hohen Tempo erreichen wir auch diese Fähre ziemlich pünktlich zum Zeitpunkt des Ablegens. In Visegrád erst einmal ein kühles Getränk nach dieser flotten Tour. Und dann erst mal genau in den Reiseführer geschaut: Um die Hochburg zu erreichen, müsste man einen recht steilen Weg 5 km steil bergauf fahren.

 

Das ist uns jetzt aber doch zu anstrengend. Also nehmen wir uns den Königspalast und den Salomonturm vor. Am Königspalast die Ernüchterung: Heute ist Montag – also geschlossen und keine Besichtigung. Nun denn, dann wenigstens noch den Salomonturm (von außen, da Montag) angeschaut und wieder zum Fähranleger zurück. Den Rest der Tagesetappe nach Vác wollen wir auch auf dem linken Ufer machen.
Mit Vác erreichen wir den wahrscheinlich östlichsten Punkt unserer Tour. Wird auch Zeit, dass wir mal wieder mehr nach Westen fahren. Die Nächte beginnen schon erstaunlich früh und um 21 Uhr ist es stockdunkel. Etwas länger Tageslicht fänden wir eigentlich besser.
Wir zelten im Garten eines Hostels für kleines Geld. Alles sehr einfach. Die Damen am „Empfang“ sehen anscheinend nicht so oft Radler mit Zelt und benötigen geraume Zeit für den „Check in“. Wir bleiben diese Nacht die einzigen im Garten. Peter freut sich, mit den Katzen dort spielen zu können.

 

Dienstag, 14.8.2018
Vàc – Budapest, 60 km, gesamt 1950 km
Wir rollen durchs Städtchen mit dem etwas seltsamen Dom (haben sie dort die Türme vergessen?) und setzen mit der Fähre aufs rechte Ufer über.

 

Heute fährt Peter mal wieder selbst, und prompt zahlen wir die Fähre für drei Räder. Auf den letzten Fähren hat Peters Rad wohl nicht für voll gezählt. Zunächst noch recht ländlich nähern wir uns zusehends dem städtischen Ballungsraum vor Budapest. Wir kommen durch Szentendre, voll touristisch erschlossen, nette Gässchen, haufenweise Restaurants und Touristenshops. Am Ufer des Donau-Seitenarms pausieren wir an einer Strandbar, die seltsamerweise das komplette Peter Fox-Album „Stadtaffe“ runterdudelt. Wir sind ungefähr auf der Hälfte der Donau von der Quelle bis zur Mündung.

 

Weiter nach Budapest herein quetschen wir uns mit den beladenen Rädern durch Menschenmassen, die zum Sziget-Festival wollen. Vom 8. bis zum 15.8. spielen auf der Donauinsel Musiker von Rang und Namen. Weiter nach Budapest herein beeindruckt uns zuerst der Burgberg, dann das Parlament auf der anderen Seite.

 

 

Wir halten erstmal in einem Cafe und bewundern unsere eigene Leistung, es bis Budapest geschafft zu haben. Anschließend queren wir auf die Seite von Pest und fahren ca. 13 eher unerquickliche km eine der Haupteinfallstraßen entlang in die Außenbezirke bis zum Haus eines Bekannten, der uns großzügigerweise und dankenswerterweise Quartier hier gewährt. Am Haus erwartet uns der fließend ungarisch sprechende Vater und erklärt uns freundlichst alles Notwendige. Wir dürfen uns wie zu Hause fühlen und freuen uns sehr über Küche, Kühlschrank und Waschmaschine. Peter freut sich sehr, dass er die Spielsachen benutzen darf. Am Abend entladen sich die zwischenzeitlich aufgezogenen dunklen Wolken im Gewitter – und wir sind im trockenen Haus. Toll!

Mittwoch, 15.8.2018
Budapest
Mit der S-Bahn und der Metro fahren wir ins Stadtzentrum. Am Vörösmarty ter, dem Endpunkt der M1, soll um 10:30 Uhr eine „free walking tour“ angeboten werden. So eine Art der Stadtführung haben wir bereits letztes Jahr in Venedig mitgemacht und fanden es toll. Es sammeln sich schließlich ca. 150 Leute aus aller Herren Länder, die wohlorganisiert in 5 Gruppen aufgeteilt werden. Dann erfahren wir 2,5 Stunden lang Wissenswertes über Land und Leute, Sehenswürdigkeiten, Tipps zu Restaurants und einige Seitenhiebe auf die aktuelle politische Situation in Ungarn. Wir beginnen auf der Pester Seite und laufen bis auf den „Burgberg“ auf der Buda-Seite.

 

 

 

 

 

 

Peter macht geduldig mit – von der englischen Führung versteht er leider nichts. Die Tour auf den Burgberg kürzt er aber mit Catrin im Bus ab. Da der Bus absolut überfüllt ist, steht Peter direkt neben dem Fahrer und klebt quasi hinter der Windschutzscheibe. Toll – er hat den super Überblick über den Weg auf den Burgberg hoch. Oben stolpern wir direkt in die „Wachablösung“ am Präsidentenpalast. Wofür diese absurd durchchoreographierte Show sein soll, weiß kein Mensch (laut unserer Reiseführerin gibt es die auch erst seit ungefähr fünf Jahren). Aber Peter ist so begeistert davon, dass wir diese Präsentation später noch ein zweites Mal anschauen. Wir bummeln zurück, die Zeit verfliegt, nachmittags essen wir in einem urigen Restaurant im jüdischen Viertel. Die Synagoge ist die größte in Europa!

 

Wir machen uns wieder auf den Heimweg und erledigen unser Einkäufe in einem gigantischen Einkaufzentrum am Örs vezer tere, wo wir sowieso von der Metro in die „S-Bahn“ umsteigen.

Donnerstag, 16.8.2018
Budapest
Im Stadtzentrum schauen wir uns den Stefansdom von innen an. Er wurde Anfang des 20. Jahrhunderts fertiggestellt und drei Architekten haben an ihm gewirkt. Deswegen hat er eine neo-klassizistische Front, neo-renaissanceartige Türme und eine neo-barocke Innengestaltung mit viel Marmor und Gold.

 

Wir bewundern die mumifizierte rechte Hand von St. Stefan, der eigentlich erst wegen der Mumifizierung seiner Hand heiliggesprochen wurde – das war das notwendige Wunder.

 

 

 

Außerdem ist hier das Grab von Ferenc Puscás, dem 2006 gestorbenen Fußballspieler und so eine Art moderner Nationalheld. Von der Kuppel aus genießen wir den Blick über die Stadt. Anschließend bummeln wir bis zur Markthalle mit vielen Ständen. Wer kam eigentlich auf die Idee, mit sauer eingelegtem Gemüse Gesichter zu gestalten?

 

Dann fahren wir mit dem Linienschiffchen, das mit zum Budapester Nahverkehr gehört, bis zur Margaretheninsel und gehen dort ins Thermal-Freibad Palatinus. Da hat es Rutschen, Spaßbecken und große Becken mit waaarmen Wasser aus den in Ungarn allgegenwärtigen Thermalquellen. Bis heute dachten auch wir, dass es doch Quatsch ist, bei 31 Grad Außentemperatur in 36 Grad heißes Wasser zu steigen. Aber wir wurden eines besseren belehrt. Es war sehr erholsam. Obwohl das Bad heute ziemlich viele Besucher hatte, verteilte sich die Menschenmasse ganz gut auf das riesige Bad. Unbeeindruckt vom Trubel läuft ein Storch über die Wiese zwischen den Handtüchern und sucht Nahrhaftes.
Auf dem Rückweg bleiben wir noch in einem netten Pub im jüdischen Viertel hängen und es wird spät, bis wir zurückkommen.

Freitag, 17.8.2018
Budapest
Heute fahren wir mit der Metrolinie 1 – die ist selbst eine Sehenswürdigkeit, weil sie die erste U-Bahn in Europa war. Ok, die Londoner waren noch eher dran, aber erstens betrachten sich die Briten eh nicht als Teil von Europa, und zweitens fuhr die in Budapest auch von Beginn an elektrisch. Die Wägelchen rattern originalgetreu dahin und die meisten Stationen sind liebvoll antik restauriert.

 

Wir schauen uns den „Heldenplatz“ an mit Siegessäule und vielen, überlebensgroßen, grünspanüberzogenen Helden zu Pferd.

 

Anschießend fahren wir mit der Metro zur Felsenkirche. Dabei nutzen wir die recht neue Linie 4 und steigen in der spacigen Station Kálvin tér um.

 

Die Felsenkirche ist eine nach dem Vorbild von Lourdes in den Felsen gehauene Kirche, wurde im Kommunismus zubetoniert, ist mittlerweile aber wiederhergestellt. Der Audioguide erklärt uns, wie der heilige König Stephan das ungarische Reich unter den Schutz der Jungfrau Maria gestellt hat … oder so.

 

Wir bummeln zurück durch einige Straßen und Gassen im „jüdischen Viertel“ und entdecken abgefahrene Kneipen, Cafes, Restaurants und Krimskramsläden.
Budapest insgesamt hinterlässt bei uns den Eindruck eines bunten Durcheinanders von Prunkbauten, liebvoll restaurierten Fassaden, vielen Plätzen, Brunnen, überall Cafes und Restaurants, Bauten des sowjetischen Realismus, abbruchreife Gemäuer, Kirchen, Brücken und vielen Menschen. Insgesamt sehr sympatisch.

 

 

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